Zahlreiche Gäste waren bei der Vernissage vor Ort.
Sonja Santer, Kuratorin Ursula Schnitzer und Brigitte Dietl (v.l.).
Das Trio mit (v.l.) Matthias, Eva und Max sorgte für die musikalische Unterhaltung.
Einige Arbeiten von Brigitte Dietl.
Werke von Sonja Santer.

Es flogen fast die Wände in die Luft…

…als Brigitte Dietl und Sonja Santer im Steghof ausstellten.

Publiziert in 9 / 2024 - Erschienen am 7. Mai 2024

NATURNS - „Wollte man zwei Begriffe finden, die in aller Knappheit das Wesen der Arbeiten von Brigitte und Sonja beschreiben, würde sich vielleicht das Gegensatzpaar explosiv versus kontemplativ eignen“, betonte Ursula Schnitzer unlängst im Steghof in Naturns. Damit beschrieb die Kuratorin bei der Vernissage die Ausstellung „101“ der beiden Künstlerinnen Sonja Santer und Brigitte Dietl. „Als die beiden Freundinnen ihre Arbeiten in den Räumen hier ausgepackt haben, flogen fast die Wände in die Luft“, scherzte Schnitzer. So groß sei der Unterschied zwischen den Arbeiten gewesen. Diese Diskrepanz zu überwinden und daraus eine Ausstellung zu machen, die eine angenehme und ruhige Betrachtung ermöglicht, sei dann die Aufgabe der Kuratorin gewesen. Und dies ist gelungen, wie Besucherinnen und Besucher der drei Tage andauernden Ausstellung bestätigen konnten.

„Wie kleine Explosionen“

Die Arbeiten von Sonja Santer aus Schnals sind in erster Linie abstrakter Natur, „oft aus formaler, farblicher oder materialtechnischer Sicht wie kleine Explosionen“. Schnitzer lobte: „Ob es der leuchtend rote Farbauftrag, der vergoldete Montageschaum oder eingefärbtes Marmormehl ist, die Leinwände strotzen vor Freude am Schaffen“. Die Gestik sei ausladend und brauche große Formate. Sonja Santer greift hierfür auf bekannte und bewährte Materialien der modernen und zeitgenössischen Kunst zurück. „Die Freude am experimentellen Umgang mit unterschiedlichen Materialien zeichnet Sonja Santers Arbeiten in meinen Augen besonders aus. In Kombination mit leuchtender Farbe erhalten sie etwas Explosives“, so die Kuratorin.

„Eine ruhende Heiterkeit“

Die Malereien der aus Göflan stammenden Brigitte Dietl seien hingegen Arbeiten, in denen Farbe, Material, Oberflächenstruktur und Format harmonisch, trotz Farbigkeit tonig sind. „Ich würde bei Brigitte von einer beinahe kontemplativen Malerei sprechen. Anleihen aus der Natur werden neu sortiert, interpretiert. Sind es die Felder aus einem Schuttkegel? Oder die Struktur eines Ameisenhaufens“, analysierte Ursula Schnitzer.  Runde Formen, rhythmisches Abtasten der Fläche und die Suche nach technischer Perfektion im Umgang mit Material und Oberfläche seien ständig präsent. „Ölkreide, Künstlertusche, Lehm, Wachs gehen gemeinsam mit den Formaten und dem Trägermaterial eine Symbiose ein“, erklärte die Kuratorin. Die Künstlerin malt ihre Werke mit Acryl, Steinmehl, Champagnerkreide und Göflaner Marmor, anschließend werden sie gewachst. „Eine ruhende Heiterkeit ist für mich der Tenor dieser Bilder“, beschrieb die Kuratorin. Ebenfalls nicht fehlen durften die vielen Gesichter, die Brigitte Dietl auf Leinwand bringt. Sozusagen ein Markenzeichen der Künstlerin. In Form von Acrylgemälden, aber auch mit Ölkreiden, stellt sie dabei Menschen mit besonderen Gesichtsausdrücken. „Viele Mandln und Paterlen“, erklärte sie. Es sind Gesichtsausdrücke, die oft an ein Staunen erinnern. Die Mimik könne man aber selbst interpretieren.

Mehr als erwartet

Blieb noch die Frage, woher eigentlich der Name der Ausstellung komme, warum „101“? „Es sollte die Anzahl der ausgestellten Bilder aufzeigen. Im Eifer schossen wir aber darüber hinaus“, so die beiden Künstlerinnen lachend. Zahlreiche Gäste konnten sich bei der dreitägigen Ausstellung und bei der gut besuchten Vernissage ein Bild vom Können der beiden machen.

Michael Andres
Michael Andres

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