Und plötzlich ist er da, der Wolf

Publiziert in 11 / 2015 - Erschienen am 25. März 2015
Ralph Manz räumt mit Vorurteilen auf. Aufruf zu Sachlichkeit und Verantwortung auf allen Ebenen. Schlanders - „Er kommt nicht auf vier Rädern, sondern auf vier Pfoten“. Schon allein mit dieser Aussage räumte Ralph Manz bei einem gut besuchten Vortrag in der Bibliothek Schlandersburg mit einem vieler Vorurteile gegen den Wolf auf. Nämlich mit dem Gerücht, wonach Wölfe „importiert“ würden. Ralph Manz war vom Naturmuseum Südtirol in Zusammenarbeit mit der Bibliothek und dem Referat für Natur und Umwelt des Alpenvereins Südtirol nach Schlanders eingeladen worden, um über die Wölfe im Alpenraum zu referieren. Johanna Platzgummer vom Naturmuseum freute sich, den Fachmann aus der Schweiz zum „spannenden und umstrittenen Thema Wolf“ begrüßen zu können und verwies auf die Sonderschau „Wild, frei und mobil“, die ab dem 21. April im Naturmuseum in Bozen zu sehen sein wird. Klaus Bliem vom AVS-Referat für Natur um Umwelt blickte einleitend auf die Zeit zurück, als Wölfe im Vinschgau noch zum Alltag gehörten und fette Abschussprämien ausgezahlt wurden. Der letzte Wolf in Südtirol wurde 1896 in Villnöß erlegt. Erst Ausrottung, dann Rückkehr Ralph Manz, der als Revier­förster und Geschäftsleiter des WWF Oberwallis in der Schweiz arbeitete und seit 2012 als Projektmitarbeiter für das Wolfsmonitoring in der Schweiz bei der Forschungsstelle KORA tätig ist, holte ebenfalls weit aus. Dass der Wolf seinerzeit in vielen Gebieten ausgerottet wurde, sei u.a. damit zu erklären, dass sein Auftreten für die Bergbewohner, die zum Großteil Selbstversorger waren und von Schafen und Ziegen lebten, durchaus existenzbedrohend sein konnte. In der Schweiz erstmals wieder aufgetaucht ist der Wolf 1995. Seither wandern immer wieder Wölfe ein. Bei allen 27 Wölfen, der derzeit in der Schweiz leben und zu denen auch das sogenannte Calanda-Rudel in Graunbünden gehört, stammen von der italienischen Wolfpopulation ab. Wölfe kommen von allein zurück „Wenn Wölfe in die Alpen zurückkehren, so ist das ein natürlicher Vorgang“, sagte Manz, „und auch der Beweis dafür, dass sich die Lebensräume für den Wolf verbessert haben.“ Manz verstand es, sachlich und objektiv über die Wiederkehr der Wölfe zu informieren. Der Wolf ist ein Weitwanderer, äußerst anpassungsfähig und vom Wesen her scheu und misstrauisch. Auch auf mögliche Konflikte, zu denen es Hand in Hand mit dem Auftreten des Wolfs kommen kann, ging Manz ein. Besonderen ­Herausforderungen hätten sich die Jägerschaft und die Landwirtschaft zu stellen. Zum Schutz von Schaf- und Ziegenherden auf den Almen werden in der Schweiz vielfach Herdenschutzhunde eingesetzt. Dafür gibt es öffentliche Beiträge. Solche werden auch gezahlt, wenn Nutztiere nachweislich von Wölfen gerissen werden. Was die Jäger betrifft, so müssten diese in Gebieten, wo Wölfe leben, die „Konkurrenz“ mit einplanen. Jäger müssen „Konkurrenz“ mit einplanen Zur Gefahr für den Menschen hielt der Fachmann fest, „dass in den letzten 50 Jahren in Europa 5 Fälle von tödlichen Angriffen auch Menschen durch tollwütige Wölfe bekannt sind.“ In der gleichen Zeitspanne wurden in Europa 4 Menschen von nicht tollwütigen Wölfen getötet, wobei die Gründe für die Angriffe unklar seien. Wölfe, die über einen längeren Zeitraum an den Menschen gewöhnt wurden, wie etwa durch Anfüttern, können allerdings gefährlich werden. Wozu Ralph Manz abschließend aufrief, ist eine sachliche und unaufgeregte Herangehensweise an alle Themen rund um die Rückkehr des Wolfes. Verständnis für die Partner, speziell für die Jäger und Bauern, sei ebenso gefragt wie Aufklärung, das rechtzeitige Vorbereiten von Lösungen und nicht zuletzt die Verantwortung seitens der Medien und der Politik. Für mehr Sachlichkeit in den Medien Wie es bei der Diskussion mehrfach hieß, stünden Medien der Rückkehr von Bär, Wolf und Luchs oft sehr negativ gegenüber. Unbegründete Ängste und Vorurteile würden zum Teil bewusst geschürt. Alles eher als dienlich seien in der allgemeinen Bewusstseinsbildung auch bestimmte Äußerungen prominenter Personen. Reinhold Messner etwa habe sich mehrfach kategorisch gegen eine Rückkehr von Großraubtieren ausgesprochen. Klaus Bliem merkte an, das es in Südtirol bezüglich Wildmanagement, Monitoring, Aufklärung usw. im Vergleich zur Schweiz noch viel Aufholbedarf gebe. In Südtirol wurde im Jahr 2010 anhand von Kotproben ein Wolf genetisch bestätigt. Es handelte sich um ein Männchen mit der Kennzeichnung „M24“. Jägern im Ultental gelang sogar eine Aufnahme dieses Tieres. 2011 tappte ein Wolf im Gebiet Deutsch-Nonsberg in eine Fotofalle. Auch später gab es Hinweise über das Auftreten eines Wolfs in St .Felix und im Gebiet von Laurein. sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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