Die Stimmung ist positiv
Wie steht es um das Bildungshaus Schloss Goldrain und wie geht es weiter? Neuer Obmann und neue Direktorin informieren den Gemeinderat.
Latsch/Goldrain - Mit der Neubestellung des Verwaltungsrates und der Einstellung einer neuen Direktorin hat die Genossenschaft Bildungshaus Schloss Goldrain eine neue Führungsstruktur bekommen. Um den Gemeinderat aus erster Hand über die Neuerungen und die künftige strategische Ausrichtung des Bildungshauses zu informieren, hatte die Gemeindeverwaltung den neuen Obmann Markus Pircher und die neue Direktorin Gertrud Wellenzohn zur Ratssitzung eingeladen, die am 26. September stattgefunden hat. Der Direktorin ist es ein großes Anliegen, eine starke Verbindung des Bildungshauses zur Bevölkerung der Gemeinde Latsch und darüber hinaus aufzubauen. „Um uns von der zweijährigen Pandemie-Phase zu erholen, braucht es eine starke Identifikation der Bevölkerung mit dem Haus“, sagte Wellenzohn. Konkret meinte sie damit vor allem eine stärkere Nutzung der Bildungs- und Weiterbildungsangebote.
Problem Energiekosten
Was dem Bildungshaus derzeit besonders zusetzt, sind laut Markus Pircher die explodierenden Energiekosten. Er erinnerte daran, dass das Schloss aus Gründen des Denkmalschutzes nur mit Strom beheizt werden darf. Bis vor einigen Jahren hatte das Land noch jährlich einen Sonderbeitrag von 50.000 Euro für die Deckung der Energiekosten gewährt, doch dieser Beitrag wurde sukzessive heruntergefahren. „Beliefen sich Energiekosten im Jahr 2019 noch auf rund 80.000 Euro, so müssen wir jetzt von einer Verdreifachung der Kosten ausgehen“, warnte Pircher. Nicht unerwähnt ließ er die großzügige Ausfallsfinanzierung seitens des Landes während der Covid-Jahre: „Ohne diese Sonderfinanzierung wäre das Bildungshaus aus der Pandemie nicht mehr erwacht.“ Nun blicke man wieder positiv in die Zukunft.
Bildungsstätte für das ganze Tal
Grundsätzlich verwies der neue Obmann darauf, dass die Genossenschaft den institutionellen Auftrag hat, Bildung, Weiterbildung und Kultur anzubieten, „und zwar nicht nur für die Bevölkerung der Gemeinde Latsch, sondern für den ganzen Vinschgau.“ In diesem Sinn sei auch eine bezirksweite Akzeptanz und Wertschätzung des Schlosses als Bildungshaus für den Vinschgau angebracht. Als Eigentümerin des Schlosses trage die Gemeinde Latsch zwar eine besondere Verantwortung, dürfe aber nicht zu sehr belastet werden.
Alle Gemeinden helfen mit
Erfreut zeigte sich Bürgermeister Mauro Dalla Barba darüber, dass es gelungen ist, mit allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern des Vinschgaus zu vereinbaren, dem Bildungshaus für die Jahre 2023 und 2024 jeweils 50.000 Euro als Beitrag für die Deckung laufender Ausgaben zukommen zu lassen. Als Hauptkriterien bei der Festlegung des Aufteilungsschlüssels hatte man sich auf die Einwohnerzahl und die geografische Entfernung der Gemeinden zum Schloss geeinigt. Das Land hatte sich schon vorab bereit erklärt, seinerseits ebenfalls jeweils 50.000 Euro zuzuschießen, sofern auch die Gemeinden in diesem Ausmaß mithelfen. „Die Führung des Bildungshauses liegt auch in der Verantwortung aller Gemeinden, während für die Investitionen das Land und wir als Eigentümergemeinde zuständig sind“, so der Bürgermeister. Sein Stellvertreter Christian Stricker, der im Verwaltungsrat des Bildungshauses die Gemeinde vertritt, erinnerte an die dringend notwendige Erneuerung der Lüftungsanlage im Schloss: „Wir reden hier von Kosten in Höhe von rund 200.000 Euro und rechnen natürlich mit einem Landesbeitrag.“ Aufgrund von Lieferengpässen werde man das Projekt leider erst in rund einem Jahr umsetzen können. Die neue Lüftungsanlage werde zusammen mit weiteren gezielten Maßnahmen zu einer Energieeinsparung führen. Würde es laut dem Obmann gelingen, den oberen Parkplatz einzuhausen und eine Photovoltaikanlage anzubringen sowie weitere Maßnahmen zu setzen, „könnte das Bildungshaus gemäß einer technischen Studie fast energieautark werden.“
Konzentration auf das Kerngeschäft
Zusammenfassend hielt Markus Pircher fest, dass die Genossenschaft schon seit jeher mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat: „Es wäre nett, wenn wir uns voll auf das Kerngeschäft, also auf Bildung, Weiterbildung und Kultur konzentrieren könnten.“ Sogenannte Gastveranstaltungen mit Übernachtungen im Bettenhaus und Verköstigung im Restaurant seien zwar gewinnbringend, „aber wir sind im Sinne unseres Bildungsauftrages verpflichtet, Eigenveranstaltungen für die Bevölkerung anzubieten.“ Die Eigenveranstaltungen machen über 60 Prozent der Gesamtveranstaltungen aus. Nicht in Frage komme laut Pircher eine Anhebung der Preise für die Teilnahme an Kursen und Bildungsangeboten. Was der Genossenschaft seit Jahren zu schaffen mache, sei der Umstand, dass Landesbeiträge oft sehr spät ausgezahlt werden, „und wir daher gezwungen sind, Kredite für Vorfinanzierungen aufzunehmen, was natürlich mit Zinszahlungen und weiteren Spesen verbunden ist.“
Junge Mitglieder gesucht
Eine ebenfalls nicht kleine Sorge äußerte Markus Pircher zum Schluss: „Wir haben derzeit nur noch 75 Mitglieder und müssen uns bemühen, neue und vor allem junge Mitglieder zu gewinnen und für die Genossenschaft zu begeistern.“ Vorgestellt wurde auch der 7-köpfige Verwaltungsrat, der sich aus Mitgliedern aus dem ganzen Tal zusammensetzt. Neben dem Obmann und seiner Stellvertreterin Andrea Kofler arbeiten auch Christiane Patscheider, Kurt Stecher, Ernst Steinkeller (der frühere Obmann), Christian Stricker und Verena Tröger im Verwaltungsrat mit.