In einer gemütlichen Runde im JuZe in Naturns referierte Harald Knoflach über „Fake News“ und Co.

Zeit der „Fake News“?

Was es mit „Fake News“ und Co. sowie Objektivität der Medien auf sich hat, darüber sprach Harald Knoflach in Naturns.

Publiziert in 44 / 2017 - Erschienen am 19. Dezember 2017

Naturns - Harald Knoflach, ein gebürtiger Innsbrucker, ist in seinem Element, wenn er über die Medienlandschaft spricht. Der 42-jährige Journalist und Politikwissenschaftler, der heute beruflich am Vinzentinum in
Brixen tätig ist und einen privaten Blog betreibt, war früher selbst in einer Redaktion aktiv, damals für das Tagblatt „Dolomiten“ in der Bozner Stadtredaktion. Die Medien, das Drumherum, Chancen und Herausforderungen, die unter anderem das Medium Internet bietet, sind nach wie vor eines seiner Spezialgebiete. Im Blog Brennerbasisdemokratie beschäftigt er sich mit Politik, Südtirol, aber auch mit der Berichterstattung in den Medien. Im Jugendzentrum in Naturns referierte er kürzlich im Rahmen der Präventionstage 2017 zum Thema „Alles Fake News? Medien, Macht und Manipulation. Surfen auf der Informationswelle“. 

Viele Unwahrheiten im Netz
Heute, mit dem Internet, habe sich so einiges verändert. „Mittlerweile sind nicht mehr ausschließlich Journalisten die Überbringer von Nachrichten, sondern jeder kann über das Medium Internet etwas mitteilen“, brachte es Knoflach auf den Punkt. Dass solche „Mitteilungen“, wie sie oft im Netz, insbesondere in sozialen Netzwerken wie facebook und Twitter zu finden seien, nicht immer der Wahrheit entsprechen, verstehe sich von selbst. Vor allem gedruckte Zeitungen hätten es aufgrund des Mediums Internet heute schwerer als früher. Während sich regionale Zeitungen aufgrund ihres Lokalbezugs noch recht gut halten, haben vor allem internationale Blätter zu kämpfen. So geschehe es, dass zum Beispiel in der Kriegsberichterstattung lediglich eine Presseagentur die Quelle für einen Großteil der Medien sei. Aber wie entstehen „Fake News“, also Falschmeldungen denn nun, abgesehen von bewusst manipulativen Beiträgen in den Weiten des Internets? „In der Eile passieren Fehler“, erläutert Knoflach. Vor allem auch bei den bekannten und seriösen Nachrichtenportalen im Internet sei es ein Kampf um Aufmerksamkeit. Genauer gesagt um Quoten. Ein Kreislauf. Schnelligkeit und Aktualität sorge für Aufsehen und Relevanz. Daraus ergeben sich Klicks, oder eben bei einer Zeitung die Auflage. Dies bringt Geld, in Form von Inseraten. Geld, was wiederum Macht bedeutet und eine noch bessere Arbeit und Aktualität des Mediums ermögliche. Und so gehe der Kreislauf weiter. 
Und oft stehen laut Knoflach auch Eigeninteressen der Medien, bzw. der Geldgeber im Vordergrund. Aber: Nicht selten seien es die verschiedenen Perspektiven, die eine Rolle spielen. Was für den einen „falsch“ ist, könnte demnach für den anderen „richtig“ sein.  Einige Beispiele für entlarvte „Fake News“ brachte der Referent dabei gleich mit. Bekannt und aktuell: Die rechtspopulistische Internetseite „Breitbart News“. In einem Artikel über
Schlepperbanden blamierte sich diese erst vor einigen Monaten mit einem Foto von Fußball-Star Lukas
Podolski auf einem Jetski. Nachdem zahlreiche Leser und andere Medien auf den Irrtum aufmerksam gemacht hatten, wurde das Bild schließlich ausgetauscht und in einer Entschuldigung erklärt: „Es gebe keinen Beleg dafür, dass er einer Schleuserbande angehöre oder selbst Flüchtling sei“. 

Verschiedene Linien
„Unterschiedliche Medien haben sich unterschiedlich politisch positioniert, was bei privaten Medien ja auch nichts Verwerfliches ist“, so Knoflach. Bei
öffentlich-rechtlichen Sendern sei dies jedoch problematisch. Diese, großteils mit Steuergeld finanzierten Anstalten, haben die Pflicht, dem Publikum eine ausgewogene Berichterstattung zu liefern. „Die New York Times zum Beispiel hat damals eine klare Wahlempfehlung für Obama abgegeben. Andere Medien waren auf der Seite der Republikaner. Und das ist auch alles in Ordnung, wenn es private Medien sind“, erzählte der Politikwissenschaftler. Es sei häufig auch ein „Kampf um die Deutungshoheit“. Als Problem in diesem Zusammenhang nannte Knoflauch auch die Abhängigkeit von Inseraten, was gelegentlich zu einer wohlwollenden Berichterstattung für Kunden oder eben Parteien führen könne. 

Objektiv gibt es nicht
Zudem gelte es, sich vom Konzept der Objektivität zu verabschieden. Nachrichten seien selten objektiv, schon alleine die Gewichtung eines Themas sei von Journalist zu Journalist verständlicherweise unterschiedlich, wie Knoflach betonte. Bereits die Selektion, also die Auswahl einer Nachricht, sei subjektiv. „Der Journalist entscheidet, was er für wichtig hält, dies wird dann auch veröffentlicht“, so der Referent. Auch die Bildwahl spiele dabei eine wichtige Rolle. Damit könne man den Leser bewusst steuern. 
„Fake News“ entlarven könne man dadurch, dass man die Nachrichten hinterfrage, weitere Quellen suche sowie das Medium und den jeweiligen Autor überprüfe.  

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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