Es war diesmal ein überschaubarer Auftrieb.
Reinhold Messner und Diane Schumacher.

Yak-Auftrieb in Corona-Zeiten  

Reinhold Messner begleitete seine Yaks zur „Sommerfrische“.

Publiziert in 23/24 / 2020 - Erschienen am 16. Juli 2020

SULDEN - Seit mehr als 35 Jahren gehören die Yaks zu Sulden. Auch die Coronavirus-Krise konnte den traditionellen Yak-Auftrieb mit Reinhold Messner nicht verhindern. Wenngleich auch im kleineren Rahmen und ohne große Ankündigungen im Voraus begleitete Messner seine Yaks am Sonntag, 5. Juli, hinauf in Richtung Madritscher Weideflächen zur „Sommerfrische“. Einige Gäste ließen sich den Auftrieb dennoch nicht entgehen. Und ein Yak-Auftrieb im Verborgenen wäre ohnehin kein Yak-Auftrieb. So war diesmal nicht nur lokale Presse vor Ort, sondern gar ein deutsches Fernsehteam vom WDR. Dieses begleitete den Auftrieb und porträtierte den „Hirten“ Reinhold Messner. Und der Extrembergsteiger hatte viel zu erzählen. Über sich, die Zukunft, seine Einschätzungen zum modernen Alpinismus und freilich auch über die Protagonisten des Tages, die Yaks. 

Der Ideengeber war nicht dabei 

Sechs Yaks, allesamt Jungstiere im Alter zwischen einem und drei Jahren, folgten diesmal ihrem Hirten hinauf auf die Madritscher Weideflächen. Nicht mit dabei war in diesem Jahr hingegen Paul Hanny. Der 80-Jährige, der sich in den vergangenen Jahren keinen Yak-Auftrieb entgehen ließ, ist eigentlich der Verantwortliche dafür, dass die Yaks in Sulden eine Heimat gefunden haben. Er hatte im fernen Jahre 1982 bei einer Cho Oyu-Expedition die Idee, die in Zentralasien beheimateten Rinder in den Vinschgau zu bringen. Messner und Hanny begegneten damals im Himalaja zahlreichen Yaks und waren von den nützlichen Tieren begeistert. Nur zwei Jahre später ergab sich schließlich die Möglichkeit, die Rinder nach Sulden zu holen. Messner kaufte 1984 zwei Yak-Stiere sowie drei Muttertiere, seitdem sind die Yaks aus Sulden nicht mehr wegzudenken. „Und die Tiere fühlen sich hier wohl“, betont Reinhold Messner. Auf den Madritscher Weideflächen finden sie das perfekte Habitat. Die Höhe zwischen 2.500 und 3.000 Metern sei nahezu ideal. Zudem können Yaks klettern wie eine Gämse und brauchen keine Aufpasser. „Im Herbst wenn der erste Schnee kommt, gehen sie alleine und freiwillig zurück ins Tal“, erklärte Messner. 

Mutterkühe bleiben im Tal 

Im Gegensatz zu vergangenen Jahren blieben diesmal nicht nur Massen an Schaulustigen beim Auftrieb aus, sondern es waren auch einige Tiere weniger als sonst. Sechs Yaks hatten den heurigen Winter nicht überlebt und starben vermutlich an der Schafräude. Zudem entschied sich Messner dazu, sieben Mutterkühe im Tal zu lassen. Diese könnten insbesondere auf Wanderer mit Hunden aggressiv reagieren. „Yaks sind friedliche Tiere, aber vor allem die Mutterkühe haben einen Mutterinstinkt und sind darauf bedacht, ihre Kälber zu verteidigen“, betonte Messner. Passiert sei glücklicherweise nie was, „aber sicher ist sicher“. Auch bei den Jungstieren sei Abstand angebracht, Hunde gelte es an der Leine zu halte. 

Abstand halten

Sämtliche Yaks schafften auch diesmal den Aufstieg problemlos. Messner brachte die Tiere von der Talstation der Seilbahnen Sulden bis zur Mittelstation. Dort angekommen, wurden sie in die freie Wildbahn entlassen. Unterstützt wurde Messner beim diesjährigen Yak-Auftrieb unter anderem von seiner Lebensgefährtin Diane Schumacher aus Luxemburg. 

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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