Beim Setzen der Fundamente für die Oberleitungsmasten am 12. November in Goldrain.
Carmelo Di Gregorio
Solche Metallrohre werden entlang der Bahnstrecke in den Boden gerammt.
Solche Metallrohre werden entlang der Bahnstrecke in den Boden gerammt.
Hier werden die Kabel für das neue Signalsystem ETCS verlegt.
Die neuen gelb-blauen und weiß-schwarzen Signaltafeln in der Nähe des Bahnhofs in Eyrs.
Das Unterwerk in Goldrain wird von einer Leitung mit 132 kV aus zwei Richtungen gespeist.
Das Unterwerk in Goldrain wird von einer Leitung mit 132 kV aus zwei Richtungen gespeist.

„Rund 20 pro Schicht“

Das „Einrammen“ der Fundamente für die Oberleitungsmasten ist nur ein Teil der Arbeiten für die Elektrifizierung der Vinschger Bahn.

Publiziert in 21 / 2023 - Erschienen am 21. November 2023

Vinschgau - „Wenn es gut läuft, setzen wir bis zu 20 Fundamente pro Schicht, manchmal auch mehr,“ erklärte uns Carmelo Di Gregorio aus Enna in Sizilien am Sonntag, 12. November, in Goldrain. Er ist einer der Mitarbeiter der Firma GCF (Generale Costruzioni Ferroviarie) mit Hauptsitz in Rom, die derzeit im Auftrag der „sta - Südtiroler Transportstrukturen AG“ entlang der Strecke der Vinschger Bahn die Fundamente für die Oberleitungsmasten errichtet. Bei den Fundamenten handelt es sich um 4 bzw. 6 Meter lange Metallrohre (Metall Pichler), die mit einer speziellen Baumaschine, die auf den Geleisen verkehrt, mit Hydraulikkraft in den Boden gerammt werden. Gearbeitet wird zum Großteil über Nacht, aber auch an Wochenenden. Das ist auch der Grund dafür, warum die Bahn derzeit in den Abendstunden sowie an Wochenenden nicht verkehrt und durch Busse ersetzt wird. Das Setzen der Rohre führt im unmittelbaren Umkreis der jeweiligen Baustellen zu spürbaren Vibrationen im Boden.

1.800 Fundamente für 1.500 Masten
Insgesamt werde laut „sta AG“ entlang der 59,8 km langen Bahnstrecke Meran-Mals rund 1.500 Masten errichtet. Fundamente braucht es allerdings rund 1.800, „weil die Leitungen unter Zug von ca. 10 bis 15 kN stehen und somit am jeweiligen Ende mit schrägen Seilen abgespannt werden müssen.“ 1 kN (Kilonewton) entspricht etwa der Gewichtskraft einer Masse von 100 kg und bei 15 kN sind es somit ca. 1,5 Tonnen. Die Leitungen sind jeweils ca. 1.200 Meter lang. Dieser Abstand wird als Abspannlänge bezeichnet. Der Bau der Fundamente wird voraussichtlich bis Juni 2024 dauern. Gleichzeitig dazu und auch nachher werden die Masten gesetzt, die Erdseile gezogen, die Ausleger montiert und schlussendlich Fahrdraht und Tragseil verlegt. Bei der Errichtung der Fundamente gab es im Abschnitt Meran-Algund-Marling einige Schwierigkeiten, weil man auf teils große Findlinge stieß. Mittlerweile hat sich der Rhythmus aber eingespielt. Insgesamt gesehen laufen die Arbeiten planmäßig.

Neues Signalsystem
Der Bau der Oberleitung ist nur ein Teil der Arbeiten, die im Zuge der Elektrifizierung vorgesehen sind. Die Kabel, die entlang der Strecke verlegt werden, gehören zum neuen Signalsystem ETCS. „Es ist für die Testfahrten am Wochenende im Abschnitt Mals-Laas schon in Betrieb, während es auf der restlichen Strecke sukzessive aufgebaut wird“, so die „sta AG“. Das größte sichtbare Zeichen seien die neuen gelb-blauen und weiß-schwarzen Signaltafeln, die die Lichtsignale ersetzen werden. Auch die Errichtung der Unterwerke (Bahnumspannwerke) gehört zum Vorhaben. Das Unterwerk von Edyna in Goldrain ist schon in Betrieb. Es wird nur noch auf die Bahntechnik gewartet. Das Gebäude in Algund steht, die Technik ist in Bestellung. Der Bau des Unterwerks in Mals soll in Kürze beginnen. An das Stromnetz angeschlossen wird die Bahn in Goldrain im Edyna-Unterwerk „Latsch“, wo die beiden Transformatoren für die Bahn schon errichtet wurden. Dieses Unterwerk wird von einer Leitung mit 132 kV aus zwei Richtungen gespeist, besitzt zwei Trafos und zwei Leistungsschalter. Jeder Trafo ist für die Versorgung der gesamten Strecke dimensioniert, sodass das gesamte Werk redundant ausgeführt ist. Sollte es dennoch ausfallen, gibt es in Mals und Algund zwei weitere Notunterwerke mit deutlich reduzierter Leistung. Im Fall ihres Einsatzes könnte die Bahn im Stundentakt verkehren. In Mals wird das Unterwerk unterhalb der Lochmühle errichtet, in Algund am Bauhof neben der MeBo.

Mehr Kapazität und Komfort
Die „sta AG“ sorgt seit der Wiederinbetriebnahme der Vinschger Bahn im Jahr 2005 sowohl für die Führung des Bahnbetriebes als auch für die Instandhaltung und Wartung der gesamten Infrastruktur. Die Elektrifizierung ist notwendig, um die Kapazität zu erhöhen, mehr Sitzplätze und mehr Komfort anzubieten und um auch im Vinschgau den Halbstundentakt umzusetzen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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