Das Bistro Vinterra holte den Sieg.
Martina Hellrigl stellte das Projekt vor.
„da“-Vorstandsvorsitzende Elisabeth Prugger und Geschäftsführer Michael Hofer.
Bio-Landwirt Alexander Agethle (links) und Schuhmacher Martin-Carl Kinzner.

Die Nachhaltigkeit ist in Mals daheim 

Obervinschger Projekte punkten bei Wettbewerb. Bistro Vinterra siegreich. 

Publiziert in 10 / 2023 - Erschienen am 23. Mai 2023

MALS - Erstmals war heuer der Wettbewerb „Gemeinsam für unsere Zukunft“ von den Südtiroler Raiffeisenkassen in Zusammenarbeit mit der Plattform Land ausgeschrieben worden. Insgesamt wurden 51 Projekte eingereicht, auf der Haselburg in Bozen wurden die Sieger prämiert. Diese waren von einer Fachjury ausgewählt worden. In die Top-5 schafften es dabei gleich fünf Obervinschger Betriebe: Die Bürgergenossenschaft Obervinschgau mit dem Projekt Dorfsennerei Prad, der Biobauer Alexander Agethle mit dem Gemeinschaftsprojekt Del Prà auf den Rängen vier und fünf sowie die siegreiche Sozialgenossenschaft Vinterra mit dem Bistro Vinterra. Kein Wunder, dass man dies „daheim“ im Vinschgau nochmals feiern wollte. So geschehen kürzlich direkt bei den Gewinnern, im Bistro Vinterra in Mals, auf Einladung der Raiffeisenkasse Obervinschgau und der Sozialgenosschaft Vinterra. Alle drei Vinschger Projekte wurden dabei nochmals vorgestellt. 

Nachhaltigkeit ist Trumpf 

„Das Projekt passte perfekt rein und erfüllte die Kriterien optimal“, betonte Vinterra-Geschäftsführer Peter Grassl. Er weiß: „Mit unseren Leitlinien, der Nachhaltigkeit, der Innovation und dem Genossenschaftsgedanken konnten wir bei diesem Wettbewerb punkten“. Martina Hellrigl, Gründungsmitglied und Vorsitzende der Vinterra-Genossenschaft, stellte die Erfolgsgeschichte nochmals vor. „Die Präsentation hier und heute ist angenehmer als in Bozen“, scherzte sie. Begonnen habe alles Ende des Jahres 2014. Damals waren es elf Gründer. Heute zählt die Genossenschaft bereits rund 80 Mitglieder. Angefangen habe man damals mit etwas mehr als zwei Hektar bewirtschafteter Fläche, heute sind es bereits mehr als vier. Der Hauptzweck der Sozialgenossenschaft sei seit jeher „die berufliche und soziale Integration benachteiligter Personen und die Schaffung geregelter, gesunder Arbeitsplätze“.  Die Haupttätigkeiten sind die Bio-Landwirtschaft, die Verarbeitung und Veredelung der eigenen Erzeugnisse, Dienstleistungen sowie eben die Gastronomie mit dem Bistro Vinterra. Man setze bewusst auf lokale Kreisläufe und mache das „auch für die nächste Generation“. 

„Vom Acker auf den Teller“

„Die Eröffnung des Bistros erfolgte 2019 unter dem Motto ‚vom Acker auf den Teller‘“, erzählte Hellrigl. Auch hier könne man diverse Arbeitsplätze anbieten. Eine Leitlinie der Sozialgenossenschaft sei nämlich seit jeher, vielfältige Arbeit anzubieten, keine Monotonie aufkommen zu lassen. Neben der Arbeit auf dem Feld, sei es auch viel Arbeit die Produkte an die Frau und den Mann zu bringen, via Direktvermarktung, nicht zu vergessen die Tätigkeiten im Bistro, wo die eigenen Produkte als leckere Gerichte angeboten werden. Das Bistro laufe derzeit gut. „Man kann noch so viel arbeiten, aber wenn das Essen nicht schmeckt, läuft es nicht“, brachte es Hellrigl auf den Punkt. Und das Essen im Vinterra schmeckt, wie ihr auch die vielen Gäste beipflichten konnten. Beim Wettbewerb habe Vinterra „ohne große Hoffnungen“ mitgemacht, wie Hellrigl betonte. Umso schöner sei dieser unerwartete Sieg. Für den es übrigens auch gleich eine Prämie von rund 15.000 Euro gibt. 

