Der höchste Schützengraben auf dem Ortler-Vorgipfel (3.860 m).
Bis zum 27. Oktober können in der Bibliothek in Mals Fundstücke sowie Bildmaterial der Ortlerfront im Ersten Weltkrieg besichtigt werden.
Ein italienischer Alpini-Hut (vorne links) und eine österreichische Feldkappe mit Schneebrille (rechts).
Österreichisches und italienisches Essgeschirr sowie Gebrauchsgegenstände, wie sie an der Kriegsfront verwendet wurden.
Geschütz auf dem Ortler.
Österreichische Stellung an der Schulter der Trafoier Eiswand.
Melanie Platzer
Ignaz Verdroß
Im Bild (v.l.): Gudrun Marion Kuenrath, Michael Pinggera und Gerald Holzer.

„Vater der Kaiserjäger“

Ausstellung über die Ortlerfront in der Bibliothek in Mals. Einblick in das Leben des Generals Ignaz Verdroß von Droßberg.

Publiziert in 13 / 2023 - Erschienen am 18. Juli 2023

Mals - Splitter von Granaten, Helme, Munitionshülsen, Werkzeuge, Gebrauchsgegenstände und viele weitere Fundstücke der Ortlerfront aus der Zeit des Ersten Weltkrieges können derzeit im Untergeschoss der Bibliothek in Mals besichtigt werden. Zusätzlich zu 4 Vitrinen mit zum Teil neuen Fundstücken kann man sich auch mit Hilfe historischer Fotos und Dokumente ein Bild von den schrecklichen und bis heute unfassbaren Kriegsgeschehnissen an der Front in Fels und Eis, sowie von den Leiden und Strapazen der Soldaten auf beiden Seiten machen. Gerald Holzer, der Vize-Präsident des „Ortler Sammlervereins Erster Weltkrieg“, freute sich bei der Ausstellungseröffnung am 7. Juli, dass es gelungen ist, nach mehrjähriger Pause wieder eine größere Ausstellung zu organisieren. Er bedankte sich vor allem beim Bildungsausschuss Mals mit dem Vorsitzenden Michael Pinggera an der Spitze für die tatkräftige Unterstützung, sowie bei der Bibliotheksleiterin Gudrun Marion Kuenrath für die Bereitstellung der Räume. Die Ausstellung mit den einzigartigen Fundstücken und dem ausgewählten Bildmaterial bleibt bis zum 27. Oktober zu den Öffnungszeiten der Bibliothek Mals frei zugänglich. Am Mittwoch, 19. Juli, um 20 Uhr zeigt der Verein außerdem im Kulturhaus in Mals den Film „Die Front am Stilfser Joch und Hohe Schneid“.

„Beliebtester und ältester Heerführer“

Zumal er ein Malser war und die wichtigste Straße in Mals, die ehemalige „Reichsstraße“, die vom Hauptplatz in Richtung Meran führt, seinen Namen trägt, beleuchtete Melanie Platzer, die Präsidentin des „Ortler Sammlervereins Erster Weltkrieg“, das Leben von Ignaz Verdroß als Feldherr, aber auch als Mensch. Verdroß, geboren am 16. Dezember 1851 in Mals, gelte nicht von ungefähr als „Vater der Kaiserjäger“ und als „Tirols beliebtester und ältester Heerführer des Ersten Weltkrieges“. Mit 12 Jahren kam Verdroß als Kind einer alteingesessenen Malser Familie mit kleinem Vermögen an das Lyzeum nach Innsbruck. Er besuchte das dortige Obergymnasium und trat als 20-Jähriger in das in Riva stationierte Tiroler Kaiserjäger-Regiment ein. Nach dem Besuch der Kadettenschule in Innsbruck begann seine militärische Laufbahn: Leutnant, Hauptmann, Ausbilder der Kaiserjäger in Innsbruck, Major, Oberst sowie Ernennung zum Generalmajor und Erhebung in den Adelsstand „Edler von Droßberg“ durch Kaiser Franz Joseph I. am 10. November 1911.

Krieg statt Ruhestand

Wie Melanie Platzer ausführte, befand sich Verdroß 1913 bereits im Ruhestand, brach diesen aber mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges ab. Im Sommer 1914 stellte er als Kommandant der Gruppe Nordtirol die Standschützen neu auf und kommandierte die Innsbrucker Brigaden: 12 Bataillone und 5.000 Standschützen. Im Mai 1915 übernahm er das Kommando der 180. Infanterie-Brigade, die den Frontabschnitt Folgaria (Vielgereuth) und Lavarone (Lafraun) verteidigte. Wie Platzer recherchiert hat, setzte sich das Standschützen-Bataillon Glurns im Mai 1915 aus insgesamt 442 Mann zusammen. Dem Bataillon Glurns gehörten vor allem Standschützen aus Mals, Planeil, Matsch, Schluderns und Eyrs an. Das Bataillon Laatsch (Laatsch, Schleis, Burgeis und Schlinig) war im März 1915 in das Bataillon Glurns eingegliedert worden. Großes Ansehen erwarb sich Verdroß mit der Verteidigung des Monte Pasubio im Sommer 2016. Den Beinamen „Vater der Kaiserjäger“ habe er deshalb erhalten, weil er trotz seines Dienstgrades und Alters regelmäßig die Kampfgräben in der ersten Linie inspizierte. Gestorben ist Verdroß am 16. Juni 1931 in Innsbruck. Er war laut Platzer ein Gönner armer Familien in Mals und insgesamt ein „feiner Kerl.“ Abschließend zitierte die Vereinspräsidentin Moritz Erwin Freiherr von Lempruch, den Befehlshaber der Ortlerfront von 1916 bis zum Kriegsende. Lempruch schrieb: „Das Vorbild, wie Vater Verdroß, unbekümmert um die augenblickliche Gefechtslage, um den Geschoßhagel, um die Witterung, stets dort in vorderster Linie zu finden war, wo es am meisten nottat, die entzückende, gewinnende Art, wie dieser unvergleichliche, dabei strenge Mann und alte Soldat, (…) mit seinen Kindern umging, wird mir zeitlebens unvergeßlich bleiben!“

Josef Laner
Josef Laner

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