Maria Fliri, Heinrich Tappeiner, Gabi Hofer und Adolf Fliri (v.l.) haben die Bibliothek Naturns gefüllt.

„Gonz frier af die Berghöf‘“

Das Leben und Arbeiten am Sonnenberg, geschrieben und erzählt von Maria und Adolf Fliri.

Publiziert in 21 / 2023 - Erschienen am 21. November 2023

Naturns - Nicht nur die Bibliothekarin Gabi Hofer war überrascht, auch Kulturreferent Michael Ganthaler und der Obmann des Heimatpflegevereins Naturns-Plaus, Heinrich Tappeiner, staunten über den Zulauf an Besucherinnen und Besuchern. „In der Mitte des Geschehens“ (Ganthaler) standen das Geschwisterpaar Maria und Adolf Fliri vom Bergbauernhof „Höfl“ am Naturnser Sonnenberg. Sie, die Mundartdichterin, die im hohen Alter den „Poetry-Slam“, den Schnelligkeitsbewerb im Reimen, entdeckt hatte. Er, der Chronist des Naturnser Sonnenbergs, hat befragt, fotografiert und geschrieben. Das Ganze wurde von 4 Sängern musikalisch aufgelockert. Bürgermeister i.R. Andreas Heidegger hatte dazu den bekannten Volkslieddichter und -interpreten Ernst Thoma aus Mals nach Naturns gelockt. Mit dem Lied „Guat geats’mr, wenn i zafriedn bin“ wurde in die Geschichte und Geschichten der zum Teil aufgelassenen Berghöfe eingestiegen. Obmann Tappeiner hielt es für notwendig, den überarbeiteten Band „Das frühere Bergbauernleben“ und die Neuerscheinung „Trinkwasserversorgung und Feldbewässerung auf den Berghöfen in Naturns“ aus der Schreibmaschine von Adolf Fliri unter die Menschen zu bringen. In stimmungsvollen, verdichteten Versen ergänzte und erweiterte Schwester Maria die nüchternen Informationen ihres Bruders. „Wenn ich es nicht aufschreibe, gehen Bezeichnungen von Fluren, Arbeitsprozessen und Arbeitsgeräten verloren“, meinte Adolf und erinnerte sich, dass der Anstoß für die Bücher das Niederreißen von kleineren Gebäuden auf „Höfl“ gewesen sei. „Wos miar reidn, wos miar schreiben, wos miar tian, bleibt nit stian“ war die Erkenntnis der 4 Sänger. Maria ergänzte aus ihren Erinnerungen schonungslos und in eindringlichen Reimen die Ansprüche an die Frau, Stammhalter zu gebären, Ehefrau, Mutter, Köchin, Putzfrau und Magd zu sein. Episoden wie das Entrinden eines Stücks Käse als Test für Sparsamkeit, lockerte die Stimmung auf. Mit dem gemeinsamen Schlusslied „Im Märzen der Bauer“ und dem Appell aus Kärnten an die Männer gerichtet: „Was nutzt des Ummerstian, huam miaßn m’r gian“ klang die gelungene Präsentation aus und leitete zur „Nudelsupp‘“ des Heimatpflegevereins über.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.