Am Vormittag wurde die „Larmstange“ mit Stroh umwunden und mit vereinten Kräften aufgerichtet.
Am Vormittag wurde die „Larmstange“ mit Stroh umwunden und mit vereinten Kräften aufgerichtet.
Am Vormittag wurde die „Larmstange“ mit Stroh umwunden und mit vereinten Kräften aufgerichtet.
Am Vormittag wurde die „Larmstange“ mit Stroh umwunden und mit vereinten Kräften aufgerichtet.
Am Vormittag wurde die „Larmstange“ mit Stroh umwunden und mit vereinten Kräften aufgerichtet.
Am Vormittag wurde die „Larmstange“ mit Stroh umwunden und mit vereinten Kräften aufgerichtet.
Diesen Scheibenschlager hat Michael Schuster fotografiert.
Einige Schnappschüsse der Vorbereitungen und des Scheibenschlagens am Abend.
Einige Schnappschüsse der Vorbereitungen und des Scheibenschlagens am Abend.
Einige Schnappschüsse der Vorbereitungen und des Scheibenschlagens am Abend.
Einige Schnappschüsse der Vorbereitungen und des Scheibenschlagens am Abend.
Einige Schnappschüsse der Vorbereitungen und des Scheibenschlagens am Abend.
Einige Schnappschüsse der Vorbereitungen und des Scheibenschlagens am Abend.

Reim, Reim, …

„Scheibenschlager Schlanders“ halten Brauch ungebrochen hoch.

Publiziert in 4 / 2024 - Erschienen am 27. Februar 2024

Schlanders - Das Scheibenschlagen ist ein uralter Feuerbrauch, ein archaischer Fruchtbarkeitskult, mit dem der Winter ausgetrieben werden soll. Viel zu verjagen gab es beim heurigen Scheibenschlagen am ersten Fastensonntag in diesem Sinn allerdings nicht, denn die Temperaturen waren am 18. Februar nicht winterlich, sondern frühlingshaft. Schon beim Aufstellen der „Larmstange“ kamen die Scheibenschlager buchstäblich ins Schwitzen. Um Punkt 9.15 Uhr war die mit Stroh umwundene „Hex“ auf dem Scheibenbichl aufgerichtet. Unten im Dorf fand zu dieser Zeit der Einzug zur Andreas-Hofer-Gedenkfeier statt. Das Aufstellen der „Larmstange“ bildete nur einen ersten Höhepunkt des Scheibenschlagens. Zuerst hatten die Scheibenschlager, bei denen es sich in Schlanders um eine lose Gruppe von Brauchtumsfreuden handelt, nicht nur das Stroh, sondern auch die Haselnussstecken, die Scheiben und alles andere, was es für das Scheibenschlagen braucht, vorwiegend mit Kraxen auf den Bichl getragen. Auch Getränke, Würste und Brote galt es hinaufzuschleppen, zumal sich der Großteil der Gruppe den ganzen Tag über auf dem Bichl aufhalten würde. „Dies auch deshalb, um die ‚Larmstange’ zu bewachen, denn in früheren Zeiten ist es schon manchmal vorgekommen, dass ‚Rivalen’ aus anderen Dörfern die ‚Hex’ vorzeitig anzündeten“, wie am Bichl zu erfahren war. Sogenannte gesunde Rivalitäten zwischen Scheibenschlagergruppen hat es seit jeher gegeben. Auf die Frage, wie hoch die „Larmstange“ sei, meinte ein passionierte Schlanderses Scheibenschlager: „Wenn dich die Vetzaner danach fragen, musst du 28 Meter sagen.“

