Die Vills mit (v.l.) Erich, Anna und Kajetan.
Erich Vill mit einem Elektro-Bike.

Die Familie Vill und ihr „Bio-Weg“ 

Die Schlanderser Familie Vill hat sich seit Jahrzehnten ganz dem Bio-Gedanken verschrieben – sowohl in Sachen Landwirtschaft, als auch im Tourismus. 

Publiziert in 23/24 / 2020 - Erschienen am 16. Juli 2020

SCHLANDERS - „Wir sind überzeugt von dem, was wir tun“, erklären Erich und Kajetan Vill übereinstimmend. Seit jeher widmen sich die beiden ganz der biologischen Landwirtschaft. Wobei sie nicht nur in der Landwirtschaft auf Bio setzen. Im Biolandhotel Anna dreht sich ebenfalls alles um die „biologische Denk- und Arbeitsweise“. Die Familie Vill, mit Vater Erich und Mutter Anna, war aufgrund ihrer ganzheitlichen Arbeit in Sachen Bio unter anderem im vergangenen Jahr für den Ökologiepreis nominiert.  „Wir sind aber Realisten, keine Fundamentalisten“, betont Erich Vill. Bio sei für ihn eine Lebenseinstellung. Genauso wie für Sohn Kajetan. Dennoch, „aufdrängen wollen wir das sicher niemandem“, betont Juniorchef Kajetan. Alles begann, als dieser im Jahre 1985 geboren wurde. „Damals habe ich angefangen, den landwirtschaftlichen Betrieb auf Bio umzustellen“, blickt Erich Vill zurück. Er sei damit einer der ersten im Vinschgau überhaupt gewesen. 1989 arbeitete sein Betrieb schließlich komplett biologisch. „Und wir sind sozusagen damit aufgewachsen“, lacht Kajetan, der 2017 den Hof übernommen hat. Auch seine Brüder, Gallus, der in der Schweiz als Patissier arbeitet und Stefan, der derzeit die Klostertalm im Schnalstal bewirtschaftet, haben von klein auf im Betrieb tatkräftig mitgeholfen. Auch heute noch arbeiten sie gelegentlich am heimischen Hof mit, vor allem wenn Not am Mann ist wie in Zeiten der Coronakrise. Erstmals erwähnt wurde der Hof im 11. Jahrhundert als „Hof am Sand“, da er am Schlandraunbach lag. Im 16. Jahrhundert kaufte Richter Steinberger den Hof und gab ihm seinen Namen. Seit etwa 1960 bewirtschaftet die Familie Vill den Hof, mittlerweile in der vierten Generation. 

„Der richtige Weg“ 

 „Bio ist der richtige Weg. Aber es ist ein weiter Weg“, weiß der heute 35-jährige Kajetan Vill. Die Vills sind sich sicher: Vom Apfel bis zum Fleisch, eine komplett biologische Ernährung wäre sinnvoll – und möglich. Sie wissen aber auch: „Auf die Konsumenten kommt es an“, wie Erich Vill betont. Und beim Konsum sei die Nachfrage noch nicht in einem großen Ausmaß da. Der Kunde sei demnach nicht immer bereit, höhere Preise für Bio-Produkte zu bezahlen. Hier kritisiert Erich Vill auch Mals. „Unter Druck umstellen zu müssen, das ist ein Blödsinn. Und auch in Mals wird nicht vermehrt auf biologische Produkte zurückgegriffen. Sowohl im Konsum, als auch im Anbau, liegt Mals in Sachen Bio hinter Schlanders“, betont der 60-Jährige. In Mals brauche es auch den „zertifizierten Konsumenten, der beweist, dass er sich biologisch ernährt, erst dann darf er das vom Bauern nebenan fordern.“ Erich Vill und seine Familie wollen ihren eigenen „Bio-Weg“, mit einem respektvollen Miteinander, fortsetzen. 

Bio vom Essen bis zur Wäsche

Neben dem landwirtschaftlichen Hof der Vills, zu dem neben der Apfelwirtschaft auch ein Reiterhof mit zwölf Pferden gehört, findet man das Biolandhotel Anna. Das Hotel wurde nach Anna Vill benannt - der Großmutter von Erich und die erste am Hof mit dem Namen Vill, den ihr Mann August aus Gries mitbrachte. Die Familie von Erich Vill hat den Beherbergungsbetrieb im Jahre 2010 übernommen und sofort auf Bio umgestellt. „Biologisches Essen und Trinken sind die Voraussetzung für ein Biohotel“, erklärt Erich Vill. Doch damit nicht genug im Landhotel Anna. „Sogar die Bettwäsche ist Bio“, so Vill. Kein Wunder, dass die Hälfte der Gäste speziell aufgrund der „Bio-Idee“ zu den Vills nach Schlanders kommen. Um das „ganzheitliche ökologische Konzept“, wie es Erich Vill nennt, abzurunden, wurde auch in Zusammenarbeit mit BMW ein Testcenter für Elektro-Motorräder errichtet. Dabei handelt es sich um das erste BMW-E-Testride in Europa. Der Fokus liege hier zwar voll und ganz auf Elektrobikes, im Fuhrpark befinden sich jedoch auch zwölf herkömmliche Maschinen.  

„Lange herrschte Ungewissheit“

Aufgrund der Coronavirus-Krise sei es in touristischer Hinsicht zuletzt schwierig gewesen. „Lange herrschte Ungewissheit, wann man überhaupt öffnen kann“, blickt Anna Vill zurück. Geöffnet habe man das Landhotel Anna schließlich mit Ende Mai, aufgrund der bis Anfang Juni geschlossenen Grenzen blieben die Touristen jedoch anfangs aus. Auch für Juni gab es noch reihenweise Absagen. „Seit Mitte Juli ist unser Haus zum Glück wieder voll“, freut sich Erich Vill. Auch für August und September gebe es beinahe täglich neue Buchungen. Gäste der Vills kommen etwa aus Süddeutschland, aber auch aus Schweden, Norwegen, Österreich und der Schweiz. Heuer erwarte man aufgrund der Coronavirus-Pandemie zudem vermehrt Gäste aus den italienischen Regionen. „Sollte es keine zweite Infektionsfälle geben, sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, so Erich Vill.  Somit können sich die vielen Gäste ein Bild von der Schlanderser „Bio-Familie“ machen und mit den Vills bei einem Bio-Apfelsaft oder dem hofeigenen Apfelschaumwein „Cidre“  über den lokalen „Bio-Weg“ diskutieren. 

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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