Neuer Schwung in alten Mauern

Churburger Wirtschaftsgespräche mit neuen, aktuellen Themen

Publiziert in 37 / 2017 - Erschienen am 31. Oktober 2017

Schluderns - Die Churburger Wirtschaftsgespräche haben sich in diesem Jahr mit neuen, aktuellen Themen zu Wort gemeldet. Alter Tradition gemäß wurden die Gäste von der Musikkapelle Schluderns mit zügigen Weisen begrüßt und der Schludernser Bürgermeister Peter Trafoier hieß die Teilnehmer herzlich willkommen. Die 32. Wirtschaftsgespräche standen unter dem Generalthema „Innovativ wachsen“. Dabei wurde eine Reihe positiver Beispiele für innovatives Wachsen den zahlreichen Teilnehmern vorgestellt. Besonderes Interesse erweckte das Referat des Österreichischen Jungunternehmers aus der Steiermark Wolfgang Deutschmann. In eindrucksvoller Manier und untermauert mit vielen konkreten Fakten sprach er über Sinn und Chancen von Crowdfunding. Deutschmann hatte es selbst schon vor seiner Matura gewagt, eine eigene Firma zu gründen. Crowdfunding ist eine Form der Finanzierung („funding“) durch eine Menge („crowd“) von Internetnutzern. Zur Spende oder Beteiligung wird über persönliche Homepages, professionelle Websites und spezielle Plattformen aufgerufen. Mit Crowdfunding lassen sich Projekte, Produkte, Startups und vieles mehr finanzieren. Das Besondere beim Crowdfunding ist, dass eine Vielzahl an Menschen ein Projekt finanziell unterstützt und sich daher auch mit dem Projekt persönlich identifiziert.

Crowdfunding

Wolfgang Deutschmann kann auf die Erfahrungen aus der eigenen Firmengründung blicken und auch aus Fehlern lernen, von denen auch er nicht verschont geblieben war. Seine Firma, die Rockets-Holding, ist mit über 34% Marktanteil Österreichs größter Betreiber von Crowdfunding Plattformen. Unter den tausenden Investoren befinden sich Personen aus allen Bevölkerungsgruppen. Durchschnittlich investiert ein Einzahler rund 1.000 Euro. Die Darlehensgeber erhalten über eine bestimmte Laufzeit einen fixen vorher vereinbarten Zinssatz. Die Rockets-Holding hat derzeit 16.500 registrierte Investoren. Deutschmann erläuterte in seinem Referat, was beim Crowdfunding beachtet werden muss: Welche Projekte eignen sich für Crowdfunding? Wie kann Crowdfunding als Marketinginstrument erhöhten Umsatz bringen? Welche Anforderungen gibt es bei Plattformen? Wie ist das Koste/Nutzen Verhältnis für das eigene Unternehmen? Es wurde betont, dass sich Crowdfunding für fast alle Projekte eignet, aber eben nur fast. „Ich muss wissen, für welche Zielgruppe ich etwas schaffen will, wem genau mein Produkt Vorteile bringen soll, weil die Zielgruppe dann zu meinem Marktbotschafter werden muss.“ Hochkomplexe Projekte, die nicht in drei Sätzen erklärt werden können, sind für Crowdfunding eher ungeeignet, weil die Aufmerksamkeitsspanne im Internet nur äußerst kurz bemessen ist. Ebenso ungeeignet sind unsichere Projekte, deren Realisierung von Dritten oder Behörden abhängig ist und Themen, die nicht visualisiert werden können, das heißt, dass sie nicht über ein kurzes Video verständlich gemacht werden können. Gänzlich ungeeignet sind geheime Projekte und solche, deren Patentschutz durch die Veröffentlichung beeinflusst werden könnte. Als besonders wichtigen Hinweis bezeichnete Deutschmann die Vorgangsweise, dass beispielsweise bei einem Projekt für Gemüseanbau die Investoren eingeladen werden sollten, ihren Bedarf in diesem Projekt zu besonders günstigen Bedingungen decken sollten. Dadurch werde der Kunde an das Projekt gebunden und es wird eine überpropor-
tionale Aufmerksamkeit erreicht. Ein ganz entscheidender Vorteil des Crowdfunding ist die Möglichkeit, dadurch das Eigenkapital zu ersetzen bei geringerem bürokratischen Aufwand und weniger finanziellen Hürden. Abschließend meinte Deutschmann, dass sich Crowdfunding für viel mehr Projekte und Unternehmen eignet, als man gemeinhin annimmt.

Friedrich Haring
Friedrich Haring
Vinschger Sonderausgabe

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