Taufers: Heftige Debatte rund um SPRAR

Publiziert in 12 / 2017 - Erschienen am 5. April 2017

Taufers i. M. - Was soll mit den vielen Flüchtlingen und Asylansuchenden geschehen? Das italienische Innenministerium hat im Vorjahr den Versuch unternommen, die Aufnahme von Flüchtlingen direkt den Gemeinden anzuvertrauen. Das Instrument dazu nennt sich SPRAR (sistema di protezione richiedenti asilo e rifugiati, also Schutzsystem für Asylsuchende und Flüchtlinge). Ziel ist es, Unterbringungsmöglichkeiten für diese Menschen zu finden, und zwar möglichst rasch und unbürokratisch. Der Gemeinderat von Taufers hatte in seiner jüngsten Sitzung darüber zu entscheiden, wie die Gemeinde zum SPRAR stehen und welche Vorgangsweise der Beteiligung gewählt werden soll. Zielgruppen des Projektes sind Personen, die internationalen Schutz beantragen oder eine der internationalen Schutzmöglichkeiten bereits erhalten haben und ihre Heimat wegen Krieg, Verfolgungen usw. verlassen haben. Taufers soll gemäß einem Aufteilungsschlüssels drei Personen aufnehmen. Die Gemeinden, die sich für SPRAR entscheiden, bleiben vor weiteren Aufnahmen von Flüchtlingen bewahrt. Das Projekt soll drei Jahre dauern und kann auf Anfrage um weitere drei Jahre verlängert werden. Die gesamte Projektverwaltung soll der Bezirksgemeinschaft übertragen werden, ebenso die Aufnahme und soziale Begleitung. Aufgabe der Gemeinde ist es, angemessene Wohneinrichtungen zu suchen, wenn nötig zu adaptieren und anzumieten. Der Start des Projektes ist für März 2018 vorgesehen. Der Staat übernimmt 95% der Kosten. Der Rest entfällt auf die Gemeinden bzw. die Bezirksgemeinschaft. Trotz des starken Engagements von Bürgermeisterin Roselinde Gunsch Koch ergab sich im Anschluss an die Projektvorstellung eine ungewohnt heftige und kontroverse Debatte. Vizebürgermeister Hans Peter Spiess bezweifelte die Aussage, wonach wir Flüchtlinge brauchen. „Sie sind anders als wir und es gibt auch schlechte Erfahrungen mit unangepassten Flüchtlingen. Es wird in Zukunft Probleme geben, wenn sich herausstellen sollte, dass jemand, der arbeitet, schlussendlich weniger bekommt als ein Flüchtling“. Ähnlich argumentierte Hubert Plangger. Die Bürgermeisterin versuchte, die Einwände gegen SPRAR zu entkräften, unterstützt vor allem durch Gemeinderätin Angelika Pircher in Joos. Am Schluss löste sich die Debatte in Wohlgefallen auf: Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Projektverwaltung an die Bezirksgemeinschaft zu übertragen und sich danach am SPRAR zu beteiligen.

Friedrich Haring
Friedrich Haring
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