Anlässlich des Rom-Marathons am 17. März stellte der Rennerclub Vinschgau den Reschenseelauf 2013 vor. Albrecht Plangger besuchte den Messestand und freute sich, in Rom Freude aus dem Vinschgau begrüßen zu können; im Bild (v.l.): Thomas Santer, Sportreferent der Gemeinde Graun), Abi, Dietmar Waldner, Ignaz Veith und Gerald Burger.

Vom Oberland nach Rom

Publiziert in 11 / 2013 - Erschienen am 27. März 2013
Am 13. März fuhr der Kammerabgeordnete Albrecht Planggevr aus Graun erstmals zu seinem neuen Arbeitsplatz in die Ewige Stadt. Rom - Über seine Erlebnisse während der Fahrt, über die ersten Eindrücke in Rom und den Zufall, dass ausgerechnet am 13. März der Argentinier Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst gewählt wurde, hat Abi für die Leser des der Vinschger den nachfolgenden persönlichen Bericht verfasst: Mittwoch, 13. März, 8 Uhr: ich packe meine Sachen und starte Richtung Bozen bzw. Rom. Der Zug nach Rom mit allen anderen Parlamentskollegen fährt um 15 Uhr in Bozen ab. Ich habe aber auf der Fahrt nach Bozen noch einiges zu tun. VEK-Verwaltungsrat und eine Aussprache mit den Anrainer-Bürgermeistern des Kraftwerkes in Laas. Die Stimmung ist mies, weil wir mit unseren Stromagenden - sei es Verteilung, sei es Kraftwerk Laas - auf der Stelle treten. Also: Keine Zugeständnisse mehr wie etwa Prozessvertagungen, sondern eine knallharte Linie und voller Angriff...der Richter soll entscheiden. Je schneller ein Urteil da ist ,um so besser. Wir fühlen uns im Recht und haben eine gute Prozessposition. Irgendwann wird es für das Land und die Edison eng werden. Auch bei den Kraftwerken Glurns und Graun hat man erst 3 Tage vor der Urteilsverkündung einem Ausgleich zugestimmt. Je näher der Tag der Entscheidung - voraussichtlich September oder November) rückt, um so besser werden die Aussichten auf echte Verhandlungen. Bisher nur Scheinverhandlungen Bisher waren es nur Scheinverhandlungen. Nach der Sitzung in Schlanders geht es weiter nach Bozen, zu einem wichtigen Gespräch mit unserem Rechtsanwalt in der Konzessionsangelegenheit. Dieser gibt mir wieder die „rote Karte“ , weil ich viel zu lange auf Verhandlungen setze und nicht knallhart alle Prozessmöglichkeiten ausschöpfe. Er will das Mandat niederlegen, wenn wir gegen Land und Hydros nicht „offensiver“ vorgehen. Ich kann ihn nur mit Mühe beruhigen und ihm erklären, dass Gemeinden halt keine Privatpersonen sind, sondern öffentliche Verwaltungen, die mit anderen öffentlichen Verwaltungen halbwegs schonend umzugehen haben. Ich gebe ihm die Anweisungen für den anstehenden Prozesstermin am 20. März und ersuche ihn, mit mir in Kontakt zu bleiben, sollte sich wider Erwarten auf der Gegenseite doch noch etwas tun. Danach suchte ich noch das Gespräch mit dem Generalsekretär des Landes, aber er ist schon beim Mittagessen. Also lade ich meine Frau, die mich schon den ganzen Tag chauffiert, noch schnell zu einem Teller Nudel beim Hotel „Alpi“ ein. Ich treffe viele Leute, die mir alles Gute in Rom wünschen. Ich bedanke mich. Nach dem Essen gehe ich nochmals ins Landhaus und lasse einer Sekretärin meine Handynummer. Sie möge mich bitte anrufen, falls der Herr Generalsekretär kommt, denn es geht langsam auf 14.15 Uhr zu. Am Bahnhof will uns nämlich die Partei ganz offiziell verabschieden. Auch die Presse wird anwesend sein. Und unser Videospezialist Ivo von der Partei will ein kurzes Video drehen. Ich kaufe noch einige Zeitungen, hole meine Sachen aus dem Auto und verabschiede mich von meiner Frau. Zum Bahnhof soll sie nicht mitkommen, es ist ja kein Abschied , sondern diese Fahrten sollen Routine werden. Erst später habe ich vom Parteiobmann Richard Theiner erfahren, dass meine Frau nicht nach Hause gefahren ist, sondern vor dem Bahnhof sicherheitshalber gewartet hat. Sie war sich sicher, dass ich irgendeinen Zettel vergessen habe. Dem war aber nicht so. Nette Verabschiedung Die offizielle Verabschiedung am Bahnhof war sehr nett und eine schöne