Auf dem richtigen Weg
Publiziert in 39 / 2016 - Erschienen am 3. November 2016
Der Tourismusverband Vinschgau Marketing steuert den Tourismus
im Vinschgau mutig und kompetent durch nicht immer ruhige Gewässer.
Prad - „Nach 5 Jahren hat sich Vinschgau Marketing zum Kompetenzzentrum für den Tourismus im Vinschgau entwickelt und zum Partner der Tourismusvereine, der Landwirtschaft, des Handels und des Handwerks.“ Und auch das Vertrauen der Politik habe das starke Team von Vinschgau Marketing, das mit viel Leidenschaft und Herzblut arbeite, gewonnen, freute sich Präsident Matthias Tschenett, als er am 27. Oktober im Nationalparkhaus in Prad die 5. Auflage der „Vinschger TourismusRunde“ eröffnete.
Auf Augenhöhe mit Meran
Der bereits laufenden Neuordnung der Tourismusorganisationen in Südtirol sieht Tschenett gelassen entgegen: „Wir können auf Augenhöhe und beruhigt in das Boot mit Meran einsteigen.“ Gemeinsam in See stechen werden der Vinschgau und das Meraner Land am 1. Jänner 2018 als eine von landesweit 3 „Destinationsmanagementeinheiten“, wobei das Büro von Vinschgau Marketing in Glurns bestehen bleibt. Wie Kurt Sagmeister, der Direktor von Vinschgau Marketing, in seinem Ausblick präzisierte, bedeutet die Reorganisation für die Tourismusvereine und den Vinschgau, „dass das, was kommt, besser sein muss als das, was ist.“ Vieles sei in den vergangenen Jahren richtig gemacht worden. Die Destinationsmanagementeinheiten stünden nicht in Konkurrenz zueinander. Die Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den Tourismusvereinen sollen verstärkt werden.
Vinschger Weg 2.0?
Sagmeister projizierte dazu folgende Frage an die Leinwand: Vinschger Weg 2.0? Als wichtiges Ziel der landesweiten Neuordnung nannte Sagmeister die Schaffung von Angeboten, die auf die Sichtweise des Gastes eingehen. Der Gast interessiere sich nicht für territoriale und andere Grenzen, sondern für Erlebnisräume, wo er das, was er sucht, möglichst authentisch erleben kann. In Zukunft stünden daher Themen und Erlebnisräume im Mittelpunkt. Als konkretes Beispiel dafür nannte der Direktor den „Erlaubnisraum Stilfserjoch“ (siehe dazu den Bericht auf den Seiten 8 und 9 dieser Ausgabe). Als eine der Chancen der Neuordnung sei der Umstand zu werten, dass der Vinschgau wieder zu einer Einheit wird, die auf der Töll beginnt. Sorgen machen sich einige darüber, dass es zu einer Zentralisierung kommen könnte bzw. zu einem zu starken Meran.
Erlebnisräume und Themen
Die Themen, die Hand in Hand mit der Reorganisation verstärkt vermittelt werden sollen, decken sich im Grunde mit den „klassischen“ Vinschger Themen: Kultur, Winter, Rad, Wandern, Genuss. Als weitere Herausforderungen nannte Sagmeister die Nutzung des Potentials, das der Nationalpark birgt, speziell nach dem Übergang der Verwaltungskompetenzen an das Land: „Wir müssen endlich beweisen, ob wir das können oder nicht.“ Rückblickend verwies Sagmeister u.a. auf die Gründung der „Skiarena Vinschgau“, nachdem der Kartenverbund zwischen Schöneben und Nauders aufgelöst worden war. Nun gibt es eine gemeinsame Karte für alle 5 Skigebiete im Vinschgau, „und vielleicht kommen Nauders und Minschuns in Zukunft wieder dazu.“ Zu den bereits erwähnten Themen Kultur, Winter, Rad, Wandern und Genuss hat Vinschgau Marketing 5 Image-Filme erstellt, die auf YouTube bereits über eine Million Mal angesehen wurden. Bezüglich Mountainbiken hielt Sagmeister fest, dass die Konkurrenz in Österreich und in der Schweiz zwar aufrüstet, „dass der Vinschgau aber kein künstlich geschaffenes Bike-Angebot hat, sondern eine gewachsenes.“ Im heurigen Sommer hat Vinschgau Marketing übrigens im Sinne einer besseren Gästelenkung in Zusammenarbeit mit den Tourismusvereinen im Vinschgau, Meraner Land und Tiroler Oberland ein dreiteiliges Kartenset für Bike, E-Bike und Rennrad herausgegeben, in dem über 100 Touren (insgesamt über 2.000 km Strecke) beschrieben sind. Es handelt sich ausschließlich um genehmigte und beschilderte Touren. Der Direktor freute sich auch darüber, „dass wir mittlerweile sehr viele und gute Events und Großveranstaltungen im Vinschgau haben.“
Netzwerk im Tourismus
Nicht hierarchisch, parallel oder in Einzelkämpfer-Manier soll im Tourismus gearbeitet werden, sondern im Netzwerk. „Eine Destination ist eher eine Gruppe von Menschen, als eine Kette von Angeboten“, sagte Thomas
Aichner, der Präsident von IDM Südtirol, der über die Bedeutung von Netzwerken im Tourismus sprach. Auf 3 Dinge komme es an: „Auf die Vision - die Vision der IDM ist es, Südtirol zum begehrtesten Lebensraum Europas zu machen - , auf klare Spiel-
regeln und auf das Vertrauen.“ Als Netzwerkarbeit kann auch die jährliche „Vinschger TourismusRunde“ angesehen werden. Auch heuer saßen neben Tourismustreibenden sowie Gemeinde-, Bezirks- und Landespolitikern auch Vertreter von Tourismusvereinen, der Landwirtschaft, des Handels und des Handwerks in einem Saal zusammen.
Marke Vinschgau stärken
HGV-Präsident Manfred Pinzger gab sich überzeugt, dass die Marke Vinschgau im Zuge der Reorganisation nicht geschwächt, sondern auf Landesebene noch stärker positioniert wird. In punkto Raumordnung forderte er, dass auch Gastbetrieben, die sich außerhalb von Siedlungen befinden, bestimmte Erweiterungsmöglichkeiten einzuräumen sind. Unbedingt am Ball zu bleiben gelte es beim Vorhaben, die Vinschgerbahn an die Rhätische Bahn anzubinden. Wie schon Pinzger würdigten auch der Prader Bürgermeister Karl Bernhart als Hausherr sowie Landesrat Richard Theiner die Arbeit von Vinschgau Marketing. Bernhart rief zu einem bedachtsamen Umgang mit der Natur- und Kulturlandschaft auf. Bei großen Events, zu denen Tausende von Menschen kommen, seien entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Zur Aufwertung der Passstraße auf das Stilfserjoch meinte er, dass die Bevölkerung mit einzubinden sei.
Kein „Gummikäse“ aus Bozen
Für Richard Theiner ist der
Nationalpark eine einmalige Chance. Schwarzmalereien seien fehl am Platz. Im Tourismus werde der Vinschgau nur über die Schiene der Qualität punkten können, nicht über jene der Masse. Über die Stärkung der kleinen Kreisläufe sei bisher viel geredet und geschrieben worden: „Es ist an der Zeit, endlich Hand anzulegen.“ Der Vinschgau sei schon allein aufgrund der einzigartigen Vielfalt in der Landwirtschaft dazu prädestiniert. Den Gästen sei nicht irgendein „Gummikäse“ aus einem Großmarkt in Bozen zu servieren, sondern guter Vinschger Käse.
Josef Laner