Mit dem Vinschger Obstbau sind viele positive Entwicklungen verbunden; Bildnachweis: VI.P; Hannes Meraner

Wandel bietet Chancen

Publiziert in 3 / 2014 - Erschienen am 29. Januar 2014
Aspekte zum Obstbau im Obervinschgau (Teil 1 von 6) Obervinschgau - Die Flächen im Obervinschgau galten lange als nicht geeignet für den Obstanbau. Mittlerweile werden im Oberen Vinschgau Äpfel, Marillen, Kirschen und Beeren angebaut. Diese Entwicklung ruft in Teilen der Bevölkerung Fragen auf. Zusammen mit dem Verband der Vinschgauer Produzenten VI.P und dem Beratungsring für Obst- und Weinbau behandelt der Bauernbund Vinschgau einige Themen zum Obstbau in einer kleinen Artikelserie. Den Anfang macht ein Blick auf die derzeitige Entwicklung im Obstbau. Im Herbst 2013 veröffentlichte der Vinschger übrigens eine Artikelserie des Biologen und Lehrers Joachim Winkler aus Mals. Er hatte sich mit der Problematik des intensiven Obstbaus im Ober­vinschgau auseinandergesetzt. Nach den Daten der VI.P wird derzeit auf 369 Hektar Fläche Obst und Beerenobst im Obervinschgau angebaut. Davon liegt rund die Hälfte der Flächen im Gemeindegebiet von Prad (176 Hektar). Die Gemeinde ­Schluderns umfasst derzeit 102 Hektar Obstanlagen. Weitere 51 Hektar Obstanlagen gibt es in Glurns, 27 Hektar sind es in Mals. Demgegenüber gibt es rund 27.500 Hektar Grünlandflächen im Obervinschgau (Landwirtschaftszählung 2010) sowie knapp 200 Hektar Kornanbau und 15 Hektar Gemüseanbau. Innerhalb des Obstbaus nimmt der Apfelanbau mit derzeit 349 Hektar Anbaufläche die größte Rolle ein. Die übrigen 20 ­Hektar Obstanbauflächen verteilen sich auf den Anbau von Steinobst (Kirschen), Marillen, Birnen und Beeren (siehe Tabelle). Die Obstanbauflächen nehmen jährlich leicht zu: Verglichen mit dem Jahr 2009 sind 82 Hektar Obstanlagen neu hinzugekommen, die meisten davon in den Gemeindegebieten von Prad und Schluderns. Im Schnitt haben die Obstanbauflächen in den vergangenen fünf Jahren um rund 20 Hektar jährlich zugenommen. Chancen für den Obervinschgau Wenn der Obst- und Beerenobstbau von Vinschger Landwirten als die für sie geeignete Anbaukultur gesehen wird, dann hat diese Entwicklung einige nicht unbeachtliche Chancen und Vorteile zur Folge. Obst- und Spezialkulturen geben den Bauern die Möglichkeit, kleine und teilweise kleinste Flächen zu bearbeiten und daraus ein verträgliches Einkommen zu erwirtschaften. Gerade im Obervinschgau gibt es aus historischen Gründen sehr viele Klein- und Kleinstparzellen. Wegen der höheren Wert­schöpfung können Obstbauern von ihrer Ernte leben. Da öffentliche Mittel weniger werden, sollte dies, wo es möglich ist, zugelassen werden. Obst- und Spezialkulturen erhöhen die Vielfalt der lokalen Lebensmittelproduktion – ein Vorteil im Hinblick auf eine Bioregion Obervinschgau. Wie Südtirol insgesamt hat der Obervinschgau nur wenige Flächen in Tallagen zur Verfügung. Der Anbau von Kulturen mit höherer Wertschöpfung, die nur auf Gunstflächen im Tal wachsen, bedeutet eine sinnvolle Nutzung der knappen Flächen. Mit dem Obstbau entstehen Arbeitsplätze und Impulse für die lokale Wirtschaft. Angesichts der prekären Arbeitsmarktsituation bietet ein natürlich wachsender Wirtschaftssektor wie der Obstbau eine gute Perspektive. Die weitere Entwicklung der Landwirtschaft im Obervinschgau bleibt offen. Der Obstbau ist kein Selbstläufer, sondern wie jeder andere Landwirtschaftszweig mit Vor- und Nachteilen verbunden, die jeder Landwirt für sich selbst abwägen muss. Sicher ist hingegen: Die Landwirtschaft hat sich seit je her verändert und braucht die Möglichkeit sich zu verändern auch weiterhin. So war der Vinschgau früher die Kornkammer Tirols und wo heute Futterwiesen liegen, wogten einst Getreidehalme im Wind. Das macht deutlich, dass landwirtschaftlicher Wandel ein natürlicher Vorgang ist und dass mit jedem Wandel letztlich auch eine positive Entwicklung einhergegangen ist. Bauernbund Vinschgau
Vinschger Sonderausgabe

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