Sepp Mall und Emma Braslavsky, die Trägerein des ersten Franz-Tumler-Literaturpreises.

Machen Lust aufs Lesen: Braslavsky und Mall

Publiziert in 16 / 2008 - Erschienen am 30. April 2008
Laas – Er hat Tempo, Witz, ­einen Schuss Tragik und einen Sinn für das Absurde: Emma Braslavsky’s Debütroman „Aus dem Sinn“ machte sie im letzten Jahr zur Preisträgerin des neu eingerichteten Franz Tumler Literaturpreises. Vorgeschlagen wurde sie von Autor und Lyriker Sepp Mall. Auf ihrer Lesereise und dem zweiwöchigen Aufenthalt in Laas lasen am Mittwoch, 23. April, die beiden gemeinsam aus ihren Werken; Sepp Mall las aus seinem neu erschienen Roman „Wundräder“ und einige Gedichte. Als Sepp Mall auf der Suche nach einem Vorschlag für einen Franz-Tumler-Preis Kandidaten war, stieß er über „Die Zeit“ auf „eine Rezension, die gar nicht so wahnsinnig positiv war“, doch das Thema der Vertreibung, das Emma Braslavsky aufgreift, „fand er spannend“. Braslavskys „Aus dem Sinn“ greift auch auf Autobiografisches zurück – ihr Vater erlitt 1969 einen Gedächtnisverlust, ansonsten erfindet sie eine Geschichte, die sich in einer immer tragischer werdenden Spirale um die Sudetendeutschen Protagonisten dreht: in der Tschechischen Republik 1969. „Ich erfinde Erinnerungen, spanne sie in einen größeren Rahmen, erfinde das verloren gegangene Gedächtnis“. Nach der Lesung von Emma Braslavsky will man den Roman ganz lesen, die Abenteuer der originellen und verschrobenen Charaktere weiterverfolgen. „Im Jahr 1969 explodierte in Erfurt die Domuhr und der junge Mathematiker Eduard Meißerl verliert sein Gedächtnis. Beide Ereignisse sind zugleich Anfang und Ende dieser tragikomischen Geschichte vertriebener Sudetendeutscher, deren wunderliche Lebensspuren im Übergang zwischen Erinnerung und Zukunft verlaufen“, heißt es im Klappentext. Emma Braslavsky ist eine selbstbewusste Schreiberin, die zwar von sich sagt, dass „Humor eine Kraft von mir ist, mit der ich Gegenwart bewältige“, aber nicht immer weiß, ob jener Humor, der die Schritte der Figuren begleitet, auch ihr eigener ist. Warum auch? Schließlich sind Figuren eines Romans eigenständige Wesen, deren Leben mitnichten dem des Schreibenden ähneln muss. Sonst würden alle Biographien schreiben. Organisiert wurde die Lesung im Rahmen von „Laas liest“, mit einem eigenen Programm zum Tag des Buches, vom Bildungsausschuss Laas, Wilfried Stimpfl und Christine Stark, der Bibliothek mit Alma Svaldi und Evelyn Garber sowie der Schule unter Direktorin Martina Rainer. Die Kulturreferentin Verena Tröger stellte die beiden Autoren kurz vor: vor einem ungewohnt zahlreichen Publikum. Nach der Lesung funktioniert eines mit dem Roman der Preisträgerin nicht: Er geht kaum „Aus dem Sinn.“
Katharina Hohenstein
Katharina Hohenstein

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