Die Zyklopenmauer der Lasa Marmo (Bild links) und die Abraumhalde nahmen bei der Diskussion viel Raum ein.
Volkmar Mair
Roman Horrer
Roland Schweitzer
Christoph von Pföstl
Konrad Messner
Die Jennwand mit ihrer besonderen Faltenstruktur

Wie groß ist die Gefahr?

Unwetter 2018 warfen Fragen auf. Diskussion um Mauer und Abraumhalde.

Publiziert in 20 / 2019 - Erschienen am 28. Mai 2019

Laas - „Geologie - Naturgewalten - Naturstein“ hieß das Motto des Informations- und Diskussionsabendes, zu dem die Fraktion Laas und die Gemeinde am 22. Mai eingeladen hatten. Warum das Josefshaus bis auf den letzten Platz besetzt war, zeigte sich bei der Diskussion im Anschluss an mehrere Referate, die fast zwei Stunden dauerten. Der Amtsdirektor Volkmar Mair informierte einleitend über die interessante Geologie des Laaser Tals. Er ging im Besonderen auf die Entstehung des Marmors ein, auf die geologische Störungslinie in der Nähe der Marmoreinlagerungen, die sogenannte „Laaser Einheit“, auf die besondere Faltenstruktur der Jennwand, auf neueste geologische Kartierungen und auf eine tiefgründende Massenbewegung im Laaser Tal. 

Murgänge sind möglich
Während der hintere Teil des Tals „eher ruhig ist, ist das weiter vorne weniger der Fall“, so Mair. Murgänge hält er für möglich. Im Laaser Tal gebe es viel Geschiebe, Geröll und Material, durch das sich der Bach immer wieder „fressen“ müsse. Was im Fall ergiebiger Niederschläge geschehen kann, zeigte der Feuerwehrkommandant Roman Horrer mit Fotos und Kurzvideos der heftigen Unwetter vom August 2018 und deren Folgen auf. 5 Mal musste die Feuerwehr im Mai des Vorjahres zu Unwettern im Laaser Tal ausrücken. Im Rückhaltebecken hatten sich ca. 50.000 Kubikmeter Material angesammelt. Die Faltinbrücke und weitere Brücken wurden weggerissen. Als größten Gefahrenpunkt nannte Horrer den Unterlauf des Valdaunbaches im Bereich vor der Mündung in die Etsch. Wie der Amtsdirektor für Wildbachverbauung West, Roland Schweitzer, ausführte, hat die Rückhaltesperre am 4. August 2018 die Feuerprobe bestanden.Bis jetzt seien ca. 29.000 Kubikmeter Material abtransportiert worden. Auch die Faltinbrücke und andere Übergänge über den Laaserbach seien neu errichtet worden. Ebenso wurden Uferschutzmauern mit einer Gesamtlänge von 443 Metern gebaut. Als weitere Maßnahmen für das laufende Jahr kündigten Schweitzer und Bürgermeister Andreas Tappeiner die Vergrößerung des Staubereichs der Rückhaltesperre an, eine Aufweitung der Engstelle bei der sogenannten „Auflege“ und weitere Arbeiten an Brücken und Uferabschnitten in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark und der Forstbehörde. Über das Marmorvorkommen und den Abbau im Weißwasserbruch referierten der Geologe David Wilhelm und der Ingenieur Christoph von Pföstl. „Während in früheren Zeiten mehr oder weniger auf gut Glück abgebaut wurde, werden mittlerweile schon seit Jahren Erkundungsbohrungen durchgeführt, um möglichst nur Marmor von hoher Qualität abzubauen“, sagte von Pföstl. Das derzeitige Stollenvolumen bezifferte er mit insgesamt ca. 400.000 Kubikmetern. Seit rund einem Jahr werde der Marmor nach oben abgebaut. Auch über ständige Kontrollen der Hohlräume und andere Sicherheitsmaßnahmen informierte der Ingenieur.

