Wird es endlich konkret?
Das Gebiet rund um das Stilfser Joch und das Joch selbst sollen nachhaltig und umweltverträglich aufgewertet werden.
Stilfser Joch - Es gab in den vergangenen Jahren schon mehrmals Aussprachen und Treffen hochrangiger Politiker aus Südtirol und der Lombardei am Stilfser Joch. Auch Abkommen und Absichtserklärungen wurden unterzeichnet. Am vergangenen 16. Juli gab es erneut ein politisches Spitzentreffen auf dem 2.757 Meter hoch gelegenen Pass. Landeshauptmann Arno Kompatscher und der Lega-Politiker Massimo Sertori aus der Lombardei, der als Assessor für die Bergpolitik zuständig ist, unterzeichneten auf der Terrasse des Alpengasthofs „Tibet Hütte“ ein Abkommen, mit dem sich beide Seiten verpflichten, das Stilfser Joch, die Zufahrtsstraßen zum Pass sowie das im Nationalpark gelegene Gebiet rund um das Stilfser Joch nachhaltig und möglichst umweltverträglich aufzuwerten. Das Einvernehmensprotokoll ist als Fortsetzung bzw. Konkretisierung von jahrelangen Vorarbeiten anzusehen, die in den vergangenen Jahren auf mehreren Ebenen geleistet worden sind. Auf politischer Ebene haben sich maßgeblich der ehemalige Landesrat Richard Theiner sowie der Vorgänger von Sertori, Ugo Parolo, für die Aufwertung des Gebietes rund um das Stifser Joch eingesetzt. Eine eigene, immer noch tätige Arbeitsgruppe, bestehend aus Architekt Arnold Gapp, Kurt Sagmeister (früher Vinschgau Marketing, jetzt Destinations-Manager der IDM-Einheit West) und Stephan Gander (Brückenfunktion zur Lombardei), hatte ein Paket von Zielen, Maßnahmen und Vorschlägen zur touristischen und gesamtwirtschaftlichen Aufwertung der Passstraße, des Jochs und der weiteren Umgebung erarbeitet.
Das Joch soll verbinden, nicht trennen
In ihren kurzen Erklärungen stimmten Kompatscher und Sertori im Beisein der für die Schutzgebiete zuständigen Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer, des Kammerabgeordneten Albrecht Plangger, des Landtagspräsidenten Sepp Noggler, mehrerer Bürgermeister und weiterer Gemeinde- und Tourismusvertreter aus dem Vinschgau sowie aus der Lombardei darin überein, dass das Stilfser Joch nicht trennen, sondern verbinden soll. Beide Seiten seien darum bemüht, das große Potential des Gebietes gemeinsam zu nutzen, und zwar nachhaltig und umweltverträglich. Kompatscher sprach von einer europaweit einzigartigen Aufwertung.
Eigene Gesellschaft
Konkret umsetzen soll die ins Auge gefassten Maßnahmen eine noch zu gründende Gesellschaft, in der Vertreter aus Südtirol und der Lombardei vertreten sein werden. „Diese Gesellschaft wird dann die einzelnen Maßnahmen genau definieren und sie zur Genehmigung und Finanzierung vorlegen“, kündigte der Landeshauptmann an. Es werde daran gedacht, die Maßnahmen Schritt für Schritt umzusetzen. Die nötigen Geldmittel würden aus dem Grenzgemeindenfonds zur Verfügung gestellt. Die neue Gesellschaft soll ab 2020 voll operativ sein. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, Synergien zwischen den Verwaltungen und den lokalen Betreibern sowohl auf der Südtiroler Seite als auch auf der Seite der Lombardei auszuloten und möglicherweise zu nutzen.
Eigenständige Führung heißt auch Verantwortung
Speziell zum Nationalpark meinte Kompatscher, dass die eigenständige Führung des Südtiroler Parkanteils auch die Verantwortung mit sich bringt, den Park weiterzuentwickeln und die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen. Als konkrete Beispiele von Maßnahmen, die von der neuen Gesellschaft auf den Weg gebracht werden sollten, nannte der Landeshauptmann u.a. eine Verbesserung der Müllentsorgung, die Optimierung der Parkplatzsituation auf dem Joch, die Schaffung von Diensten für die Radfahrer und strukturelle Verbesserungen für alle Nutzer der Passzufahrten. Für Maria Hochgruber Kuenzer ist der Nationalpark nicht nur für Urlaubsgäste und Wirtschaftstreibende ein Reichtum, „sondern auch für alle, die in dieser Gegend leben.“ Es gelte daher, ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu finden und dieses zu stärken, „damit Lebensqualität und nachhaltige Entwicklung Hand in Hand gehen.“