Florian Öttl, Kurt Warger und Reinhard Demetz (v.l.)
Anja Gutwenger (stellvertretende Vorsitzende des farreienrates) und Herbert Prugger

Seelsorgeeinheit Ortler-Gebiet

Publiziert in 39 / 2019 - Erschienen am 12. November 2019

Prad - Auch in den Gemeinden Prad und Stilfs befindet sich die Kirche im Umbruch. Nicht nur wegen des Priestermangels, sondern auch weil immer mehr Kirchenbänke leer bleiben und der Glaube schwindet. Einmal mehr gezeigt hat sich das am 7. November bei einem Informationsabend im Pfarrsaal von Prad, zu dem die Seelsorgeinheit Ortler-Gebiet eingeladen hatte. „Die heutigen Pfarrer müssen stark sein, wenn sie 5, 6 oder mehr Pfarreien zu betreuen haben“, schickte Pfarrer Florian Öttl voraus. Neues beginnen könne man nur, „wenn man bereit ist, Altes aus der Hand zu geben.“ Kurt Warger, der Vorsitzende des Pfarreienrates, blickte auf die bisherigen, seit rund zwei Jahren laufenden Vorbereitungsarbeiten für die offizielle Errichtung der Seelsorgeeinheit Ortler-Gebiet zurück. Begonnen hatten die Arbeiten Ende 2017 nach der „Versetzung“ von Pfarrer Georg Martin nach Klausen. Warger stellte u.a. anderem die Vertreterinnen und Vertreter der Pfarreien Lichtenberg, Prad, Stilfs, Sulden und Trafoi vor, die den Pfarreienrat bilden. Auch ein Logo für die Seelsorgeeinheit wurde entwickelt. Es gelte, in Zukunft noch mehr zusammenzuarbeiten. Für 2022 kündigte er den sogenannten „neuen Firmweg“ an. Der Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz informierte über die Grundsätze und Ziele von Seelsorgeeinheiten. Die darin zusammengeschlossenen Pfarreien seien nicht als isolierte Punkte anzusehen, sondern als Teile eines gemeinsamen Netzes.

Teile eines gemeinsamen Netzes 

 „Wir brauchen lebendige Pfarreien mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, so Demetz. Angesichts des radikalen Wandels könne der Erhalt des Bisherigen nicht im Vordergrund stehen. Der Aufbau der Seelsorgeeinheiten führe zu einer Vernetzung und zu gemeinsamer Verantwortung. Als tragende Säulen nannte Demetz die Solidarität und die Subsidiarität: „Der Dienst aneinander und der Dienst am großen Ganzen.“ Zu den Hauptaufgaben eines Pfarreienrates gehöre es, seelsorgliche Initiativen zu entwickeln, pastorale Schwerpunkte zu setzen, die Pastoral in den Pfarrgemeinden zu unterstützen und zu ergänzen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu begleiten und Kirchtürme zu überwinden. Bischof Ivo Muser hatte die Seelsorgeeinheit bei der Pastoraltagung 2019 in Brixen als „Raum der Vernetzung und der Solidarität“ bezeichnet, „wo Pfarreien die Synergien bündeln, einander unterstützen und helfen und gemeinsame Projekte angehen.“ 

Fast nur „Rostige“ im Klingelbeutel

Bei der von Herbert Prugger, Mitglied der Arbeitsgruppe „Beratung und Entwicklung“ im Seelsorgeamt, moderierten Diskussion, wurden viele Problemen und Anliegen aufgeworfen. Die Palette reichte von der Überlastung der Pfarrer und deren Bezahlung bis hin zum Wunsch nach mehr Sprechstunden und nach einer Entlohnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, „weil auch das Ehrenamt an seine Grenzen stoßen kann.“ Bezüglich Geld meinte Demetz, dass die Diözese rote Zahlen schreibe. Der Unterhalt des Klerus werde von Rom aus geregelt: „Wir haben hier keine Handhabe.“ Zum Thema Klingelbeutelgeld meinte Florian Öttl, dass keine großen Sprünge zu machen seien, „wenn fast nur ‚Rostige’ eingeworfen werden.“ Mehrfach angesprochen wurde die Schwierigkeit, Geistliche von außen als Aushilfen zu finden. In Sulden leiste zum Glück noch der Seelsorger Josef Hurton wertvolle Dienste. Ins Grübeln kamen alle, als Demetz nicht nur von der sinkenden Anzahl der Priester in Südtirol berichtete, sondern auf deren Altersstruktur einging. Demnach liegt das sogenannte mediane Alter der Priester derzeit bei 78 Jahren. Zu bedenken gegeben wurde aus den Reihen des Publikums, dass es mit dem Glauben insgesamt immer weiter abwärtsgehe. Vor allem Kinder, Jugendliche und junge Familien würden den Kirchen bzw. Gottesdiensten zunehmend fernbleiben. Florian Öttl meinte abschließend, dass abgesehen von allen Neuerungen im Zusammenhang mit den Seelsorgeeinheiten immer noch der Glaube und Christus im Mittelpunkt stehen sollten.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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