Hält die Mauer?
Breiten Raum bei der Diskussion nahm die von der Lasa Marmo vor etlichen Jahren am Fuß der gewaltigen Abraumhalde errichtete Zyklopenmauer ein. Es wurden Befürchtungen geäußert, dass die Mauer im Falle von Unwettern brechen und viel Material von der Halde in den Laaserbach gelangen könnte. „Wer kann für die Sicherheit dieser Mauer garantieren?“, hieß es. Der Bürgermeister unterstrich, dass alle notwendigen Genehmigungen zum Bau der Mauer positiv ausgefallen seien. Laut Erich Tscholl, dem Betriebsdirektor der Lasa Marmo, stelle diese Mauer einen Erosionsschutz dar und sei nicht errichtet worden, um die Abraumhalde zu „stützen.“ Wie schon Tscholl bestätigten auch Schweitzer und weitere Referenten, dass diese Mauer die Unwetter von 2018 als einzige Infrastruktur „überlebt“ habe. Einige Steine, die sich gelöst hatten, wurden neu eingesetzt. Auch den Geologen Konrad Messner und den Amtsdirektor Volkmar Mair bat der Bürgermeister um Stellungnahmen.

Kein „Lettnhaufen“
Laut Messner bestehe keine Gefahr eines Abrutschens der gesamten Halde. Es gebe im oberen Bereich keine Klüfte und Risse und es könne höchstens zu einer oberflächlichen Erosion kommen, denn die Halde sei kein „Lettn-
haufen“, sondern bestehe aus wasserdurchlässigem Marmorgestein bzw. -geröll. Die Halde schiebe nicht auf den Fuß. Mair sagte, dass der Bach bei Unwettern fast nur „dunkles“ Material talauswärts gespült habe, also fast kein weißes Marmor-Material. Überzeugt gab sich Mair auch, „dass man heutzutage nichts mehr verstecken kann.“ Es sei jederzeit möglich, das Volumen der Halde zu überprüfen und auch festzustellen, ob und in welchem Ausmaß die Halde gewachsen ist. Der frühere Nationalparkdirektor Wolfgang Platter erinnerte daran, dass bei der Genehmigung des Baus der Mauer festgelegt wurde, dass die Abraumhalde nur ein Höchstvolumen von 30.000 Kubikmetern erreichen darf und nur Steine mit einem Mindestdurchmesser von 30 Zentimetern abgelagert werden dürfen, um einer Verschlammung vorzubeugen. Der Bürgermeister sicherte zu, dass die Gemeinde das Überprüfungs-Angebot von Volkmar Mair annehmen werde. Dieser zeigte sich übrigens überzeugt davon, „dass im Weißwasserbruch noch sie so nachhaltig Marmor abgebaut wurde wie heute.“ Zu Zeiten des Faschismus seien bis zu 90% des abgebauten Materials einfach über den Hang gekippt worden. 

Besorgte Anrainer
Teils heftige Kritik musste sich der Bürgermeister auch seitens besorgter Anrainer bzw.
Wohnungseigentümer anhören. Die Gemeinde hätte von der Ausweisung der Wohnzone „Schmiedwiesen“ absehen sollen: „Wer ersetzt uns den Schaden, wenn unsere Wohnungen zerstört werden?“, hieß es, „und was geschieht, wenn dieser Bereich in Zukunft als rote Zone im Gefahrenzonenplan ausgewiesen wird?“ Der Bürgermeister argumentierte, dass eigens für diese Erweiterungszone eine Vorstudie zum Gefahrenzonenplan erarbeitet wurde und dass diese Studie positiv ausgefallen ist. Bis Laas einen definitiven Gefahrenzonenplan hat, werden noch einige Jahre vergehen. Roland Schweitzer versuchte ebenfalls zu beschwichtigen: „Wenn sich herausstellt, dass diese Zone tatsächlich gefährdet ist, wird die Wildbachverbauung Schutzmaßnahmen umsetzen, wenn das möglich ist.“ Eines stand nach der Versammlung fest: Bei weitem nicht alle Bürgerinnen und Bürger haben das Josefshaus beruhigt verlassen. 

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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