Ein historisches Bild vom Theater in Kortsch.
Institutionen des Kortscher Theaters: Karl Fleischmann (links) und Konrad Lechthaler
Heute wie damals: Kortsch macht Theater.
Eine Aufnahme aus vergangenen Zeiten.

100 Jahre Theater in Kortsch

Mit zwei unterhaltsamen Sketch-Abenden Ende Jänner eröffnet die Theatergruppe Kortsch ihr Jubiläumsjahr.

Publiziert in 1 / 2024 - Erschienen am 16. Januar 2024

Kortsch - Ziemlich genau vor 100 Jahren riefen Mitglieder der im Jänner 1923 gegründeten Musikkapelle Kortsch die Musikvereinbühne Kortsch ins Leben und spielten bald darauf das ernste Volksstück „Des Vaters Fluch“ von Wilhelm Lenze. Damit begann die Dokumentation des Theaterspiels in Kortsch, obwohl es das „Wilde-Mann-Spiel“ bereits in früheren Jahren gegeben hat. Der ehemalige Kooperator und Religionslehrer Rudolf Prinoth (1889 – 1949) galt als Initiator des Theaterspiels und regte in den politisch und wirtschaftlich unguten Zeiten des Faschismus ein lebendiges Kulturleben in Kortsch an. Faschistische Verbote beendeten 1932 die deutschsprachige Theatertätigkeit; erst im Jahr 1943 durfte wieder deutsches Volkstheater gespielt werden. Seitdem herrscht in Kortsch eine ungebrochene Lust, Theater zu spielen, und die heutige Theatergruppe Kortsch ist aus dem kulturellen Leben der Gemeinde und darüber hinaus nicht mehr wegzudenken. Das 100-Jahr-Jubiläum des Kortscher Theaterspiels ist Grund genug, mit dem Obmann Karl Fleischmann und dem Regisseur Konrad Lechthaler über den Beginn der Kortscher Theatergeschichte, über die Veränderungen des Theaters im Laufe der Jahre und über die für das Jubiläumsjahr geplanten Veranstaltungen zu sprechen.

der Vinschger: Mit der einmaligen engen Verbindung von Blasmusik und Volkstheater hat vor 100 Jahren die dokumentierte Kortscher Theatergeschichte begonnen. Welche Ziele verfolgte das Theaterspiel in Kortsch damals?
Karl Fleischmann: Zum einen musste sich die neu gegründete Musikkapelle ihre Finanzen aufbessern, um den neuen Musitempl und die angeschafften Instrumente zu bezahlen. Zum anderen suchte man nach einer sinnvollen Freizeitgestaltung für die männliche Jugend und wollte der Dorfgemeinschaft eine Unterhaltung bieten. Nicht zuletzt ging es beim Theaterspiel auch um eine indirekte moralische Belehrung des Publikums.

Unter Ihrer Regie haben sich im Kortscher Theaterleben in den späten 70er Jahren große Veränderungen ergeben. Was war Ihnen als Spielleiter besonders wichtig?
Konrad Lechthaler: Ich wollte als Spielleiter weg von der Heimkehrerliteratur und weg von den Volksstücken mit religiösen und bäuerlichen Inhalten hin zu anspruchsvollerer Theaterliteratur. Ich wollte die Spielerinnen und Spieler fordern und für besondere, auch zeitgenössische Theaterwerke begeistern. Dabei war ich mir auch nicht zu schade, Gastregisseure mit der Spielleitung zu beauftragen. Davon haben wir als Theatergruppe stets profitiert. Die Probenarbeit wurde zunehmend ernster genommen, die Identifikation mit der Rolle wurde zur Pflicht. Der Erfolg einiger Aufführungen wie „Föhn“,  „Der schwarze Reiter“, „Die sieben Todsünden“ u.a.m. spornte mich und die Kortscher Musikvereinsbühne zusätzlich an, Neues auf der Bühne zu erproben. Mit dem Bau des Hauses der Dorfgemeinschaft erhielten wir einen eigenen Theatersaal und trennten uns  im Jahre 1986 einvernehmlich von der Musikkapelle Kortsch. Die Theatergruppe Kortsch löste die Musikvereinsbühne ab.

Wenn Sie zurückblicken, welches waren in Ihren Augen die bedeutendsten, erfolgreichsten Aufführungen?
Karl Fleischmann: Voraussetzen muss ich, dass wir mit anspruchsvollen, klassischen Werken immer mehr gepunktet haben als mit Komödien. Ich würde sagen, „Grummetzeit“, „Die hölzerne Schüssel“, „Erde“ und „Tod eines Verräters“ waren sehr erfolgreich; unübertroffen waren die Aufführungen von „Via Mala“, „Bernarda Albas Haus“ und „St. Valentin – Szenen aus dem Südtiroler Exil“. Letzteres ist eines der bekanntesten Werke unseres Hausautors Josef Feichtinger.

Wie viele Mitglieder hat die Theatergruppe Kortsch heute?
Karl Fleischmann: Die Theatergruppe Kortsch hat knapp 40 aktive Mitglieder. Es hat sich bei uns eingebürgert, dass wir auch Spielerinnen und Spieler aus Nachbarbühnen einladen, bei uns zu spielen. Ein sehr gutes Verhältnis pflegen wir mit dem Theaterverein Schlanders und dem Kulturhaus Karl Schönherr in Schlanders, wo wir mit größeren Produktionen auftreten. Seit 2019 haben wir in unseren neuen Vereinsräumen mit großzügigem Aufenthaltsraum, Küche, Umkleide- und Schminkraum  sowie einem Lagerraum die besten Voraussetzungen für unsere Vereinstätigkeit geschaffen.

Dieses Jahr wird ordentlich gefeiert. Wie schaut das Programm für das Jubiläumsjahr 2024 für die Theatergruppe Kortsch aus? Worauf darf sich das Publikum freuen?
Konrad Lechthaler: Derzeit laufen die Proben für zwei unterhaltsame Abende am Samstag, 27. und Sonntag, 28. Jänner 2024. „Putzfrauen unter sich…und weitere sieben lustige Einakter“ nennt sich die von Martin Trafoier moderierte Auftaktveranstaltung für unser Jubiläumsjahr. Dabei spielen 22 Darstellerinnen und Darsteller acht lustige, kurze Sketches unter der Regie von Konrad Lechthaler und Eva Tscholl. Begleitet wird der Theaterabend von einem 4-Gänge-Menü, zubereitet von den Kortscher Küchenchefs Ferdi und Markus mit ihrem Team. Für musikalische Leckerbissen sorgen „Die Hallers“ aus dem Passeiertal. Der Kartenverkauf erfolgt online mittels QR Code. Ende Juni bis zum 19. Juli 2024 zeigen wir bei zehn Freilichtaufführungen in der Matscher Au in Schlanders das Stück „Ladies Night“ unter der Regie von Daniel Clemente. Vom 5. bis 9. August 2024 findet auf den Rimpfhöfen ein Theaterworkshop für Kinder von 8 bis 12 Jahren mit Ruth Kofler statt. Am 8. November feiern wir im Rahmen eines Festaktes die Premiere des Jubiläumsstücks „Der verreckte Hof – eine Stubenoper im Vinschger Dialekt“ von Georg Ringsgwandl. Wir hoffen, dass wir in unserem Jubiläumsjahr wieder sehr viel Publikum begrüßen und mit unseren Darbietungen erfreuen können.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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