„Überrannt werden wir hier oben nicht“

Zu den Besonderheiten des Scheibenschlagens in Schlanders gehört schon allein der Platz, wo der Brauch ausgeübt wird. Zumal es vom Dorf bis zum Prielknott doch ein Stück hinauf ist, „kommen nur jene herauf, die selbst mitwirken oder die wirklich an diesem Brauch interessiert sind“, stimmen die Scheibenschlager überein. Sie sehen darin auch einen Vorteil, „denn so werden wir nicht von zu vielen Schaulustigen überrannt.“ Zu den Vorbereitungen gehört unter anderem die Anfertigung der Scheiben. Schon ca. 3 Wochen vor dem ersten Fastensonntag werden hierfür kleinere Birken gefällt. In Scheiben geschnitten werden die Stämmchen erst einige Tage vorher. Die Scheiben sollen nämlich möglichst frisch sein, „damit sie nicht durchbrennen, wenn wir sie im Feuer zum Glühen bringen.“ Apropos Feuer: In Schlanders treffen Wehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Schlanders regelmäßig Vorbeugemaßnahmen, um eventuelle Brände rasch löschen zu können. Während am Bichl selbst und in der untermittelbaren Umgebung schon vor vielen Jahren eine eigene Löschwasserleitung mit mehreren Beregnern verlegt worden ist, wird im tiefer gelegenen, recht unwegsamen Gelände einige Stunden vor dem Beginn des Scheibenschlagens immer eine ca. 200 Meter lange Schlauchleitung gelegt, sodass bei Bedarf am ganzen Steilhang eventuelle Brände gelöscht werden können. Die Beregner im oberen Bereich werden immer schon am Tag vorher eingeschaltet.

Nach dem „Betläuten“ geht es los

So richtig spannend wird es auf dem Prielknott unmittelbar nach dem „Betläuten“ um 19 Uhr. Zum Auftakt des Schlagens wird ein Vaterunser gebetet und der verstorbenen Scheibenschlager gedacht. Im Anschluss daran scharen sich die Scheibenschlager um das Feuer, in dem die Scheiben glühen. Sie stecken die Haselnussstöcke in die Löcher der Scheiben und begeben sich zum Holzbrett, von dem aus die Scheiben in die finstere Nacht geschleudert werden. Jede Scheibe ist einer Person, einer Familie, einem Verein, einem Gasthaus, einem Geschäft oder einem Betrieb gewidmet. Die Namen und Bezeichnungen werden dann jeweils in den Spruch eingeflochten, wie ihn die Scheibenschlager laut ins Dorf hinunterrufen: „Reim, Reim, … wem keart dia Scheib, dia Scheib keart in (Namen oder Bezeichnung). Geat sie guat, hot er’s guat, geat sie letz, hot er’s letz (oder: „konn i a nit drfier“). Schaug, wia des Scheibele außigeaht, außigeat …“ Bis heute nicht vergessen sind Scheibenschlager, denen es einst gelungen sein soll, Scheiben bis zur „Gröbmmauer“ oder gar darüber hinaus zu schleudern. Vor Jahrzehnten wurde das Scheibenschlagen in Schlanders noch an drei Stellen ausgeübt: Etwas oberhalb des Hangfußes schlugen die Kleinen, ungefähr in der Mitte die bis zu 18-Jährigen und ganz oben auf dem Prielknott, wo bis heute geschlagen wird, die Großen. Bis heute nicht geändert hat sich das abschließende Entzünden der „Hex“. Gehisst wurde heuer auch wieder die Fahne der „Scheibenschlager Schlanders“. Die Fahne, spendiert von Jürgen Tonezzer, war 2021 aufgestellt worden, als das Scheibenschlagen dem Corona-Virus zum Opfer fiel.

„All genders welcome“

Im Vorjahr war an der „Larmstange“, die wegen Trockenheit und Wind für einige Zeit nicht angezündet werden konnte, eine große Aufschrift mit dem Titel „Inser Brauch fir olle“ angebracht worden. Auf Flugzetteln war zu lesen, dass das Scheibenschlagen in Schlanders nur dem männlichen Geschlecht vorbehalten sei. Dem widersprachen die Scheibenschlager vehement: „Jede Frau, die interessiert ist, darf in Schlanders Scheiben schlagen.“ In Reaktion auf die anonyme Aufschrift von 2023 war heuer am Hangfuß die Botschaft „All genders welcome“ (Alle Geschlechter sind willkommen) zu lesen. Tatsache ist, dass am 18. Februar keine der anwesenden Frauen eine Scheibe geschlagen hat, und zwar trotz aller Ermunterungen und Aufforderungen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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