Null Chemie und Esel als Arbeitstiere

Publiziert in 24 / 2013 - Erschienen am 3. Juli 2013
Abt Markus Spanier setzt neue Akzente. Pächter arbeitet nach biologisch-dynamischen Richtlinien. Burgeis - Er hat einen schnellen Schritt: „Hier wird gerade das Refektorium restauriert, das hier wird die neue Küche und dort entsteht ein ­Empfangsraum für unsere Gäste.“ Abt Markus Spanier und seine Mitbrüder müssen derzeit mit mehreren Baustellen innerhalb der altehrwürdigen Mauern der Benediktinerabtei zurechtkommen. Der Schritt ist schnell, im Kopf von Abt Markus aber wohnen Ruhe und Weitblick. Und auch ein beachtlicher Drang nach Erneuerung. Das nach außen sichtbarste Zeichen davon ist an den Südhängen des Klosters zu bewundern. Auf knapp 2 Hektar wurde dort ein Weinberg angelegt. „Die bisherige Bewirtschaftung dieser Wiesen- und Weideflächen hat uns nicht mehr zugesagt und so suchten wir nach Alternativen,“ sagt Abt Markus. Eines stand für ihn von allem Anfang an fest: „Wenn wir eine Kulturveränderung vornehmen, darf es keine Planierungen oder anderweitige einschneidende Veränderungen geben.“ Und dass ausschließlich eine biologische Anbauweise in Frage kommt, „stand für mich ebenso fest.“ Alle Genehmigungen wurden erteilt. Das Denkmalamt stimmte dem Vorhaben ebenso zu, wie die Landschaftsschutzbehörde und die Baukommission der Gemeinde Mals, die strenge Vorgaben und Richtlinien festlegte. Anstelle des bisherigen Pächters der Flächen, der diese für die Haltung seiner Hochlandrinder nutzte, ist nun mit Frans Van den dries ein neuer Pächter auf den Plan getreten. Van den dries und seine Frau Frieda hatten 2004 das Calvenschlössl in Laatsch erworben. Auf den steilen Hängen im Umkreis des Schlössls baut Van den dries seither ökologisch hochwertige Weine an. Angesichts seiner biologisch-dynamischen Anbauweise ist Frans der perfekte Partner für den Weinberg beim Kloster Marienberg. „Es geht uns nicht um Profit“ „Unsere Entscheidung, an den sonnenexponierten Hängen Biowein anzubauen und an den schattigen Stellen verschiedene Wildbeeren, hat in erster Linie nichts mit Profit zu tun,“ sagt Markus Spanier. Er trat 1993 der Ordensgemeinschaft der Benediktiner im Kloster Ottobeuren bei, empfing 1997 die Priesterweihe, wurde 2006 Prior in Marienberg und erhielt am 8. Dezember 2011 von Bischof Ivo Muser die Abtsbenediktion. Die Klostergemeinschaft legt Wert darauf, im Klosterladen hauseigene Produkte wie Wein, Marmeladen, Sirupe, ­Liköre und Schnäpse anbieten zu können. Das steigere laut dem Abt zum einen das Image des Klosters, „und wenn sich zum anderen ein Erlös ergibt, fließt dieser wieder in Projekte und Vorhaben, die auch der Allgemeinheit dienen.“ Als Beispiel nennt er die Errichtung einer öffentlichen Bibliothek im Kloster Marienberg. Es handle sich um ein großes und kostenintensives Vorhaben. Die Ausgaben für die Terrassierung des Weinberges und für die Zuleitung des Beregnungswassers hat das Kloster übernommen. Die Kosten für den Kauf der Rebstöcke, das Anlegen der Holzgerüste, die Tropfberegnung und andere Arbeiten bestritt der Pächter. Rund 6.200 Rebstöcke gepflanzt „Wie haben heuer insgesamt rund 6.200 Rebstöcke gepflanzt, weitere rund 1.000 folgen im nächsten Frühjahr,“ so Van den dries. Vier Weinsorten sollen in 4 Jahren erstmals zur Verkostung aufgeschenkt werden können: die pilzwiderstandsfähigen weißen Rebsorten Solaris und Muscaris sowie die Rotweine Cabernet Cortis und Prior, letzterer auf einem Versuchsfeld mit 450 Reben. Die Erde an den Hängen unterhalb des Klosters eignet sich laut Van den dries, der aus Flandern (Belgien) stammt, sehr gut für den Anbau von Wein: „Sie ist etwas sandig und Sand nimmt die Wärme schneller auf.“ Von viel Trauben an den Reben hält Frans wenig: „Für mich gilt: ein Rebstock für eine Flasche Wein.“ Er ist selbst gespannt, wie der Wein im höchstgelegenen Weinberg Europas auf 1.340 Metern gedeihen wird. „Hier beim Schlössl haben wir Steine mit Erde, oben bei Marienberg Erde mit Steinen.“ Chemie ist für ihn ein Fremdwort: „Unsere Philosophie ist es, auf hohe Erträge zu verzichten, dafür aber mit einer ganzheitlichen Arbeitsweise einen Weinbau im Einklang mit der Natur anzustreben.“ dafür aber einem völlig integrierten Weinbau nachzustreben.“ Für die Schädlingsbekämpfung setzt Van den dries auf Nützlinge. Damit diese einen günstigen Lebensraum vorfinden, wurden im Weinberg und in den Beeren-Anlagen - die Gerüste für die Reben und Beeren ziehen sich übrigens fortlaufend quer durch die Hänge -, 4 Kleearten und 7 Sorten von Blumen gesät. Das sind ideale Voraussetzungen für Nützlinge wie Marienkäfer, Ohrwürmer oder Florfliegen. „Wir möchten den Weinanbau zurück zum Ursprung bringen, zurück zur Natur“, sagt Frans. Auch seine Tochter Hilde, die sich 2013 dauerhaft im Obervinschgau niederlassen will, habe sich voll dieser Philosophie verschrieben. „Es wird bald eine ‚Hofübergabe‘ an Hilde geben,“ verrät Frans. Drei Esel als Arbeitstiere Auch ihr liege ein naturnaher ökologischer Weinbau am Herzen. Dazu gehört auch eine schonende Arbeit im Weinberg. Für die Bearbeitung des Bodens und für die Weinlese werden drei Esel eingesetzt: Gina, Leila und Cornelius. Gina und Leila haben das Ambiente beim Kloster bereits kennengelernt. Schon bei der Terrassierung waren eigene Pfade für die Esel angelegt worden. Schönes Detail am Rande: Zu den ersten Gesprächen für die Anlegung eines Weinberges beim Kloster kam es, als Abt Markus Spanier bei Frans Van den dries nachfragte, ob er nicht einen biologischen Messwein auf Lager hat. Positives Beispiel Mit der Errichtung des Bio-Weinbergs wurde im Obervinschgau ein sichtbares und positives Zeichen für eine naturnahe, nachhaltige und biologische Landwirtschaft gesetzt. Das kann auch als Signal gesehen werden. Das Kloster besitzt im Umkreis immerhin Dutzende Hektar an Ländereien. Der Abt ist voll auf Bio eingestellt: „Auch die Bewahrung der Schöpfung ist für uns ein Auftrag.“ Von Pestiziden will er nichts wissen und die Erhaltung der Wasserwaale liegt ihm sehr am Herzen. Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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