Kulturgasthauswirtin Alexandra Dell’Agnolo begrüßte Georg Oberrauch und Moderator Richard Theiner (rechts).

Der erste Dialog im Herrenzimmer

Publiziert in 9 / 2025 - Erschienen am 6. Mai 2025

Tarsch - Im Herrenzimmer der ehemaligen Deutsch-Ordens-Kommende waren die Frauen in Überzahl. Wie ja auch das Kulturgasthaus „Zum Riesen“ oder weniger hochtrabend „der Tarscher Wirt“ von Frauen geführt wird. Die Initiative war von Richard Theiner, Obmann des Weltladens in Latsch, ausgegangen. Sie sollte „inspirierende Persönlichkeiten“ nach Tarsch bringen, die das, „was sie bewegt, was sie antreibt und welche Herzensangelegenheiten sie verfolgen“, erzählen sollten. „Wir möchten einen Raum schaffen“ – so Theiner – „in welchem interessanten ‚Leit‘ die Möglichkeit geboten wird, ihre Meinung und Haltung bekannt zu machen. Der erste Gast im Kulturgasthaus war Georg Oberrauch aus Bozen, der sehr früh unternehmerisch tätig geworden sei, aber immer im Sinn hatte, Theologie zu studieren. Es war die berühmte Nadel, die man fallen hörte, als Oberrauch offen und klar über seine Familie zu sprechen begann. „Meine Glaubenseinstellung ist, im hier und heute zu leben mit dem Blick nach vorne. Daher bin ich mit den Ultrakonservativen mehr oder weniger im Clinch. Ich hatte das Glück, eine wunderbare Frau zu finden, die leider seit 2005 mit der Diagnose Parkinson zu leben hat - mit einem Krankheitsverlauf, wie er auch bei Bischof Golser aufgetreten ist. Sie kann nicht mehr reden und sitzt im Rollstuhl. Trotz der Einschränkungen versuchen wir glücklich zu leben. Da sie immer noch gern reist, habe ich ihren Vorschlag, ans Meer zu fahren, natürlich angenommen. Von den wenigen Sachen, die sie tun kann, schnorchelt sie gern. Im Wasser kann sie sich bei aller Unbeweglichkeit bewegen und Bewegung fühlen. Händchenhaltend haben wir uns stundenlang zwischen den Korallen-Riffen aufgehalten. Meine Erfahrung ist, wenn man die Situationen, die man nicht ändern kann, annimmt, auch wenn sie hart sind, gibt es doch immer einen Weg glücklich zu leben. Dies bestätigt mir auch meine Frau, trotz minimaler Kommunikation.“

Günther Schöpf
Günther Schöpf

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.