Großer Zuspruch für den Hl. Antonius mit Generalvikar Eugen Runggaldier
Der Generalvikar erzählte aus dem Leben des Hl. Antonius Einsiedler.
Magister Simon Peter Terzer referierte über schriftliche Quellen zu St. Prokulus.
Referent Terzer, Obfrau des Prokulus Kulturvereins Maria Theresa Kreidl, Kultur-Referent Michael Ganthaler und Museumsleiterin Tanja Flarer (v.l.)

„Gelegenheit, das Kleinod ins Herz zu schließen“

Vor 100 Jahren entdeckte man vorromanische Fresken. Seither ist St. Prokulus weltbekannt.

Publiziert in 2 / 2023 - Erschienen am 31. Januar 2023

Naturns - Im Gedenkjahr 2023, am 17. Jänner – einem Werktag, drängten sich an die 70 Besucher in die kleine Kirche. Zu den Gitarren-Klängen von Vizebürgermeister Michael Ganthaler sangen oder summten sie „Unser Leben sei ein Fest“. Es war der stimmige Auftakt des „Tumer Kirchtig“ und mit den Worten von Dekan Christoph Wiesler „eine Gelegenheit, das Kleinod ins Herz zu schließen“. Mit Kleinod meinte Dekan Wiesler die viel besuchte und wegen der noch immer nicht datierten vorromanischen Fresken rätselhaften Kirche in der Flur „Tum“. Generalvikar Eugen Runggaldier war eingeladen worden, nicht um den Namen gebenden Heiligen Prokulus zu feiern, sondern um das Fest des Heiligen Antonius zu begehen. Zusammen mit dem Heiligen Blasius (3. Februar) und dem Namengeber Prokulus (9. Dezember) gehört Antonius, der Einsiedler, der ein Schweinchen an der Leine führt, zu diesem Naturnser Dreifach-Patrozinium. Generalvikar Runggaldier ging nicht auf das Attribut des Einsiedlers in der Wüste ein, sondern auf den Entschluss des jungen Antonius, wie im Evangelium nach Matheus alles zu verkaufen, das Geld den Armen zu geben und Jesus nachzufolgen. Dekan Wiesler entließ die Kirchenbesucher mit der Einladung, die nächsten 11 Veranstaltungen zum Thema „Freilegung der Fresken 1923 – 2023“ auch so fleißig wie den Tumer-Feiertag zu besuchen. Es habe mit einer Eucharistie-Feier begonnen und werde am 9. Dezember, am Tag des Hl. Prokulus, um 17.30 ebenfalls mit einer Eucharistiefeier durch Abt Markus Spanier vom Kloster Marienberg abgeschlossen. Der historische und kunsthistorische Teil wurde bereits am 17. Jänner mit einem „Blick in die Archive – schriftliche Überlieferung zu St. Prokulus ab 1400“ eröffnet. Der Historiker Simon Peter Terzer beschäftigte sich mit dem, was zu St. Prokulus aufgeschrieben und festgehalten wurde, und nicht mit dem, was man unbedingt herausfinden möchte. Dass man schon 1974 von einer „sehr prekären Quellenlage“ berichtet habe, sei dadurch zu erklären, dass St. Prokulus eine Filialkirche, eine Nebenkirche war. Spätestens im ausgehenden Mittelalter wurde St. Prokulus der Pfarrkirche St. Zeno inkorporiert. Das bedeutet, dass alle Verwaltungssachen und alle liturgischen Angelegenheiten von der Pfarrkirche ausgingen, die zuerst eine Marienkirche war und später zum Patrozinium St. Zeno kam. Die wichtigsten Dokumente seien sicher die Rechnungen des Pfarrkirchenprobstes, die 1586 beginnen, aber größere Lücken aufweisen. „Als ergiebig“ erachtete Terzer die Visitationsprotokolle und Visitationsakten der Diözesen Chur bis 1816, dann von Trient und seit 1964 von Brixen. Weitere Belege zu St. Prokulus vermutet Terzer in den Adelsarchiven von Hochnaturns und Dornsberg und im Archiv der Kartäuser im Kloster Allerengelberg in Schnals, die bis zur Auflösung des Klosters 1782 Patronatsherren der Pfarre Naturns waren. Als wichtige Urkunde führte Terzer die beglaubigte Urkunde eines Notars an, in der es um den Tausch einer Grablegung ging. Damals, 1365, traten die Taranten auf Dornsberg ihre Grablege in der Pfarrkirche an die Herren von (Hoch)Naturns ab und nahmen mit einer Grablege in St. Prokulus vorlieb. Der Historiker beendete seine Ausführungen über die belegbare Geschichte von St. Prokulus mit einem „Heiligenkalender“ aus dem Jahre 1732, in dem zwischen 4. November und 3. Februar das Kirchweihfest und die 3 Patrozinien, am 1. Mai eine Prozession nach St. Prokulus und am 15. Juli eine Jahrtagmesse abgehalten wurden. 1827 soll 4 Mal ein Gottesdienst stattgefunden haben. 1892 war es nur mehr das Patrozinium am Antonius-Tag, 2 Bittgänge in der Bittwoche und 1 Kreuzgang am 1. Mai. Bis Mitte des 20.Jahrhunderts gab es Bitt- und Kreuzgänge. Fresken-Entdecker August Kleeberg erzählte auch von einem Antoniusmarkt. Das Jubiläumsjahr 2023 rund um St. Prokulus wird vom Prokulus Kulturverein, der Pfarrei zum Hl. Zeno, von der Prokulus Kirche und Museum und von Kultur Naturns gestaltet. Die nächste Veranstaltung „Momente des Innehaltens – Gedanken, Impulse, Meditationen“ findet am 28. März, 19.00 Uhr, in Kirche und Museum St. Prokulus statt.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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