„Nur Vorteile und keine Ausgaben“
Trinkwasserleitung Sulden-Prad Thema bei Bürgerversammlung in Stilfs. Ruf nach mehr Gegenleistung.
Stilfs - Wie schon bei der Bürgerversammlung in Sulden (der Vinschger Nr. 35-36/2021) war die geplante Trinkwasserleitung Sulden-Prad auch bei der gutbesuchten Bürgerversammlung im Haus der Dorfgemeinschaft in Stilfs das Hauptthema. Wie der Wasserbauingenieur Walter Gostner (Patscheider & Partner GmbH) einleitend informierte, könnte die Gemeinde Prad dank der Nutzung eines Teils (ca. 18 Sekundenliter) der Rosim-Quellen in Sulden den Großteil ihres Bedarfs decken „und das seit Jahren bestehende Trinkwasserproblem dauerhaft in den Griff bekommen.“ Als weiteren Grund für den Bau der Trinkwasserleitung Sulden-Prad nannte er den Umstand, dass mehrere Infrastrukturprojekte geplant und zum Teil schon in Ausführung sind, und dass es sich daher anbiete, zusätzlich zur neuen Druckleitung des E-Werks Prad, der Radaufstiegsroute und der Beregnungsleitung auch die Trinkwasserleitung zu verlegen. Der Abschnitt zwischen der Kläranlage in Sulden und Gomagoi könnte im Zuge der Errichtung des Abwasserhauptsammlers gebaut werden, „sodass lediglich zwei kleinere Abschnitte in Sulden (Quellfassung bis zur Klärwerk) und in Prad (Ladum bis zum neuen Reservoir Theinen) errichtet werden müssten.
„Nachbarschaftshilfe“
„Das Projekt ist in der Startphase“, sagte Gostner. Er sprach mehrfach von einem Vorhaben der „Nachbarschaftshilfe“, das auch Vorteile für die Gemeinde Stilfs mit sich bringe. Auf diese Vorteile gingen Bürgermeister Franz Heinisch und sein Stellvertreter Armin Angerer näher ein. Für Sulden werde eine Ersatzwasserversorgung geschaffen, Außersulden sowie zwei Höfe (Trus und Masutt) könnten an die neue Trinkwasserleitung angeschlossen werden (derzeit zahlt die Gemeinde jährlich rund 10.000 Euro für die Aufbereitung des derzeitigen Trinkwassers), die Gemeinde Stilfs würde an einem der zwei geplanten, kleinen Trinkwasserkraftwerke mit 40% beteiligt, und außerdem sei vorgesehen, entlang der Leitung Feuerlöschhydranten anzubringen. „Wir zahlen als Gemeinde keinen Cent, weder für die Leitung, noch für die Kraftwerke, und haben nur Vorteile,“ sagte Franz Heinisch. Derzeit seien die Rosim-Quellen nicht konzessioniert, „also besser sui, als laar in Boch oi.“ Für die Vergabe der Trinkwasserkonzession sei nicht die Gemeinde zuständig, sondern das Landesamt für nachhaltige Gewässernutzung.
„Gegenleistung ist zu gering“
Bei der Diskussion wurde u.a. beanstandet, dass man das Projekt der Bevölkerung viel früher hätte vorstellen sollen. Wie berichtet, hatten sich zunächst die zwei Gemeindeverwaltungen und später auch die zwei Gemeinderäte bei informellen Sitzungen grundsätzlich für das Vorhaben ausgesprochen. Den Vorschlag eines Diskussionsteilnehmers, nicht nur Außersulden und die genannten zwei Höfe, sondern auch Stilfser Brücke an die Trinkwasserleitung anzuschließen, um die überkonzessionierten Tramentan-Qellen in Stilfs zu entlasten, will die Gemeindeverwaltung näher überprüfen. Laut Gostner handelt es sich um eine politische Entscheidung. Würde auch Stilfser Brücke angeschlossen, müsste eventuell ein neues Reservoir gebaut werden. Dass es in Ordnung ist, dass die Nachbargemeinde Prad zu ausreichend gutem Trinkwasser kommt, wurde in fast allen Wortmeldungen geäußert. Mehrfach verwiesen wurde aber auch darauf, „dass die Gegenleistung besser sein könnte.“ Eine der Fragen lautete: „Warum wird die Gemeinde Stilfs nur an einem der Kraftwerke mit nur 40% beteiligt?“ Gostner und mehrere Gemeindeverwalter unterstrichen, dass nur der Inhaber der Trinkwasserkonzession um die Kraftwerkskonzession ansuchen kann, und dass die Trinkwasserkonzession von der Gemeinde Prad beantragt wird.
