Schloss Kastelbell im Ausnahmezustand
3 Künstler, die Jahreszahl 1923 und 3 Kunstkritikerinnen schafften ein besonderes Kulturereignis.
Kastelbell - Der Besucherandrang war enorm. Es waren nicht Wanderer auf dem Weg zur ehemaligen Gerichtsburg der Grafen Hendl, es waren Scharen, die in den Innenhof strömten und der Eröffnung der Frühjahrsausstellung entgegen fieberten. Im Südtiroler Künstlerbund habe man laut über das Jahr 1923 nachgedacht, wurde berichtet, und festgestellt, dass gleich 3 Künstler aus dem Vinschgau heuer ihren 100. Geburtstag feiern könnten. Die Parallelen reichten weiter und vor allem tiefer. Martin Rainer und Friedrich Gurschler erblickten in Unser Frau in Schnals das Licht der Welt. Auf der anderen Seite des Gebirgszuges, in Kortsch, kam Karl Grasser auf die Welt. Die Kunstkritikerinnen Eva Gratl, Ulrike Schnitzer und die Künstlerin Elisabeth Hölzl deckten eine Gemeinsamkeit nach der anderen auf: die Armut der Jugendzeit, die Ausbildung an namhaften Akademien, die Verbundenheit mit dem Heimattal, die tiefe Religiosität, die Verwurzelung in der Tradition, das Schöpfen aus der Wirklichkeit, die Bildhauerei und eine Einstellung zur Kunst als solides Handwerk. In den Begleittexten der drei Fachfrauen stand zu lesen: „Keiner der 3 Künstler hat sich den verschiedenen ‚-ismen‘ der Nachkriegszeit zugewandt. Alle 3 blieben ihrem eigenen Stil treu“. Alle 3 Expertinnen standen zum Konzept, nicht Künstler pro Ausstellungssaal, sondern alle 3 Künstler mit ihren Beiträgen zu einem bestimmten Themenkreis im selben Saal den Besuchern zuzumuten. Als Premiere empfunden wurde der „posthume Werkstattbesuch“ von Elisabeth Hölzl, die die Arbeitsumgebung über großformatige Fotografien und Versatzstücken aus den Ateliers rekonstruiert hatte. Die Begrüßung und den Dank an Leihgeber und Sponsoren durch Gerold Tappeiner, Obmann des Kuratoriums Schloss Kastelbell, umrahmte mit klassischen Klängen ein Quartett der Musikkapelle Kastelbell unter der Leitung von Charlotte Rainer. Die Ausstellung „1923“ in Schloss Kastelbell ist jeweils von Dienstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr zugänglich.
