Nach einer Frostnacht am 21. März 2019 in Goldrain.
Nach einer Frostnacht am 21. März 2019 in Goldrain.
Gottfried Niedermair

„Die Frostberegnung im Vinschgau belastet die Wasserökologie kaum“

Gottfried Niedermair: „Rund 90% des Wassers werden über Stollen bzw. über zusätzliche Stausee-Ableitungen bezogen.“

Publiziert in 11-12 / 2021 - Erschienen am 1. April 2021

Vinschgau - Die ersten Frostnächte 2021 haben erneut die Diskussionen um den Wasserverbrauch und die damit zusammenhängenden Auswirkungen auf die Wasserökologie und die Umwelt insgesamt aufflammen lassen. Während das Wasser für die Frostberegnung im Überetsch, im Südtiroler Unterland und weiteren Gebieten vorwiegend aus großen Bewässerungsgräben stammt, ist die Situation im Vinschgau eine andere. Wie Gottfried Niedermair, der Geschäftsführer des Bonifizierungskonsortiums Vinschgau, bestätigt, werden im Vinschgau rund 90% des Wassers für die Frostberegnung über Direktanschlüsse an Druckstollen der Stauseebetreiber bezogen bzw. der Etsch entnommen, wobei dieser allerdings gleichzeitig entsprechend mehr Wasser zugeführt wird.“ Diese Art der Wasserentnahme für die Frostberegnung fußt auf einer Vereinbarung zwischen dem Bonifizierungskonsortium und der Alperia. In der Praxis funktioniert das Ganze so, dass Alperia immer dann entsprechende Wassermengen, die normalerweise für die Stromproduktion verwendet werden, abgibt, wenn die Frostberegnung eingeschaltet werden muss. Dadurch fließt mehr Wasser in die Etsch, das wiederum vom Bonifizierungskonsortium entnommen werden kann. „Das klingt zwar recht einfach, ist aber logistisch schwierig“, sagt Niedermair. Wenn Frostnächte ins Haus stehen und entsprechende Meldungen seitens der Frostwarnstationen abgesetzt werden - es gibt insgesamt 30 solcher Stationen im Tal - obliegt es drei Hauptverantwortlichen, die Alperia zu kontaktieren, damit zusätzliches Wasser freigegeben wird. Dass das tatsächlich geschieht, lässt sich an den Pegelmessstationen ablesen. Zu Frostwarnungen kommt es, wenn bestimmte Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsgrenzen erreicht werden. Zwischen Laas und Glurns wird das Wasser für die Frostberegnung an mehreren Pumpstationen in unmittelbarer Nähe der Etsch entnommen. In Tschengls und Eyrs hat das Bonifizierungskonsortium Speicherbecken mit Pumpen errichtet, die ebenfalls mit Wasser aus der Etsch gespeist werden. Im Bereich Mittel- und Untervinschgau wurden Direktanschlüsse zu Kraftwerksstollen errichtet. Im gesamten Tal gibt es rund 2.000 Hektar an Obstbauflächen, die mit einer Frostberegnung ausgestattet sind. Um eine Fläche dieses Ausmaßes theoretisch gleichzeitig beregnen zu können, bräuchte es eine gewaltige Menge von ca. 20.000 Litern pro Sekunde. Wie viel das ist, kann sich vorstellen, wenn man sich vor Augen führt, dass sich die Restwassermenge der Etsch bei Sponding in normalen Zeiten auf rund ein Viertel der genannten Menge beläuft. Laut Gottfried Niedermair hat sich die Zusammenarbeit zwischen der Alperia und dem Konsortium gut bewährt, speziell das Zusammenspiel mit den drei Hauptverantwortlichen des Konsortiums: Konrad Tscholl, Herbert Platzer und Thomas Plack. Dank der Vereinbarung mit Alperia könne gewährleistet werden, dass die Restwassermengen der Etsch trotz Frostberegnung nahezu unverändert bleiben „und es dadurch auch zu keinen größeren ökologischen und umweltmäßigen Belastungen kommt,“ so Niedermair. Ein kleiner Teil des Wassers für die Forstberegnung wird weiterhin aus Tiefbrunnen und Speichern entnommen. Auch Thomas Plack bestätigt, dass die Zusammenarbeit mit der Alperia schon seit Jahren gut funktioniere: „Wenn wir Wasser anfordern, wird das immer rasch abgeleitet. Es ist nachhaltig und sinnvoll, dass für die Frostberegnung Wasser aus den Stauseen freigegeben wird.“ Zu begrüßen sei in diesem Sinn auch das Projekt für eine nachhaltige Frostschutzerweiterung. Sehr selten ist laut Niedermair, dass die genannten rund 2.000 Hektar auf einmal bewässert werden müssen, denn die Vegetationsphasen zwischen dem unteren und mittleren Vinschgau sind in der Regel zeitlich unterschiedlich.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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