Denkwürdige Momente an der Grenze
Das Zollamt am Reschenpass zieht um und blickt trotz chronischer Unterbesetzung nach vorne.
GRAUN - Es waren beinahe historische Momente, kürzlich, an der Grenze am Reschenpass. Die Europafahne wurde vom Mast geholt, und um einige Meter verlegt. Feierlich, versteht sich. Der Grund: Der neue Sitz der Außenstelle Reschen des Zollamtes Bozen wurde offiziell seiner Bestimmung übergeben. In neuen Räumlichkeiten am Sitz der Firma Brigl direkt an der Grenze sind nun die Mitarbeiter der Agentur für Zoll und Monopole untergebracht. Vorerst sind es drei Mitarbeiter. „Dabei sind eigentlich fünf Mitarbeiter vorgesehen“, erklärte Stefano Girardello. Der Bozner fungiert als Regionaldirektor des Zollamtes und beklagte die chronische Unterbesetzung. „In ganz Südtirol stehen 140 Stellen zur Verfügung, besetzt sind derzeit rund 70“, betonte er am Rande der Feierlichkeiten gegenüber dem der Vinschger. Auch in Taufers im Münstertal seien derzeit nur fünf von acht möglichen Stellen besetzt. Rund 30 Jahre wurden keine Ausschreibungen gemacht, dies habe sich nun geändert. Dennoch tue sich der Staat schwer, die Stellen zu besetzen. Dabei seien diese durchaus lukrativ, wie am Reschenpass klar wurde. Viele ehemalige Zollbeamte, unter anderem aus Trient, waren als Gäste zur Eröffnung der neuen Räumlichkeiten gekommen. Sie verbanden schöne Erinnerungen mit dem Oberen Vinschgau. Aber, warum in einem vereinten, ja eigentlich grenzenlosen Europa, weiterhin in solche Einrichtungen investieren bzw. diese offen halten? „Oft sind solche Agenturen vielleicht nicht die beliebtesten, aber abgesehen von den Arbeitsplätzen liefern die Zollagenturen direkt an den Grenzen einen wertvollen Service für die Firmen, welche international agieren. Der Fortbestand von den Zollämtern ist vor allem auch aus ökonomischen Gründen sinnvoll“, erklärte Girardello.
Historischer Reschenpass
Angelika Villgrattner, die delegierte Beamtin des Zollamtes Bozen, unterstrich den Stellenwert des Zollamtes am Reschenpass. „Das hier ist ein historischer Ort. Natürlich war er früher noch ungleich bedeutender, aber auch heute noch spielt der Reschenpass eine wichtige Rolle“, betonte Villgrattner. Man sei glücklich, an dieser Stelle gleich zwei Feierlichkeiten vorzunehmen. Denn nicht nur die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten für das Zollamt galt es zu feiern, sondern auch „10 Jahre AEO“ für die Firma Brigl. Vor mittlerweile zehn Jahren war der Betrieb mit der AEO-Zertifizierung ausgezeichnet worden.
Zertifikat für Firma Brigl
AEO steht im Englischen für „Authorized Economic Operator“ und bedeutet so viel wie „zugelassener Wirtschaftsbeteiligter“. Ein solcher Status gewährt unter anderem zahlreiche Vereinfachungen für Wirtschaftsbeteiligte in der EU, unter anderem was die Abwicklung von Zollformalitäten betrifft. Vor zehn Jahren hatte die Firma Brigl als erste in Südtirol dieses Zertifikat erhalten. Insgesamt gibt es in Südtirol 14 Betriebe mit AEO-Bewilligung, jüngst erhielt die Spedition Mayr Manuela aus Taufers im Münstertal dieses Zertifikat. „Betriebe erhalten dadurch noch mehr Bedeutung“, betonte die Verantwortliche des AEO-Teams, Maria Magdalena Kaserer, und übergab die Auszeichnung an die Vorstandsvorsitzende der Brigl AG, Evi Mitterhofer. Sie berichtete über die Geschichte des Traditionsunternehmens. Die Firma ist unter anderem für Transport und Logistik, Spedition und Zollabwicklung zuständig.
Arbeitsplätze garantieren
Für die Organisation der Feierlichkeiten zuständig war Parlamentarier Albrecht Plangger, Zollbeamter im politischen Wartestand. „Immer noch werden Arbeitsplätze an der Grenze garantiert“, so „Abi“ Plangger. Ein großer Dank gehe auch an die Firma Brigl, die immer wieder investiert und weitere Arbeitsplätze schafft. Der Grauner Altpfarrer Anton Pfeifer segnete sowohl die neuen Räumlichkeiten des Zollamtes, als auch die neuen Büros der Firma Brigl nebenan.