Hochwertiger Ziegenkäse

Michael Hofer stellte „da – Die Bürger*Genossenschaft Obervinschgau“ vor, die es auf Rang vier schaffte. Dabei handle es sich um eine Genossenschaft ohne Gewinnabsicht, die sich verschiedenen Bereichen widmet. Die Gründung datiert auf Februar 2016. Seitdem wurden viele Projekte angegangen. Zu den Mitgliedern zählen sowohl biologisch arbeitende Betriebe als auch Privatpersonen. Insgesamt zählt die Genossenschaft heute über 150 Mitglieder. Beworben beim Wettbewerb hat sie sich mit der Dorfsennerei Prad. Diese kann auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Als sie im Herbst 2018 vor dem Aus stand, engagierte sich die Bürgergenossenschaft Obervinschgau für ihren Erhalt und übernahm die Führung. Qualität und Nachhaltigkeit seien dabei zentrale Werte. Aus hochwertiger Ziegenmilch gelte es biologischen Ziegenkäse in höchster Qualität zu produzieren. Die Ziegenmilch werde von lokalen Höfen angeliefert. 

Haut wiederverwerten 

Alexander Agethle schaffte es mit Del Prà auf den fünften Platz. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Malser Biobauer, dem Sterzinger Schuhmacher Martin-Carl Kinzner und dem gebürtigen Obervinschger Designer Christian Zanzotti, der mittlerweile in München lebt und arbeitet. Del Prà verfolgt das Ziel, die Haut von Rindern zu nutzen und durch handwerkliche Weiterverarbeitung eine höhere regionale Wertschöpfung zu erzielen. „Leider ist die Haut eine seit vielen Jahren vergessene Ressource und gilt heute als Abfallprodukt“, so die Initiatoren. Was wäre daher also naheliegender als aus Südtiroler Tierhäuten, Leder gerben zu lassen und daraus ein im Alltag unverzichtbares Produkt, nämlich hochwertige Schuhe zu fertigen, erklärten sie ihr Projekt. Durch die faire Bezahlung der Haut gebe es einen ökonomischen Rückfluss in die Landwirtschaft, heute müsse für die Entsorgung der Haut sogar bezahlt werden. Die Schuhmacherszene solle eine Aufwertung erfahren. Zudem wolle man den Südtiroler Kunden eine Möglichkeit bieten, „sich von klassischen Allerweltsschuhen, genauer gesagt dem Billigschuh aus Billiglohnländern, zu verabschieden und auf Südtiroler Schuhe ausweichen zu können“. 

„Feiern wir die Kreativität“ 

Markus Moriggl, der Direktor der Raiffeisenkasse Obervinschgau, brachte es auf den Punkt: „Heute wollen wir die Kreativität des Obervinschgaus feiern“. Die kreativen Unternehmen im oberen Vinschgau würden für Wachstum sorgen. Der Bank-Direktor unterstrich, dass auch die Raiffeisenbanken selbst mittlerweile voll auf Nachhaltigkeit setzen, „grüne Unternehmen“, also jene, die sich durch nachhaltig wertvolle Projekte auszeichnen, bekommen demnach bereits seit Jahren vergünstigte Kredite. Moriggl berichtete dabei über das sogenannte ESG-Score. ESG stehe für Environment, Social, Governance und bedeute Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Dabei werden zunehmend soziale und ökologische Auswirkungen berücksichtigt. Die Raika Obervinschgau habe damit bereits vor Jahren begonnen, so habe etwa Vinterra vergünstigte Kredite bekommen. 

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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