Buchvorstellung auf Finail mit Mauro Gambicorti, Magdalena Grüner, Sebastian Marseiler, Monika Gamper und Karl Prieth (v.l.).
Der Wahlmeraner aus Schluderns Sebastian Marseiler und der Wahlschnalser aus Meran Georg Kaser beim Schmökern.

„Von außergewöhnlichen Menschen und ihren Tieren“

Bildlich und sprachlich versuchten ein italienischer Fotograf und eine deutsche Kulturanthropologin, immaterielles Kulturerbe zu bewahren.

Publiziert in 22 / 2017 - Erschienen am 13. Juni 2017

Schnals/Finailhof - Alle, die sich auf der Terrasse des Finailhofs um einen Stapel Bücher versammelt hatten, waren sich bewusst, dass es zu Änderungen kommen wird. Am besten wusste dies Mauro Gambicorti aus Fornacette in der Toscana, der von 1996 bis 2015 bei „allen Wettern“ die 5 noch bestehenden Südtiroler Weidewanderungen über Staatsgrenzen mitgemacht und fotografiert hat. Er hat seine eindrucksvollen Bilder ausdrücklich „außergewöhnlichen Menschen“ gewidmet, „die mit ihrem Land, ihren Bräuchen und Tieren verbunden sind“. Hier habe sich alles seit 1918 verändert, meinte er. Den Bauern und ihrer Liebe zum Tier und zum Brauchtum sei es aber zu verdanken, dass fast alles bewahrt blieb. Dazu hatte Anja ­Salzer aus Berlin erklärende, fundierte und angenehm zu lesende Texte beigesteuert. Daraus ist im Auftrag des Landwirtschaftsressorts in der Edition Raetia ein Bildband über jene mobile Weidewirtschaft entstanden, die man allgemein „Transhumanz“ nennt. Dass Gambicorti und Salzers Buch „Über Gletscher + Grenzen“ nicht zu den üblichen Publikationen über den Schnalser, Schlanderser und Laaser Schafauftrieb gehört, erklärte Magdalena Grüner, die Karthauserin, die den Verlag vertrat: „Es sind ­authentische Bilder und nicht althergebrachten Schönwetter-Aufnahmen. Es werden auch die Schattenseiten und Schwierigkeiten dargestellt.“ Festzustellen ist weiters, dass beide Autoren Mensch und Tier gleich behandeln, niemand wird namentlich angeführt. Monika Gamper, Vorsitzende des Kulturvereins Schnals, erzählte von den Bemühungen des Vereins, die Transhumanz in die Liste der immateriellen Weltkulturerbe aufzunehmen. Lust auf das Erlebnis „Transhumanz“ und aufs Buch machte der Publizist und Kulturhistoriker Sebastian Marseiler, der anekdotenhaft und humorvoll pointiert erzählte, wie das genügsame Schaf als erstes Nutztier zivilisationsstiftend gewirkt habe. Berge seien nie etwas Trennendes gewesen, erzählte er. An den Grabkreuzen im Ötztaler Vent und in den Friedhöfen des Schnalstales fänden sich dieselben Namen. „Aber es hat sich einiges geändert. Unsere derzeitige Art von Mobilität ist der Grund, dass sich junge Schnalser am Gardasee besser auskennen als im Tiroler Ötztal.“ Zu den Brötchen der Finailhofbäuerin Veronika Gurschler durften sich Anna Huber von der Meraner Marketingesellschaft, Tanja Santer und Lisa Maria Alber vom Tourismusverein und der Klimaforscher Georg Kaser mit Frau Daniela vom Obmann der Kortscher Schafhalter, Karl Prieth, Handfestes über die Schafzucht erzählen lassen.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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