Monika Telser Wwe. Tröger mit ihren beiden Kindern Katja und Fabian
Herta Pixner Wwe. Pircher vom Hochforch-Hof am Naturnser Sonnenberg

Zwei Vinschger Witwen geehrt

Monika Telser: „Des isch mein Platzl, do kear i hear!“ Herta Pixner: „Es wor nit oanfoch, obor man hot sich gegenseitig braucht!“

Publiziert in 26 / 2021 - Erschienen am 2. August 2021

Bozen/Tanas/Naturns - Dank der Stiftung Südtiroler Sparkasse konnte die Südtiroler Bäuerinnenorganisation bei ihrem traditionellen Landesbäuerinnentag im Haydn-Auditorium in Bozen wieder sechs Südtiroler Witwen ehren, die ihren Mann verloren haben, und noch mindestens ein Kind minderjährig war, und die den Hof in vorbildhafter Weise für die Nachkommen weitergeführt und erhalten haben. „Jede Witwe hat ihre eigene Geschichte, doch eines eint sie alle: Der Glaube an Gott, der Glaube an sich selbst und die Demut, Hilfe annehmen zu können; das zeigt ihre hohe soziale Kompetenz“, sagte Sr. Mirjam Volgger, die im Auftrag der Stiftung Südtiroler Sparkasse gemeinsam mit Landesbäuerin Antonia Egger die Ehrung der sechs Witwen vornahm. Die Laudatio über die Witwen wurden von den sechs Bezirksbäuerinnen verlesen. Der Bezirk Vinschgau hatte Monika Telser Wwe. Tröger vom Oberfrinig-Hof in Tanas vorgeschlagen, während der Bezirk Meran Herta Pixner Wwe. Pircher vom Hochforch-Hof am Naturnser Sonnenberg ernannt hatte. Da für die Bezirkszeitung der Vinschger Naturns geografisch im Vinschgau liegt, werden beide Witwen vorgestellt.

Monika Telser (Oberfrinig)

Im Alter von 22 Jahren heiratete Monika Telser nach Tanas auf den Oberfrinig-Hof auf 1745 Meter Meereshöhe. Sie war die jüngste von vier Geschwistern. Früh musste Monika für sich und ihre zwei beeinträchtigen Geschwister Verantwortung übernehmen, denn als sie 13 Jahre alt war, starb ihre Mutter. Anfangs lebten Monika und ihr Mann Johann mit den Schwiegereltern und einem Onkel im alten Oberfrinig-Hof. Das war nicht einfach. Im Jahr 2000 zog die Familie endlich ins neu erbaute Wohnhaus. Tochter Katja war damals drei Jahre alt. Der Weg bis zur Geburt von Katja war kein leichter, davor hatte Monika mehrere Fehlgeburten. Trotz weiterer Fehlgeburten kam 2004 Fabian zur Welt. Neben der harten Arbeit musste Monika zusätzlich einen taubstummen Onkel pflegen. Dann erhielt Johann die Diagnose: Tumor in der Speiseröhre. Es folgten drei Jahre Chemotherapien und Bestrahlungen. Erntehelfer unterstützen Monika in dieser Zeit bei den Arbeiten auf dem Hof. Johann erholte sich und konnte sogar wieder bei der Heuarbeit mithelfen. Das Glück war ihnen nicht vergönnt, denn im Jahr 2010 verunglückte Johann tödlich mit dem Traktor im steilen Gelände bei der Heuernte. Katja war damals 13 Jahre alt und Fabian sechs. Die Leute zweifelten, ob sie es alleine schaffen würde, doch für Monika war das nur noch mehr Motivation. Die tatkräftige Unterstützung durch ihren Bruder Helmut erleichterte ihr die Arbeit am Hof. Monika suchte nach dem Unfalltod ihres Mannes nach einer Alternative. Sie hatte immer schon ein gutes Händchen für ihre Hühner und so beschloss sie, in die Eierproduktion einzusteigen und für sich und die Kinder die Existenz auf dem Bergbauernhof zu sichern. Sie führt heute neben einer Qualitätsfleischproduktion mit 15 Jungrindern eine professionelle Freilandhaltung mit 1.200 Hühnern. Ihre Kinder unterstützen sie dabei. Sie beliefert nicht nur Privatpersonen und Altersheime, sondern auch Lebensmittelgeschäfte und Hotels im Vinschgau. Monika ist zudem begeisterte Kräutersammlerin. Und so finden sich in ihrem Verkaufsregal neben Eiern, Eierteignudeln auch diverse Bergkräutertees und Bergkräutercremen. Und noch ein Talent hat Monika: das Malen in Acryl, bevorzugt Tier und Landschaften sowie das Schnitzen. Zu ihrem Hof gehört auch ein kleines Museum, das sie im alten Bauernhaus einrichtete. Monika engagiert sich auch im öffentlichen Leben, war unter anderem im Gemeinderat Laas und im Ortsbäuerinnenrat Tanas tätig. Monika wollte für ihre Kinder stark sein und ihnen ein Leben auf dem Hof ermöglichen. Sie wollte die Heimat ihrer Kinder nicht aufgeben, und auch selbst sagt sie aus voller Überzeugung: „Des isch mein Platzl, do kear i hear!“