Geste. Der Parteiobmann höchstpersönlich war da, der Parteisekretär, viele lokale Funktionäre und allen voran das Sekretariatspersonal, das sich für uns schon im Wahlkampf voll verausgabt hatte. Hoffentlich können wir dies der Partei mit politischen Ergebnissen baldigst vergelten. Der Zug startet pünktlich. Wir sitzen alle getrennt, da die Reservierungen in Rom vorgenommen wurden, setzen uns dann aber zusammen, da viele Plätze frei sind. Wir treffen den Alt-Senator Karl Ferrari, der uns viel Heiteres über seine politische Karriere in Rom erzählt. Als wir an Salurn verbeifahren, verneigt er sich…Salurn ist seine alte Heimat. Wir rätseln über sein Alter, da er noch erstaunlich frisch und höchst unterhaltsam ist. Er ist 79 Jahre alt, wie ich später in Rom von seiner ehemaligen „portaborse“ erfuhr. In Roverato steigt noch unser Kollege vom PATT (Partito Autonomistico Trentino Tirolese) zu. Somit ist die ganze Mannschaft komplett. Die Römer müssten eigentlich vor diesen „Galliern“ fast Angst kriegen. Ab Verona wenden wir uns schon der parlamentarischen Arbeit zu. Wir Neulinge setzen uns mit Karl Zeller zusammen und beraten über die anstehenden Obliegenheiten, über den zu gründenden „Gruppo Misto“, über Strukturen, Posten, über Mitgliedschaften in den parlamentarischen Kommissionen, Pressearbeit , Personal, „portaborse“ und wie viel diese uns kosten werden usw., alles Dinge, die mir als langjährigem Gemeindeverwalter eher fremd und unsympathisch sind, die aber eben trotzdem gemacht werden müssen. Nach Florenz ereilt uns schon die Nachricht, dass der neue Papst gewählt ist. Schade, denn wir hatten gehofft, die Wahl würde erst in den nächsten Tagen erfolgen...und wir könnten dies direkt miterleben. Schade auch für die SVP-Sekretärinnen, die morgen zu einem Betriebsausflug, den sie sich mehr als verdient haben, nach Rom kommen sollen und ebenfalls gehofft haben, im historischen Moment auf dem Petersplatz sein zu können. Das Parlament ist kein Thema mehr, ich informiere mich zu Hause, wo mein Sohn vor dem Fernseher sitzt und dem Erscheinen des neuen Papstes entgegenfiebert. Ich tippe auf einen Italiener, weil es viel zu schnell gegangen ist, vielleicht Kardinal Scola. Roma Termini. Die Fahrgäste haben es eilig. Einige stehen schon mehr als 10 Minuten im Gang, um sofort austeigen zu können. Der Zug hält. In Rom erwartet uns niemand. Es regnet in Strömen…fast würde man glauben, der Regen könnte in Schnee übergehen....kann nicht sein, wir haben schon Mitte März, da ist in Rom schon längst Frühling. Die Taxis sind infolge des Regens alle ausgebucht. Wir müssen warten. Endlich sind wir dran. Wir fahren los und fragen den Fahrer , ob wir es noch bis zum Petersdom schaffen könnten, um dabei zu sein, wenn das Geheimnis um den neuen Papst gelüftet wird. Er überlegt, ruft jemanden an…dann kommt ein Anruf meines Sohnes. Im Fernsehen haben sie eben verkündet, dass der neue Papst in 10 Minuten erscheinen wird. Ich sag das dem Fahrer. Er rät uns, schnell ins Hotel zu gehen und dort im Fernsehen das Ereignis zu erleben. Er gibt Gas. Wir fahren am neuen Arbeitsplatz – dem „Palazzo Montecitorio“ - vorbei und sind auch schon vor dem „Hotel Nazionale“. Ich drängle ein bisschen, um schnell zum Zimmerschlüssel zu kommen. Neuer Papst steht schon am Balkon Zimmer 106 im 1. Stock. Ich laufe zu Fuß übers Stiegenhaus. Der Fernseher lässt sich problemlos einschalten. Der neue Papst steht schon am Balkon. Der Argentinier Bergoglio. Er ersucht alle Gläubigen für ihn und sein Amt zu beten. Das Gebet gelingt mir nur schlecht, aber der anschließende Segen des Papstes tut mir gut. Ich spüre es. Dass ich es noch geschafft habe, ist ein gutes Zeichen. Es könnte eine gute Zeit werden, für mich und hoffentlich auch für die, die mich nach Rom gewählt haben. Hoffentlich kann ich den Vertrauensvorschuss meiner Wähler nun honorieren. Es hat jedenfalls gut angefangen.
Vinschger Sonderausgabe

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