Auf der Ochsenbergalm in Langtaufers wurde im Sommer 2012 der erste „Touler Goaß-Olpkas“ angeschnitten.

Vom „Käsekessi“ bis zum Kühlreagl

Publiziert in 17 / 2013 - Erschienen am 8. Mai 2013
Elfte Auflage des Sennkurses abgeschlossen - Alpkäse immer ­gefragter - Milchziegen-Alpung im Aufwind Burgeis - Die Konsumenten nehmen Alpkäse als ein Produkt wahr, das in ihrer Vorstellung aus einer intakten, idealen Welt stammt, im Sinne von unberührter Natur. Der Alpkäse wird als qualitativ hochwertiges Produkt angesehen, wesentlich bedingt durch die Alpweiden und die handwerkliche Herstellung. Dies sagte Giorgio Hösli aus der Schweiz bei der Almwirtschaftstagung am 24. April in der Fachschule für Forst- und Landwirtschaft Fürstenburg. Hösli ist Alpkäse-Fachmann und ständiger Mitarbeiter der Internetseite www.zalp.ch, die nicht nur für Älplerinnen und Älpler in der Schweiz zu einem wichtigen Forum geworden ist. Hösli referierte zum Thema „Vom Käsekessi (Käsekessel) bis zum Kühlregal“. In der Schweiz wurden 2011 ca. 5.200 Tonnen Alpkäse produziert. Allerdings handle es sich laut Hösli nicht bei allen Produkten, die als Alpkäse bezeichnet und in der Werbung als solche „angepriesen“ werden, um das, was sich die Konsumenten darunter vorstellen. Es gebe zum Teil Almen, die stark mit Hochleistungskühen bestoßen werden, es gebe „industriali­sierte“ Sennereibetriebe, Almen, die sich inmitten von Skigebieten befinden, Betriebe, die viel Kraftfutter einsetzen und wo das Almleben weit von der Idylle entfernt ist, wie wir sie aus der Welt von Heidi und Peter kennen. Laut Hösli ist darauf zu achten, dass die Wahrnehmung der Kunden mit der Wirklichkeit weitgehend übereinstimmt, denn sonst besteht die Gefahr, dass das derzeit noch gute Image des Alpkäses Schaden nimmt. Übrigens: Der Alpkäse ist besser als der Bergkäse, aber die Konsumenten kennen diesen Unterschied zum Großteil nicht und kaufen lieber jenen Käse, der billiger ist. Immer mehr Milchziegen Eine kurzen geschichtlichen Ausflug in die Ziegenhaltung in Graubünden, im Trentino, in Nordtirol und in Südtirol unternahm die Fachlehrerin Elisabeth Haid. „Die Ziegenmilchhaltung in Südtirol steigt und auch die Alpung von Milchziegen,“ stellte sie erfreut fest. Auch im Vinschgau gebe es noch Potenzial in der Milchziegenhaltung. Auch im heurigen Sommer werde sich Fachschule beratend um die Ziegenmilchalm Ochsenberg in Langtaufers kümmern. 2012 wurde dort der erste „Touler Goaß-Olpkas“ angeschnitten. Zu Käse verarbeitet wird die Ziegenmilch auf der Kaproner Alm. Insgesamt gibt es in Südtirol derzeit 7 Almen, auf denen Ziegenmilch verarbeitet wird. In Graubünden sind es 28 Alpen und in Nordtirol gibt es keine, dafür aber 40 Betriebe im Tal. Die Nachfrage nach Ziegenmilch steigt vor allem deshalb, weil die Konsumenten mit Produkten aus Ziegenmilch einen besonderen Geschmack und gesunde Nährstoffe verbinden. Die Fachlehrerin sieht in der Haltung von Milchziegen eine Alternative in der Gründlandwirtschaft. 13 neue Sennerinnen und Senner Der Höhepunkt der Tagung war die Abschlussfeier des 11. Sennkurses. 8 Frauen und 5 Männer aus ganz Südtirol, aber auch aus Deutschland und Österreich, haben die dreiwöchige Qualitätsausbildung, bestehend aus insgesamt 117 Praxis- und Theorie-Stunden, erfolgreich absolviert. Schuldirektorin Monika Aondio freute sich, dass das Interesse an dieser Aus- und Weiterbildung weiterhin ungebrochen ist. Im Mittelpunkt des Kurses stehen die Gewinnung, Lagerung und Verarbeitung von Milch. Aber auch Themen wie Qualitäts­sicherung, Verwertung von Nebenprodukten, Weidewirtschaft oder Tierhaltung werden behandelt. Hauptreferenten waren heuer wieder Elisabeth Haid, der Fachlehrer Stefan Winkler sowie Betram Stecher, Almberater des Sennereiverbandes Südtirol. Zur Tagung gekommen waren auch Markus Joos, Amtsdirektor des Bezirksamtes für Landwirtschaft Schlanders und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Vinschger Milchviehalmen, Forstinspektor Mario Broll, Bauernbundbezirks­obmann Andreas Tappeiner, ­Stefan Peer, Leiter der Forststation Mals, und weitere Ehrengäste. Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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