Politische Erklärungen – und die Jugend?

Publiziert in 7-8 / 2021 - Erschienen am 4. März 2021

Obervinschgau - Die Gemeinderatswahlen im September haben frischen Wind in die Gemeindestuben gebracht. Die Fachstelle zur Förderung der Jugendarbeit des Jugenddienstes Obervinschgau hatte bereits vor dem Urnengang die Wahlkampfbroschüren der Gemeindelisten analysiert und folgendes festgestellt: „Die Jugend war Thema“. Rund ein halbes Jahr später stehen die Gemeindeausschüsse fest und die Vorhaben für die kommenden viereinhalb Jahre wurden definiert. Vom Wahlkampf nun zum Programmatischen Dokument: Wie sollen junge Menschen in den nächsten Jahren Berücksichtigung finden? Die Programmatischen Erklärungen der Bürgermeister*innen des Obervinschgaus liegen in der Zwischenzeit vor. Glurns wird den Gemeinderat im Frühjahr neu wählen und konnte demnach nicht berücksichtigt werden. Der Umfang der Dokumente ist in den einzelnen Gemeinden sehr verschieden, was einen Vergleich erschwert. Das Programmatische Dokument der Gemeinde Mals liest sich im Unterschied zu jenen der Nachbargemeinden wie ein Manifest, das „unsere Gemeinde wirtschaftlich stärken und an Lebensqualität reich erhalten“ soll. Die weiteren Gemeinden im Obervinschgau sind im Dokument hingegen bemüht, Maßnahmen für die Weiterentwicklung festzulegen. Wie steht es nun um die Jugend? Bleibt sie die vielzitierte „Zukunft“ oder findet sie sich auch jetzt schon in den politischen Schwerpunktsetzungen wieder? Quantitativ wurde „die Jugend“ in jedem Programm mindestens einmal berücksichtigt. Geteilt werden von allen Gemeinden die Vorhaben, leistbare Wohnraum und eine verbesserte Mobilität (Öffentlicher Nahverkehr, Radwege und Verkehrsberuhigung) zu schaffen. Auch die Förderung der Jugendarbeit in Vereinen und in den Räumlichkeiten der Offenen Jugendarbeit findet sich in fünf von sechs Gemeinden wieder. Spezifische Gedanken zu einer jugendfreundlicheren Gemeinde wurden jedoch nur in zwei Gemeinden verschriftlicht. Dort sollen Begegnungsorte im Dorf, qualitative Veranstaltungen und Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen geschaffen werden. Letzteres wurde in den Wahlkampfbroschüren noch mehrheitlich genannt, in den Programmatischen Erklärungen kommt es hingegen mit einer Ausnahme nicht mehr vor. „Die Notwendigkeit der Jugendbeteiligung scheint noch nicht erkannt worden zu sein. Jugendbeteiligung bedeutet, junge Menschen als gleichwertige Bürger*innen anzuerkennen und ihnen die Expertise über ihre Lebenswelt zuzuerkennen. Beteiligung schafft Ergebnisse mit Bestand, Identifikation mit dem Dorf und mündige Persönlichkeiten. Gemeinden sind gut beraten, in ihre jungen Mitbürger*innen zu investieren“, schlussfolgert Tobias Stecher vom Jugenddienst Obervinschgau.

Redaktion

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