Das inszenierte Wagnis
Latsch - Sie hat es wieder gewagt. Sie hat wieder auf Bettgeschichten und krachende Türen verzichtet. Ja, sie traut es ihrem Publikum zu, in sich zu gehen und nachdenklich zu werden. Einer internen Tradition folgend hat es die Volksbühne Latsch gewagt, zum 30. Bestandsjahr ein ernsthaftes Stück auf die Bühne zu bringen. Darauf eingelassen hat sich die Truppe um Obfrau Karoline Weiss und Spielleiterin Petra Pedross. Unterstützt wurde sie vom Latscher Theater-Pionier Lorenz Marsoner. Statt in die Truhe der bekannten Lustbarkeiten zu greifen, wählte man das „Hotel zu den zwei Welten“ von Eric-Emmanuel Schmitt. Die Wahl war eine regelrechte Überraschung. Fast schien es eine Zumutung. Leicht verstört harrten die Zuschauer auf das, was Sinn und Zusammenhang ergeben könnte zwischen dem rätselhaften Titel, einem Magier, einem Präsidenten, einem Lift, einer jungen Putzfrau, dem geschlechtslosen Doktor S und zweier Tretrad fahrender Engel. Als sich Julien zu ihnen gesellt, der alkoholisiert mit 200 Stundenkilometer gegen einen Baum gerast ist, begann sich die Angelegenheit zu erhellen. Die Darsteller vertiefen sich je nach Rolle derb, schlagfertig oder gefühlvoll in Dialoge übers Leben und über die Angst vor dem Sterben. Erst mit dem Auftritt der herzkranken Laura, die im richtigen Leben im Rollstuhl sitzt, kommen Lebensgeist und Zuversicht auf.
Termine für weitere Aufführungen siehe Seite 23.