Zahlreiche Interessierte verfolgten die Tagung.
Julian Perkmann
Werner Alexander Pfeifer
Melanie Reger
Siegfried Steinberger

Weidehaltung, Tierwohl und mehr

Über Herausforderungen, Chancen und Risiken der Weide im Berggebiet wurde in der Fürstenburg diskutiert.

Publiziert in 21 / 2023 - Erschienen am 21. November 2023

BURGEIS - Auf die Landwirtschaft kommen einige Dinge zu, denen man sich aber nicht verschließen dürfe. Es seien Herausforderungen, die es zu meistern gelte – so seien in den vergangenen Jahren die Weidehaltung und das Tierwohl immer weiter in den Fokus gerückt, wie Christian Plitzner, Geschäftsführer des BRING (Beratungsringes Berglandwirtschaft Südtirol), einleitend zu den Vorträgen des Vinschger Berglandwirtschaftstags in der Fürstenburg in Burgeis am 10. November unterstrich. Auch deshalb stand die Tagung unter dem Motto „Weide im Berggebiet“.

Professionelle Weideführung
Siegfried Steinberger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft referierte über die Grundlagen einer professionellen Weideführung. Eine solche werde in Zeiten steigender Produktionskosten, geringer Milchauszahlungspreise und erhöhten Umweltauflagen immer wichtiger. Die Weidehaltung könne große Vorteile bringen, wenn sie richtig betrieben wird, so Steinberger. Es gelte, das Fachwissen konkret umzusetzen. „Was Kälbchen nicht lernt, lernt Kuh nimmermehr“, betonte der Referent im Hinblick auf die Wichtigkeit, bereits das Jungvieh weiden zu lassen. Die Kuh sei ein Gewohnheitstier und „möchte immer das Gleiche“. Daher gelte es, die Tiere „zum Weiden zu erziehen“. Steinberger erklärte dabei auch „das magische Dreieck der Almbewirtschaftung“: Rechtzeitiger Auftrieb, gelenkte Weideführung und die Anpassung der Tierzahlen. Es gelte auch, die klimatischen Veränderungen zu beachten. Die Vegetation starte vielerorts zwei bis drei Wochen früher. „Es ist ein Fehler, an fixen Auftriebstagen festzuhalten“, so der Referent. Wenn das magische Dreieck beachtet werde, dann funktioniere auch die Weidehaltung. Diese bringe zahlreiche Vorteile, auch was Kosteneinsparungen betrifft. Während der Vegetation können die Kosten beispielsweise über die Fütterung beeinflusst werden. Können sich Rinder von frischem Futter auf der Weide ernähren, so entfallen freilich Kosten für Futtereinlagerung oder Kosten für besondere Arbeitsschritte wie dem Mähen, Schwaden etc. „Die Weide ist faszinierend. Wenn man es richtig macht, ist es ein selbsterhaltendes System“, erklärte Steinberger in seinem Fazit.

Weide und Tiergesundheit
Tierärztin Melanie Reger sprach über die Weide aus Sicht der Tiergesundheit und analysierte dabei Chancen und Risiken. Die aus dem Allgäu stammende Deutsche, die seit rund zehn Jahren in Südtirol lebt und mit ihrem Mann einen Hof oberhalb von Brixen, am Eingang des Pustertals bewirtschaftet, sagte: „Die Weide hat in der öffentlichen Wahrnehmung ein gutes Bild, man verbindet sie mit Tierwohl. Aber es gibt auch Risiken die es im Stall nicht gibt“. Rinder seien Weidetiere. Hier können sie ihr arteigenes Verhalten ausleben, eine stabile Herdenstruktur aufbauen und sind mehr in Bewegung, womit die Weidehaltung auch mehr Tiergesundheit biete. Im Stall hingegen, wo sich viele Tiere auf engem Raum befinden, sei die Ansteckungsgefahr größer. Im Freien werde nicht zuletzt ein gutes Immunsystem aufgebaut, die Tiere sind robuster und weniger anfällig für Infektionskrankheiten. Die Weide wirke sich positiv auf die Produktqualität aus. Eine Herausforderung auf der Weide stelle allerdings die Fütterung dar. Prinzipiell beinhalte frisches Gras noch alle Inhaltsstoffe. Man müsse aber „die verschiedenen Aufwuchsphasen berücksichtigen und durch Raufutter, Kraftfutter sowie Mineralstoffe ausgleichen“. Dies stelle die Grundlage zur Vermeidung von fütterungsbedingten Erkrankungen dar. Weitere Risiken der Weidehaltung seien bakterielle Erreger und Parasiten sowie die Gefahr von Verletzungen. Das Risiko für die Klauenrehe sei etwa höher, daher sei eine funktionelle Klauenpflege etwa vier Wochen vor Weideaustrieb wichtig. Viele Risiken können durch ein gutes Weidemanagement minimiert werden.

Innovation und Nachhaltigkeit
Der junge Marteller Julian Perkmann referierte über seine Maturarbeit zum Thema „World Wide Sennalmen“. Dabei hatte er eine Internetseite für die Arbeitsgemeinschaft der Vinschger Sennalmen erstellt, auf der die Almen übersichtlich präsentiert werden. Werner Alexander Pfeifer von der Raiffeisenkasse Obervinschgau berichtete über Nachhaltigkeit und Finanzierungen in der Landwirtschaft und die Aufgabe der Banken diesbezüglich.  So werden auch im Bankwesen zunehmend die ökologischen Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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