Daniel und Valentin aus Prad, alias Kravatte&Kravalle: „Wir machen Hip-Hop für uns, das muss man nicht mögen!“

„Wir wollen keine schlechten Vorbilder sein!“

Publiziert in 12 / 2013 - Erschienen am 4. April 2013
Dass Luis Durnwalder Hip-Hop hört und Hans Heiss rappt ist neu. Zwei Prader sind der Auslöser. Wer sind die zwei, was bewegt sie, wie denken sie? Prad - Plötzlich spricht das ganze Land über Kravatte&Kravalle. Ich werde neugierig, sehe mir ihre Clips auf Youtube an. Den ersten Song breche ich nach knapp 20 Sekunden ab, die Wortwahl ist mir zu krass, menschenfeindlich. Den zweiten Song „Stift+Block“ höre ich mir ganz an. Völlig anders, das Video dazu richtig gut gemacht. Das ist kein Amateurfilmchen, das wird schnell klar. Und dann ist da noch der Titel „SEL wars“, der Song, der das Hip-Hop-Duo aus Prad in die Öffentlichkeit katapultierte und innerhalb einer Woche über 15.000-mal angeklickt wurde. Ich verabrede mich mit ihnen, mit der brennenden Frage: wer sind Kravatte&Kravalle? Wir treffen uns direkt nach ihrem TV-Auftritt beim Sender SdF und ich erfahre in knapp eineinhalb Stunden sehr, sehr viel. Daniel und Valentin, die beiden jungen Musiker hinter Kravatte&Kravalle sind definitiv sprachlich fit. Das Sprechtempo ist mörderisch hoch, mal abwechselnd, mal gleichzeitig, erfahre ich die Philosophie hinter Kravatte&Kravalle, Geschichte, Hintergrund und wie gesagt noch vieles, vieles, vieles mehr. Die beiden sind definitiv Rap-Naturtalente. Und es wird viel gelacht. Ich hatte das Vorurteil, dass Hip-Hopper eine gewisse Aggression gegen die Welt hegen. Daniel und Valentin sind durchwegs positiv eingestellt, wollen auf keinen Fall „ummerraunzen“. Wichtig ist ihnen der Dialekt. Erklärung dazu: sie denken im Dialekt, sie träumen im Dialekt und deswegen rappen sie im Dialekt, alles andere wäre nicht authentisch. Hinter Kravatte&Kravalle stehen aber nicht nur Daniel und Valentin, sondern ein ganzes Team. „Allein wäre das nicht machbar.“ Im letzten Sommer entstand die Idee, selbst Hip Hop zu machen. „Wir hatten keinen Fernseher, uns war langweilig und was wir von der Szene in Südtirol hörten, war richtig schlecht“. Seit damals gibt es Kravatte&Kravalle. „Das sind zwei Kunstfiguren, die Hip-Hop machen und sich ihre Freiheiten nehmen“, erklärt mir Valentin. Die beiden geben so gut wie nichts Privates von sich. Sie lebten nicht in der Anonymität einer Großstadt, sondern im „Dorf“ Vinschgau und wollen nicht, dass sich für sie oder ihre Familien Nachteile ergeben. Provokation ist ein Stilelement des Hip-Hop, geht die Erklärung weiter, man müsse ihre Songs auf alle Fälle unter diesem Aspekt sehen. Bis jetzt haben Kravatte&Kravalle die Texte selbst verfasst, die Musik stammte von anderen Künstlern. Bei ihrem nächsten Titel, „A gonz normaler Tog“ sind Text und Musik von ihnen selbst. Das ­Video ist bereits produziert und wird in zwei Wochen veröffentlicht. Dann wird sich zeigen, ob Kravatte&Kravalle mehr als nur ein lockeres Mundwerk haben. Andrea Perger
Andrea Perger
Vinschger Sonderausgabe

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