Neuer Anlauf zur Entflechtung des „Marmor-Knäuels“

Publiziert in 7 / 2015 - Erschienen am 25. Februar 2015
In Kürze Treffen aller Akteure beim Landeshauptmann. Andreas Tappeiner: „Die Gemeinde Laas setzt auf die Schrägbahn“. Laas/Schlanders - Die Frage rund um den Abtransport des Marmors in Laas und in Göflan hat sich zu einem „gordischen Knoten“ entwickelt. Ob es gelingt, ihn am 16. März zu durchhauen und den „Marmor-Knäuel“ endgültig zu entflechten, bleibt abzuwarten. Für diesen Tag jedenfalls ist ein Treffen beim Landeshauptmann Arno Kompatscher in Bozen anberaumt. Neben Kompatscher und Landesrat Arnold Schuler sowie den Vertretern der Gemeinden Laas und Schlanders und der Fraktionen Laas und ­Göflan werden dieses Mal laut dem Laaser Bürgermeister Andreas Tappeiner auch die Buchbetreiber mit am Tisch sitzen: die Lasa Marmo GmbH und die Göflaner Marmor GmbH. „Keine Maßnahmen für Straßenabtransport“ Dass entlang der Zufahrts­straße nach Tarnell und auch entlang der Forststraße oberhalb von Tarnell, die bis zum Weißwasserbruch führt, unlängst Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt und Teilstücke der Straße verbreitert wurden, führte in Laas zu Befürchtungen, wonach die Straße für einen „regelmäßigen“ Abtransport des Marmors adaptiert werden könnte. Andreas Tappeiner bestätigte dem der Vinschger, „dass die Gemeinde Laas kein Interesse hat, Maßnahmen zur Adaptierung der Straße für einen Marmorabtransport zu setzen“. Ausnahmen habe es allerdings gegeben und werde es auch in Zukunft geben, „aber nur für den Transport von außergewöhnlich großen Blöcken, die mehr als 20 Tonnen wiegen und die mit der Schrägbahn nicht transportiert werden können“. Für diese Sondertransporte würden jeweils eigene Genehmigungen ausgestellt. Sondermaßnahmen für großen Bagger Gewisse Verbreiterungen an bestimmten Stellen entlang der Forststraße oberhalb von Tarnell waren laut Tappeiner notwendig, um es der Lasa Marmo zu ermöglichen, den neuen, über 3,6 Meter breiten und über 50 Tonnen schweren Bagger bis zum Weißwasserbruch zu bringen. Für diese Maßnahmen habe die Lasa Marmo in Absprache mit der Fraktionsverwaltung Laas rechtzeitig ein kleines Projekt vorgelegt, das dann auch genehmigt wurde. Abgesehen davon sei eine ordentliche und zum Teil auch außerordentliche Instandsetzung der Zufahrt bis Tarnell ohnehin notwendig: „Als die Zufahrt seinerzeit errichtet wurde, war die Straßenbautechnik eben so wie sie zu jener Zeit war.“ Eine Lkw-taugliche Zufahrt bis Tarnell sei für die dortigen Höfe unabdingbar, vor allem auch wenn Bautätigkeiten anstehen. Kosten als Knackpunkt Den größten Knackpunkt in der ganzen Diskussion stellen wohl die bisher stark unterschiedlichen Kosten des Abtransports da. Beim Wantlbruch in Göflan ist es so, dass die Gemeinde Schlanders vertraglich verpflichtet ist, den Abtransport zu garantieren. Der Bruchbetreiber zahlt der Gemeinde ca. 60 Euro pro Kubikmeter für den Transport. „Die Transportkosten über die Schrägbahn in Laas sind viel höher“, so ­Tappeiner. Aus Laaser Sicht habe er grundsätzlich nichts dagegen, dass der Marmor aus Göflan weiterhin über die Straße in Göflan abtransportiert wird, „allerdings muss es gelingen, auch die Kosten über die Transportstrukturen in Laas irgendwie so zu gestalten, „dass es in der Kostensituation zu einer gewissen Gleichwertigkeit unter den Bruchbetreibern kommt“. Es gehe nicht an, dass ein Betrieb im Vergleich zum anderen viel mehr bezahlen muss, denn das käme einer Wettbewerbsverzerrung gleich. Wenn die Kosten auf Laaser Seite ungleich höher sind, liege es auf der Hand, dass der Druck auf einen Abtransport über die Straße in Laas immer größer wird. Schlanders will am Abtransport über Göflan festhalten Die Gemeinde Schlanders und die Fraktion Göflan haben das Angebot, den Göflaner Marmor für ca. 100 Euro pro Kubikmeter über die Schrägbahn zu Tal zu bringen und dann bis zum Werk nach Schlanders weiter zu transportieren, bekanntlich schon mehrfach als unannehmbar bezeichnet. Erstens aus wirtschaftlicher Sicht und zweitens auch in Bezug auf die Umweltbelastungen. Das habe auch eine neutrale Studie ergeben, die Ende 2012 von der Firma RaumUmwelt®Planungs-GmbH aus Wien im Auftrag der Fraktion Göflan erstellt wurde. „Für uns ist wichtig, dass wir am Straßenabtransport über Göflan festhalten können“, sagt der Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera: „Eine provisorische Genehmigung ist gut, eine endgültige besser.“ Dass es ab 2015 keinerlei Provisorien mehr geben sollte, hatten Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Arnold Schuler allerdings schon 2014 angekündigt. Neue Studie Beim Treffen am 16. März soll laut Tappeiner auch eine neue Studie miteinfließen, die von der Lasa Marmor in Auftrag gegeben worden ist. Darin werden angeblich Kosten- und auch Umweltaspekte beleuchtet. Etwas bedauerlich findet es Tappeiner, dass sich die ganze Diskussion rund um den Marmor mehr oder weniger auf den Abtransport konzentriert: „Dabei schlagen sich die Transportkosten im Gesamtbudget der Firmen, die den Marmor abbauen, ‚nur’ im Ausmaß von 2 bis 5 Prozent nieder. Außerdem sind die Schweizer Aktionäre der Lasa Marmo bereit, die Mehrkosten, die sich durch die Nutzung der Schrägbahn ergeben, zu tragen“. Tappeiner will damit grundsätzlich sagen, dass es an der Zeit ist, „endlich eine gemeinsame Lösung zu finden, alle bisherigen ­Streitereien zu beenden und gemeinsam nach vorne zu schauen.“ Wird Schrägbahn UNESCO-Weltkulturerbe? Der Schrägbahn komme als Industriedenkmal eine Bedeutung zu, die weit über Laas hinausgehe. Vor allem die „Freunde der Schrägbahn“ seien derzeit darum bemüht, die Schrägbahn als UNESCO-Weltkulturerbe eintragen zu lassen. In diesem Sinne kann sich der Laaser Bürgermeister auch vorstellen, dass für eine sanfte Sanierung der Schrägbahn EU-Beiträge und weitere öffentliche Geldmittel zur Verfügung gestellt werden könnten. „Es ist an der Zeit, alle Kleinkämpfe zwischen den Gemeinden und Fraktionen zu beenden, den Marmor als Marke des ganzen Vinschgaus anzusehen und die Kräfte ent­sprechend zu bündeln“, ist Tappeiner überzeugt. Wie schon am Beispiel des gemeinsamen Tourismusvereins Schlanders-Laas sollte es auch in punkto Marmor zu einer engen Zusammenarbeit kommen. Eine solche wäre auch unter den Bruchbetreibern sinnvoll und für beiden Seiten von Vorteil, speziell in schwierigen Absatzzeiten, wie es die jetzigen sind. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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