Antrag für Ensembleschutz
Naturns - Innerhalb 15. Dezember müsste die alte Saumoar-Hofstelle in Naturns abgebrochen werden. Die Verfügung dazu hat BM Andreas Heidegger am 14. September unterzeichnet und dies auch dem Hofbesitzer Florian Ruatti mitgeteilt. Bei der Ratssitzung im September hatte Heidegger erklärt, dass es keinen gesetzlichen Spielraum mehr gebe, den Abbruch weiter zu verschieben. Es wisse zwar, dass der Gesundheitszustand der Altbäuerin Ottilia Ruatti, die immer noch im alten Haus lebt, prekär sei, aber er sehe sich trotz aller sozialen Einstellung gezwungen, dem Gesetz Genüge zu tun. Nicht folgen kann diesen Argumenten das Gemeinderatsmitglied Hans Pöll. Er war der damaligen Ratssitzung ferngeblieben, weil er das Vertrauen in die Verwaltung verloren habe. Wegen der Causa Saumoar, „aber nicht nur“, wie Pöll dem der Vinschger bestätigte. Als Humanist könne er nicht nachvollziehen, dass der soziale Aspekt dem Gesetz untergeordnet werde: „Der Bürgermeister ist der oberste Hüter der Gesundheit“, so der ehemalige Arzt und Amtsarzt. Ottilia Ruatti, Jahrgang 1941, sei „herzkrank und suizidgefährdet.“ Er wohne seit einiger Zeit an der alten Hofstelle, „um der Frau Halt zu geben und sie moralisch zu stützen.“ Nach der Zustellung der Abbruchverordnung stehe jetzt die ganze Familie Ruatti hinter dem Antrag, die alte Hofstelle in den Ensembleschutzplan der Gemeinde einzutragen. Das „Verlassen der sozialen Schiene“ seitens der Verwaltung habe die Familie Ruatti laut Pöll zusammengeschweißt. Überzeugt sei er auch davon, dass die seinerzeitige Nichteintragung der Hofstelle in den Ensembleschutzplan „an mir vorbeigeschmuggelt wurde.“ Als Arzt sei sein Ruf zwar nicht schlecht gewesen, doch als Amtsarzt und Mitglied der Baukommission habe er als „grüner Spinner“ gegolten und sei für viele ein „rotes Tuch“ gewesen. Kürzlich ist im Rathaus ein Ensembleschutz-Antrag eingetroffen. Erarbeitet hatte ihn Rudolf Benedikter im Auftrag von Ottilia Ruatti und Hans Pöll. Im Antrag wird auf die jahrhundertealte Geschichte des Saumoar-Hofs verwiesen. Auch aus dem Schreiben des Landes-Denkmalamtes, das im Anschluss an eine Besichtigung vor Ort aufgesetzt worden ist, wird zitiert: „Es wurde festgestellt, dass das Gebäude, das bereits im historischen Kataster von 1858 aufscheint, im Erdgeschoss gewölbte, rußgeschwärzte Räume besitzt. Im ersten Obergeschoss befindet sich ein Raum mit einfachem Brustgetäfel, eine Decke mit zentralem Stuckornament, unterschiedliche Türen aus dem 19.-20. Jahrhundert sowie ein gemauerter Turmofen. Das 2. Obergeschoss wurde wie die meisten Fenster in jüngerer Zeit ausgebaut. Die Fassade wurde voraussichtlich im letzten Jahrhundert verändert und überformt, so dass die bauzeitliche Situation nicht mehr ablesbar ist.“ Aus denkmalpflegerischer Sicht wird die Erhaltung des Wohnhauses, zusammen mit den umliegenden Gebäuden, in Form eines Ensembles vorgeschlagen, damit ein bedeutender Zeitzeuge der Entwicklungsgeschichte rund um die Burganlage Dornsberg für die Überlieferung in die Zukunft sichergestellt werden kann. Eine Unterschutzstellung des Gebäudes könne laut geltenden Kriterien nicht beantragt werden. Über den Ensembleschutz-Antrag soll laut Pöll bei der nächsten Gemeinderatssitzung abgestimmt werden.
