Die Dorfsennerei Prad ist seit Oktober geschlossen. Es könnte sei, dass das Gebäude von Sennerei Algund gepachtet wird.

Springt Sennerei Algund ein?

Publiziert in 35 / 2014 - Erschienen am 8. Oktober 2014
Verhandlungen laufen. Sennereigenossenschaft Prad zahlte weniger als Bergmilch Südtirol. Prad - Es gibt mehrere Gründe, die zur Schließung der Dorfsennerei Prad (der Vinschger Nr. 34/2014) geführt haben. Abgesehen davon, dass die Mitglieder jährlich mindestens 250.000 Liter silofreie Milch hätten anliefern müssen, um spesen­deckend arbeiten zu können, war es vor allem der niedrige Auszahlungspreis, mit dem sich die Genossenschaftsmitglieder nicht zufrieden geben konnten. Als die Sennerei in Betrieb ging, lieferte ein gutes Dutzend an Bergbauern die Milch zur Sennerei. Wie einer der Bauern bestätigte, bekam er zum Beispiel im Jahr 2012 nur 35 Cent pro Liter, während Bergmilch Südtirol durchschnittlich 48 Cent zahlte. Im Jahr darauf zahlte die Sennerei nur 30 Cent bzw. noch weniger, während der Durchschnittspreis bei Bergmilch Südtirol bei 50 Cent lag. Dass der dadurch entstandene Verlust bei einer bestimmten Milchmenge rasch Tausende von Euro ausmacht, liegt auf der Hand. Die Bergbauern haben ohnehin einen sehr schweren Stand und sind zu Zu- und Nebenerwerbsarbeiten gezwungen, um die Höfe über Wasser zu halten. „Wenn dann Jahr für Jahr solche Verluste hinzukommen, läuft das Fass über“, so der betroffene Bauer. Wenn die Rechnung nicht stimme, höre der Idealismus auf. Seitens der Genossenschaft habe es zwar immer wieder geheißen, dass man sich noch in der Aufbauphase befinde, das es Geduld brauche und dass es Liquiditätsprobleme gebe, doch wirklich gebessert habe sich die Lage nicht. Der Bauer verweist noch auf eine ganze Reihe anderer Probleme und Schwierigkeiten: ein Großteil der angelieferten Rohmilch habe nicht der geforderten Qualität entsprochen; wenn der Käsekeller voll war, wurde die Milch zum Teil an Bergmilch Südtirol geliefert; die Qualität der Produkte habe zu wünschen übrig gelassen; das Sortiment sei zu wenig umfangreich gewesen; auf einem Teil der Produkte sei man sitzen geblieben, sodass man gezwungen gewesen sei, Großabnehmer zu kontaktieren. Diese und weitere Gründe haben offensichtlich dazu geführt, dass der Raiffeisenverband, der die Bilanzen jährlich überprüft, seine Unterstützung zurückzog. Das Sennereigebäude gehört der Fraktion, die Einrichtung, für die seitens der Gemeinde ein Beitrag geflossen ist, der Genossenschaft. Auf dieser lasten angeblich Schulden in Höhe zwischen 150.000 und 200.000 Euro. Wie durchsickerte, laufen derzeit Verhandlungen mit der Sennerei Algund. Demnach ist die ­Fraktion bestrebt, das Gebäude an die Sennerei Algund zu verpachten und die Einrichtung von der Genossenschaft abzulösen, damit die Genossenschaft mit einem „blauen Auge“ davon kommt. Die Sennerei Algund will angeblich in Prad einen Produktionsstandort errichten. Ob die Verhandlungen zu einem guten Abschluss kommen, ist noch offen. Die Genossenschaft befindet sich indessen in Liquidation. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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