In Gruben, Pfossental, stießen Andreas Putzer und seine Helfer im Sommer 2021 auf eine Almhütte aus der Bronzezeit (14. Jahrhundert v. Chr.).
Vortragsabend im archeoParc mit Karl Josef Rainer, Hubert Steiner, Andreas Putzer und Johanna Niederkofler (v.l.).

Der Ötzi-Mordfall … 

… und seine Folgen für Forschung und Entwicklung im Schnalstal.

Publiziert in 20 / 2023 - Erschienen am 7. November 2023

Unser Frau - Die Entdeckung des Ötzi und dessen steile Karriere zur berühmtesten Mumie der Welt haben dazu geführt, dass das Schnalstal und seine Nebentäler in den Fokus von Archäologen und „fachlich verwandten“ Wissenschaftlern gerieten. Über die Ergebnisse der zahlreichen Grabungen wird inzwischen traditionell einmal im Jahr auf Einladung des „archeoParc Schnals Museumsverein“ im Freilichtmuseum berichtet. Am 26. Oktober war es wieder soweit. Hubert Steiner, im Amt für Bodendenkmäler für die Zone Vinschgau zuständig, und Andreas Putzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Südtiroler Archäologie-Museums, legten Rechenschaft ab, boten einen Überblick über die laufenden Arbeiten und diskutierten über zukünftige Forschungen. Angekündigt worden waren die Referate mit „Archäologische Neuigkeiten“ und der Frage „Wer waren unsere Vorfahren?“ Bei der Begrüßung merkte der Vorsitzende des Museumvereins und Bürgermeister Karl Josef Rainer an: „Je mehr wir von unserer Vorgeschichte wissen, umso besser können wir unsere Zukunft einschätzen“. archeoParc-Direktorin Johanna Niederkofler kündigte „einen lockeren Vortragsstil“ an. Hubert Steiner begann mit der Gletscherarchäologie im Schnalstal und im Vinschgau. Er wies auf klimatische Bedingungen ähnlich wie 2003 hin und auf ein dafür initiiertes Projekt des Amtes für Archäologie. In seinem Überblick streifte Steiner die Fundgeschichte vom Langgrubjoch mit eindeutigen Zusammenhängen mit der bronzezeitlichen Siedlung auf Ganglegg. Er erwähnte als neuen Fund einen Schneeschuh an der Rappenscharte im Ramudeltal und kam dann auf einen „Steinbock-Friedhof“ am Lodner zu sprechen mit den ältesten Knochen aus der Zeit um 6.000 bis 5.900 v. Chr. Nicht außer Acht lassen dürfe man nach wie vor das Tisenjoch mit der Fundstelle des Ötzi. Ausführlich ging er auf den Neufund eines rätischen Hauses in Katharinaberg ein. Mit Sicherheit habe es auf Katharinaberg eine bronzezeitliche Siedlung gegeben. Steiners Schlusssatz enthielt eine Ankündigung: „Zu keinem inneralpinen Raum gibt es so viele Daten wie über das Schnalstal. Das ist die Voraussetzung für eine ‚Super-Publikation‘.“ Die Menge an gesammelten Daten habe man vor allem dem Institut für Botanik der Universität Innsbruck mit Vorstand Professor Klaus Oeggl zu verdanken, merkte der Archäologe Andreas Putzer an. Das Ziel war, in drei Grabungsphasen seit 2009 bis 2024 die Frage nach dem Beginn der Nutzung hochalpiner Weideflächen zu beantworten und den Einfluss des Menschen auf die Naturlandschaft festzustellen. Es sollte eine Untersuchung auch der Seitentäler nach archäologischen Strukturen und schließlich die Ausgrabung der entdeckten Fundstellen erfolgen. Optisch unterstützte er seine Aussagen mit Bildern von Ausgrabungen eines Viehpferchs am Teufelseck in Kurzras. „Jetzt sind wir dabei, alle archäologischen Daten, die wir, die Uni Trient, der Heimatforscher Hansi Platzgummer aus Vernagt und der Archäologe Günther Niederwanger gesammelt haben, auszuwerten. Die Botaniker in Innsbruck bestätigen die Erkenntnisse von uns Archäologen“, teilte Putzer dem interessierten Publikum im archeoParc mit. Nirgends im gesamten Alpenraum gebe es solche Ergebnisse. Der Vortragsabend endete mit 15 Minuten Gletscherarchäologie auf der Königsspitze durch Hubert Steiner. An der Königsspitze werde die Gletscherarchäologie auf die Spitze getrieben, meinte er ironisch, sie betreffe die Zeit des 1. Weltkrieges. Der dortige Soldatenunterstand, eine Holzbaracke in schwindelerregender Höhe, soll demnächst geborgen werden. Diese Archäologie ist etwas für Schwindelfreie. Er sei einmal im Hubschrauber darüber geflogen.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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