Wird Stilfser Brücke vernachlässigt?
Die Bewohner von Stilfser Brücke und speziell die Anrainer sind aufgrund der derzeitigen Bauarbeiten entlang der Straße (E-Werk-Druckleitung und Radaufstiegsroute) argen Belastungen ausgesetzt und „müssen einiges aushalten“, wie sich Armin Angerer ausdrückte. Gostner informierte, dass die Arbeiten voraussichtlich bis Ende April dauern werden und dass jeden Dienstag ab 10 Uhr eine Baubesprechung mit den Technikern und Bauherren stattfindet, bei der auch eventuelle Schäden an Gebäuden usw. gemeldet werden können und sollen. „Wir haben hier bei uns nur die Straße. Jetzt kommt auch noch die Radaufstiegsspur dazu, aber Maßnahmen für eine lebenswerte Gestaltung sind keine geplant,“ beanstandete ein Anrainer. Stilfser Brücke werde vernachlässigt. Eine Ortschaft, wo vor allem im Sommer unzählige Motorräder in Richtung Stilfserjoch rasen, sei alles andere als lebenswert. An die Anrainer denke niemand. Zum Thema Motorradlärm kündigte der Bürgermeister an, dass es ab 2022 wöchentliche Lärmkontrollen geben wird. Dies, um zu verhindern, „dass am Reschenpass die Schalldämpfer abgenommen werden, um mit einem Höllenlärm in Richtung Joch zu rasen.“ Was Gestaltungsmaßnahmen in Stilfser Brücke betrifft, so wolle sich die Verwaltung dieses Anliegens annehmen.
Parkplatznot und mehr
Mehrfach angesprochen wurde die Parkplatznot im Dorf Stilfs. Außerdem gebe es das Problem von Dauerparkern. Angedacht werde laut dem Vizebürgermeister ein Projekt zur Schaffung eines Buswendeplatzes. Für Anfang Dezember kündigte er den Umzug der Gemeindeämter in das Haus der Dorfgemeinschaft an. Franz Heinisch informierte auch darüber, dass sich die Gemeinde Stilfs mit Ausgaben in Höhe von über einer Million Euro am Neubau des Altersheims in Schluderns beteiligt: „Unsere Gemeine hat bisher kein einziges Senioren-Bett. In Schluderns wird es künftig 6 fixe Betten für die Gemeinde Stilfs geben.“ Mit ca. 230.000 Euro beteiligt sich die Gemeinde auch am Projekt „Betreutes Wohnen plus“ in Prad, „wobei für uns 3 Plätze reserviert werden.“ Im Auftrag der E-Werk Stilfs Genossenschaft teilte der Bürgermeister mit, dass der Energiepreis nicht um 40% steigen wird: „Für die Mitglieder bleibt der Strompreis gleich.“ Zur Befürchtung, wonach das Lebensmittelgeschäft in Stilfs eventuell schließen könnte, fand Armin Angerer klare Worte: „Nach dem Geschäft ruft man erst, wenn es geschlossen wird. Jeder und jede von uns ist verantwortlich für das Leben und die Nahversorgung im Dorf.“ Der Referent Samuel Marseiler informierte u.a. über geplante Neuerungen im Jugendraum und über Vorbereitungen für den Erhalt des Labels „Junges Dorf“. Einen großen Dank zollte er allen Beteiligten für die Mitarbeit und Unterstützung bei der Herausgabe der Gemeindezeitung „Ortlerblick“. Simone Platzer berichtete von einer positiven Resonanz seitens der Bevölkerung und rief vor allem die Vereine dazu auf, Beiträge und Artikel zu liefern.
„Uns gehört kein Quadratmeter auf dem Joch“
Nicht viel Konkretes hat sich bisher auf dem Stilfserjoch getan. „Wir besitzen auf dem Joch keinen einzigen Quadratmeter, sodass es auch deshalb schwierig ist, bestimmte Zustände, die zum Teil nicht tragbar sind, zu ändern“, gestand der Bürgermeister ein. Hoffnung setze er auf die Zusammenarbeit mit Silvia Cavazzi, die am 3. Oktober 2021 zur neuen Bürgermeisterin von Bormio gewählt wurde. Es habe bereits ein Treffen mit Cavazzi gegeben. Konkret stellte Heinisch eine bessere Abstimmung und Information in Bezug auf Straßensperren bei Fahrradveranstaltungen in Aussicht. Auch das Müllproblem wolle man in den Griff kriegen. Moderiert hat die Bürgerversammlung Adrian Gamper, der Geschäftsführer der Ferienregion Ortlergebiet.