Im Bild (v.l.): Vizebürgermeisterin Michaela Platzer, Roselinde Gunsch (SVP Frauen), Primaria Sonia Prader, der frühere Gemeindearzt Wunibald Wallnöfer, Christina Hanni Bernhart und Christiane Patscheider (beide SVP Frauen) sowie Bürgermeister Rafael Alber.

„Schaut auf euch und euren Körper“

Infoabend über Brustkrebs mit Sonia Prader. Wunsch nach Kursen zum Erlernen der Selbstuntersuchung.

Publiziert in 9 / 2024 - Erschienen am 7. Mai 2024

Prad - Vor über 50 Frauen und einigen wenigen Männern referierte die Primaria Sonia Prader, Leiterin der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Brixen und Sterzing sowie Direktorin des Brustkrebszentrums Brixen, am 3. Mai im Raiffeisensaal von „aquaprad“ in Prad auf Einladung der SVP Frauen Vinschgau zum Thema Brustkrebs. Vizebürgermeisterin Michaela Platzer freute sich im Namen der Gemeinde, eine derart hochkarätige Referentin begrüßen zu können. Den Schwerpunkt richtete Prader auf die Vorsorge, mögliche Therapien und neueste Entwicklungen. Einleitend erinnerte sie daran, dass Brustkrebs mit einer Inzidenz von ca. 25 Prozent auch in Südtirol die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen ist. Bei Männern ist es der Prostata-Krebs, „wobei aber nicht zu vergessen ist, dass auch Männer an Brustkrebs erkranken können.“ Angesichts der Tatsache, dass jede 8. Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt, sei die primäre Vorsorge fundamental. Schlechte Ernährung zum Beispiel ist laut Prader ebenso zu vermeiden, wie Nikotin oder Alkohol. Alkohol sei schlicht und einfach eine Droge, „obwohl man das in Südtirol nicht so laut sagen darf.“ Von der immer noch stark verbreiteten Ansicht, wonach ein Standardglas Alkohol (12 g) für Frauen und zwei Gläser für Männer pro Tag für die Gesundheit gut seien, werde man in Zukunft abrücken. Empfehlenswert im Sinne der primären Vorsorge seien hingegen eine gesunde Ernährung – auch um Über- und Untergewicht zu vermeiden – sowie Bewegung und Schlafen. Wenngleich die Bevölkerung in Südtirol im Vergleich zu anderen Regionen generell relativ gesund ist, „sind rund 26% der Menschen übergewichtig. Fast 12% Prozent der Südtiroler betreiben keinen Sport, knapp 35% der 18- bis 69-Jährigen sind risikobehaftete Trinker und rund 25% rauchen.“

„Mammographie-Screening ist eine tolle Geschichte“

Die wichtigste sekundäre Präventionsmaßnahme im Kampf gegen Brustkrebs ist laut Sonia Prader zweifellos das vom Sanitätsbetrieb organisierte Mammographie-Screening für Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren. Dieses Screening, das mit einem Landesgesetz von 2022 auch auf Frauen zwischen 45 und 49 Jahren ausgedehnt wurde, sei die wirksamste und sicherste Methode für die Früherkennung bzw. rechtzeitige Diagnose. „Eine 60-prozentige Screening-Beteiligung, wie wir sie derzeit haben, ist zwar nicht niedrig, aber es könnten sich mehr Frauen beteiligen.“ Prader rief dazu auf, den Einladungen zum Screening, die alle zwei Jahre eintreffen, entweder Folge zu leisten oder abzusagen, „damit andere Frauen, die sich beteiligen möchten, einen Termin bekommen.“ Das Screening sei eine „tolle Geschichte“ und trage dazu bei, die Sterberate von Brustkrebspatientinnen zu senken, „was ja das Ziel aller Bemühungen ist.“ Zur Feststellung des früheren Prader Gemeindearztes Wunibald Wallnöfer, dass es manchmal auch zu falsch-positiven Ergebnissen kommt, was bei den Betroffenen u.a. auch zu psychischen Belastungen führen kann, meinte Prader, dass es diese Kehrseite der Medaille zwar gebe, „aber die Mammographie ist derzeit die beste Methode, die wir haben.“ Nicht unerwähnt ließ sie, dass die Röntgenuntersuchung der Brust manchmal auch Nebenwirkungen haben kann.

Aufruf zur Selbstuntersuchung

Was viele Frauen und Mädchen in Südtirol bisher leider noch immer nicht machen, ist laut Prader die Selbstuntersuchung der Brust. Sie rief dazu auf, das Brustgewebe regelmäßig abzutasten um festzustellen, ob es irgendwo Knoten gibt. Wie in vielen anderen Bereichen, sei eine Vogel-Strauß-Politik, sprich den Kopf in den Sand stecken, auch in diesem Fall fehl am Platz. Die Primaria erinnerte an kostenlose Kurse, die von den Brustgesundheitszentren zum Erlernen der Selbstuntersuchung angeboten werden. Die Anregung aus dem Publikum, auch im Krankenhaus in Schlanders solche Kurse, bei denen die Technik zur Selbstabtastung der Brust anhand von Silikon-Modellen erlernt wird, anzubieten, wollen die SVP Frauen an Primar Robert Rainer (Gynäkologie und Geburtshilfe) weiterleiten. Bei der Diskussion wurde geäußert, dass die Selbstuntersuchung zum Teil noch mit Schamgefühlen behaftet sei und dass viele Frauen dafür kaum Zeit finden, weil sie zwischen Arbeit, Familie und Alltag „gefangen“ seien. Sonia Prader riet den Frauen, „auch in diesem Bereich mehr auf sich selbst zu schauen: Wir haben nur ein Leben und nur einen Körper.“

„Reden, nicht schweigen“

Auch genetische Risikofaktoren seien nicht außer Acht zu lassen sowie die familiäre Häufung von Brust- und Eierstockkrebs. In diesem Zusammenhang stellte die Referentin fest, dass es manchmal immer noch so ist, „dass Betroffene auch innerhalb der Familie einfach nicht sagen, dass sie krank sind.“ Im Anschluss an den Vortrag beantwortete Sonia Prader Fragen aus dem Publikum. Christina Hanni Bernhart, die Vorsitzende der SVP Frauen Vinschgau, dankte der Primaria für den Vortrag, der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal in den Krankenhäusern für ihren Einsatz und nicht zuletzt allen, die bei der jährlichen Primelaktion der SVP Frauen mitwirken bzw. spenden. Heuer fließt der Erlös in eine Forschungsstudie an den Krankenhäusern Brixen und Meran, wobei es darum geht, Nebenwirkungen, wie sie im Zuge von Chemotherapien auch bei Brustkrebspatientinnen auftreten können, zu verringern. Die Medikamente wirken sich über Jahre hin häufig so stark auf die Nerven in Fingern und Zehen aus, dass Patientinnen z.B. Schwierigkeiten beim Gehen haben oder nicht mehr imstande sind, eine Bluse zuzuknöpfen. Konkret wird erforscht, wie der Einsatz von Kältereizen die Leiden der Patientinnen lindern und somit deren Lebensqualität während und nach der Chemotherapie positiv beeinflussen kann.

Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.