„Alle hätten ihn verdient“
Tine Melzer gewinnt den 9. Franz Tumler-Literaturpreis.
Laas - Nach spannenden und gut besuchten Vormittags- und Nachmittagslesungen im Josefshaus sowie teils kontroversen Debatten, moderiert von Christoph Pichler, fanden die Veranstaltungen im Rahmen der 9. Auflage des Franz Tumler-Literaturpreises am Abend des 22. September mit der Preisverteilung in der Markus-Kirche ihren Abschluss. 5 Debütromane von Arad Dabiri, Cornelia Hülmbauer, Irina Kilimnik, Tine Melzer und Magdalena Saiger, nominiert von einer 5-köpfigen Jury (Robert Huez, Manfred Papst, Jutta Person, Gerhard Ruiss und Daniela Strigl), hatten es in das Finale geschafft. „Alle hätten sich den Preis verdient“, sagte Manfred Papst im Namen der Jury. Am Ende fiel die Wahl aber auf den Roman „Alpha Bravo Charlie“ der 1978 in der Schweiz geborenen Tine Melzer, erschienen im „Jung und Jung Verlag“ (Salzburg). Der Erstlingsroman der Autorin und Sprachphilosophin besteche mit „Tief- und Hintersinn, Humor und makelloser Sprache.“ Der Roman erzählt von einem liebenswürdigen Außenseiter. Sein Berufsleben hat er hinter sich, seine Ehefrau ist ihm abhandengekommen. Als Modellbauer entwirft er am Küchentisch eine Gegenwelt zur Realität des Alltags. Sein Bestreben ist es, auf sanfte Art überall Ordnung zu schaffen. „Auf den letzten Seiten wartet das Buch mit einem Clou auf, der hier nicht verraten sei, aber die ganze Handlung auf den Kopf stellt“, heißt es in Begründung der Jury. Offiziell an Tine Melzer überreicht wurde der Franz Tumler-Literaturpreis 2023 von der Bürgermeisterin Verena Tröger, die allen Autorinnen und Autoren, der Jury, dem OK-Team, dem Verein der Vinschger Bibliotheken, den Geldgebern und Sponsoren, sowie allen weiteren Beteiligten dankte. Tröger bringt sich bereits seit der ersten Auflage des Literaturpreises im Jahr 2007 aktiv ein. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Zusätzlich zum Preisgeld in Höhe von 8.000 Euro, mitfinanziert von der Landesregierung, umfasst der Preis einen mehrtägigen Schreib- und Leseaufenthalt in Laas. Den heurigen Publikumspreis (Leserinnen und Leser sowie Saalpublikum), verbunden mit einem Aufenthalt auf dem Rimpfhof, konnten Gudrun Kuenrath (Bibliothek Mals) und Claudia Pircher (Bibliothek Laas) im Namen des Vereins der Vinschger Bibliotheken an Irina Kilimnik - geboren 1978 in Odessa in der Ukraine und seit 1993 in Deutschland wohnhaft - für ihren Debütroman „Sommer in Odessa“ überreichen. Ein besonderes Geschenk für die Trägerinnen des Preises und des Publikumspreises hatten sich die Laaser Kaufleute unter der Leitung des hds-Ortsobmannes Dietmar Spechtenhauser einfallen lassen. Lore Stecher und Sigrid Haller übergaben Tine Melzer und Irina Kilimnik Sträuße mit Blüten aus Bücherblättern. Im Rahmen der Literaturtage waren in vielen Schaufenstern in Laas Buchzitate ausgestellt worden. Moderiert hat die Preisverleihung Katrin Klotz in Vertretung des Südtiroler Künstlerbundes. Sie dankte der Landesregierung, der Abteilung Deutsche Kultur, dem gesamten OK-Team sowie allen Förderern und Unterstützern. Einen besonderen Gruß richtete sie an Ferruccio Delle Cave, der seinerzeit gemeinsam mit Wilfried Stimpfl der Ideengeber des Literaturpreises war. Mehrfach geäußert wurde, dass das Interesse und die Leidenschaft für Literatur in Laas erhalten bleiben mögen. Detail am Rande: In zwei Jahren erlebt der Literaturpreis, der nach dem Schriftsteller Franz Tumler (1912-1998) benannt ist - Laas hatte aufgrund der Herkunft von Tumlers Familie eine tiefe Beziehung zum Schriftsteller aufgebaut -, seine 10. Auflage.