Herta Pixner (Hochforch)

Hoch über Naturns auf 1.550 m Meereshöhe steht der Hochforchhof, direkt am Meraner Höhenweg. Aus Liebe zu Albert Pircher kam Herta hierher. Aufgewachsen ist sie in Rabland, gemeinsam mit fünf Brüdern. Im Jahre 1981, nach der Eröffnung der von Herta und Albert gebauten Bahn, heirateten sie und übernahmen den Heimathof. Sie bekamen vier Kinder, Norbert, Thomas, Tanja und 1996 den Nachzügler Stefan. Die Familie lebte mit den Großeltern, dem Onkel, dem Adoptivbruder Roland und einem Knecht auf den Hof, alle im selben Haus. „Es wor nit oanfoch, obor man hot sich gegenseitig braucht!“, sagt Herta. Albert war sehr geschickt und erbaute mit Hilfe seines Vaters ein neues Wohnhaus Am Hof gab es eine Jausenstation, 36 Jahre lang. Erst im Jahre 1996 wurde die Zufahrtsstraße gebaut. Vieles wurde einfacher. 2005 erkrankte Albert an Krebs. Der Tumor wurde entfernt. Chemo und Bestrahlung waren laut Ärzte nicht nötig. Doch Albert merkte, dass etwas nicht stimmte. Als die Ärzte ihn nochmals operierten, war es zu spät: Es folgten weiter Operationen in Innsbruck, und obwohl Albert ein Kämpfer war, verstarb er im Alter von 51 Jahren. Ständig plagen Herta die Fragen: Wieso er? Hätten wir etwas machen können? Nach Alberts Tod stürzte Herta in ein tiefes Loch, sie konnte drei Jahre nicht richtig schlafen. Ihre Familie hat sie in dieser schweren Zeit sehr unterstützt, die viele Arbeit am Hof lenkte vom Schmerz und der Trauer ab. Herta kümmert sich auch noch um ihren Bruder, der von Geburt an Invalide ist, sowie um ihre an Demenz erkrankte Mutter und um den Onkel von Albert. Herta ist eine starke, tapfere Frau. Sie bewirtschaftet nach wie vor den Hof mit Hilfe ihres Sohnes Thomas, der mit seiner Familie am Hof lebt. Im Stall stehen einige Kühe, am Hof gibt es zudem Schafe, Katzen, Hühner. Die Arbeit geht nicht aus. Herta nimmt sich aber Zeit für Ausflüge, sie liebt manchmal einen kurzen Tapetenwechsel. So ist sie auch gerne bei den Naturnser Bäuerinnen und gönnt sich ab und zu eine Auszeit. Die Kinder haben Herta immer wieder die Kraft gegeben, sie nimmt ihr Schicksal an, wie es ist.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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