Das Plastik in den Meeren schadet nicht nur der Tierwelt, sondern der Umwelt insgesamt und auch den Menschen.
Bèatrice Raas, Maggy Gschnitzer und Marion Januth (v.l.

SOS Mikroplastik

Maggy Gschnitzer: „Wir können alle etwas tun.“

Publiziert in 34 / 2019 - Erschienen am 8. Oktober 2019

Mals - Geschätzte 10 Millionen Tonnen Müll landen jährlich in den Meeren. Bei etwa 75% davon handelt es sich um Plastik. Der Großteil des Plastikmülls kommt vom Land und gelangt vor allem über die Flüsse in die Ozeane. Eine Plastikflasche zerfällt erst innerhalb von ca. 450 Jahren, eine Angelschnur in 600 Jahren. Die Folgen, zu denen der Plastikmüll und vor allem das Mikroplastik - als solches werden Plastikteilchen bezeichnet, die kleiner als 5 Millimeter sind - für die Tierwelt in den Ozeanen, die Umwelt insgesamt, das Klima und nicht zuletzt für die Menschen führen, sind fatal. „Wenn es so weiter geht wie bisher, wird es im Jahr 2050 mehr Plastikmüll als Fische in den Meeren geben“, warnte die Eisacktaler Umweltaktivistin Maggy Gschnitzer am 4. Oktober vor rund 100 interessierten Personen im Kulturhaus in Mals. Willkommen geheißen wurde sie von der Gemeindereferentin Marion Januth. Der Info-Abend fand im Rahmen des Projektes „SOS Mikroplastik“ statt. Dieses Projekt war von der überzeugten Naturfriseurin Bèatrice Raas aus Laatsch für den Bürgerhaushalt 2019 der Gemeinde Mals vorgeschlagen worden. Bei der Abstimmung über die Umsetzung der Projekte war „SOS Mikroplastik“ auf dem 5. Platz gelandet. Mals ist die einzige Gemeinde in Südtirol, in der die Bürger/innen Projekte vorschlagen und mit einem Punktesystem bestimmen können, welche Projekte bis zu einem Gesamtbetrag von jährlich 200.000 Euro umgesetzt werden. Für „SOS Mikroplastik“ sind 8.000 Euro vorgesehen worden. Der Info-Abend war nur eine von mehreren Maßnahmen zur Sensibilisierung und Aufklärung in puncto Müllvermeidung. Wenngleich die Zahlen und Szenarien bezüglich der Vermüllung der Meere mit Plastik gelinde gesagt erschreckend sind, gab sich Maggy Gschnitzer alles eher als resigniert. Wie schon untertags bei Vorträgen vor Grund-, Mittel- und Oberschülern in Mals unterstrich sie auch im Kulturhaus, „dass wir alle etwas tun können.“ Wenn Millionen von Menschen kleine Schritte setzen, „wird sich das große Ganze positiv verändern. Wenn jede und jeder von uns etwas tut, werden wir es schaffen“, gab sich Maggy überzeugt. Sie setzt sich seit rund 7 Jahren aktiv für den Schutz der Meere und der Tiere in den Ozeanen ein. „Hier in Südtirol glauben viele Menschen, dass die Meere weit weg und für uns nicht wichtig sind. Vergessen wird dabei oft, dass jeder zweite Atemzug Sauerstoff aus dem Meer enthält.“ Auch mit einer Vielzahl von Tipps zur Vermeidung von Plastik und Mikroplastik im Alltag wartete Maggy auf: „Wir haben hier in Südtirol sehr gutes Wasser. Warum müssen wir Mineralwasser aus Plastikflaschen trinken? Leitungswasser belastet die Umwelt 600 Mal weniger als Mineralwasser.“ Beim Einkaufen sollte ebenso darauf geachtet werden, auf Plastik bzw. Mikroplastik zu verzichten, wie im Bereich der Körperpflege, der Kleidung, des Wäschewaschens und in vielen weiteren Bereichen. Als Beispiele nannte Maggy Zahnbürsten aus Bambus, biologisch abbaubare Trinkhalme, Stofftüten statt Plastiksätze und viele weitere Alternativen. Besonders begrüßt hat sie die „Bewegung bewusster Friseure International“, kurz BBF. Diese Bewegung warnt in einem Manifest vor den Folgen und Gefahren der Verwendung von chemisch-synthetischen Inhaltsstoffen in Kosmetik- und Pflegeartikeln sowie in Reinigungsmitteln. Wie die stellvertretende Vorsitzende der Bewegung, Bèatrice Raas, dem der Vinschger bestätigte, werden derzeit in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Südtirol Unterschriften gesammelt. Auch beim Vortragsabend in Mals konnte man das Manifest bzw. die Petition unterschreiben. Ab Ende Oktober wird es möglich sein, auch online zu unterzeichnen. Die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft werden mit den Unterschriften aufgefordert, „ein Verbot von gefährlichen chemisch-synthetischen Inhaltsstoffen zu erlassen und ganz allgemein deutlich stärker für einen umfassenden und nachhaltigen Gesundheits- und Umweltschutz einzutreten.“ Die Unterschriften sollen zum gegebenen Zeitpunkt an höchster EU-Stelle abgegeben werden. Die Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe hatte ihre Teilnahme am Info-Abend in Mals wegen politischer Termine in Österreich leider absagen müssen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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