Dieses Bild von Johanna von Isser zeigt Tarantsberg mit dem „Saumoar“-Hof um 1836
Bodenstrukturen mit Lehm im Keller.

„Dieses Kulturgut muss bleiben“

„Freundeskreis Tarantsberg“ setzt sich für den Erhalt der alten Hofstelle „Saumoar“ ein.

Publiziert in 9-10 / 2021 - Erschienen am 18. März 2021

Naturns - „Wir bilden uns nicht ein, die vom Abbruch bedrohte alte Hofstelle ‚Saumoar’ retten zu können, aber wir fühlen uns verpflichtet, die Öffentlichkeit über den geschichtlichen, historischen und kulturellen Wert dieses Gebäudes zu informieren und alles zu tun, um dieses Zeugnis der Geschichte zu erhalten“, gibt sich Luise Ruatti im Namen des „Freundeskreises Tarantsberg“ überzeugt. Rund 15 Persönlichkeiten aus dem Vinschgau und darüber gehören dem Kreis an. Dem Abschlussbericht des Denkmalamtes, wonach es sich beim Gebäude „nicht um ein Gut von besonderem künstlerischem, geschichtlichem, archäologischem oder volkskundlichem Wert handelt“ (siehe Bericht auf Seite 19), kann Luise Ruatti wenig abgewinnen. Aus der „Baugeschichtlichen Untersuchung“ des beauftragten Kunsthistorikers Martin Laimer, die das Denkmalamt dem Abschlussbericht beigelegt hat, geht u.a. hervor, dass das Gebäude einen „spätmittelalterlichen Kernbau beinhaltet, der laut dendrochronologischer Untersuchung um 1467/68 entstanden ist.“ Die „vergleichsweise geringen Mauerstärken sprechen gegen einen spätmittelalterlichen Turm.“ Es sei daher eher unwahrscheinlich, dass der Kernbau ursprünglich über mehr als zwei Geschosse verfügt habe. Es sei anzunehmen, dass es sich beim „Saumoar“ um „ein Nebengebäude des zu Füßen der Burg Tarantsberg (Dornsberg) liegenden Baumannhofes (Mair) gehandelt hat.“ Schlackenreste deuten an, dass im Bereich des heutigen Wohngebäudes einst Metalle verarbeitet wurden. In den 1670er Jahren sei es im Untergeschoss des Kernbaus zum Einbau des noch erhaltenen Tonnengewölbes gekommen. Das Holz für die Widerlager sei um 1677 geschlägert worden. Luise Ruatti ist überzeugt, dass es sehr wohl einen mittelalterlichen Turm gegeben habe. Diese Möglichkeit wird auch in den Überlegungen der Architekten „Dissegna & Niederstätter“ in Betracht gezogen, die im Februar 2021 einen Lokalaugenschein vorgenommen haben. Sie sprechen sich aus mehreren Gründen dafür aus, das Gebäude zu erhalten. Es handle sich um ein Architektur-Zeugnis im einzigartigen Umfeld der Burg. Die Bedeutung der landwirtschaftlichen Gebäude in der Nähe der Burg sei historisch dokumentiert. „Dissegna & Niederstätter“ schlagen vor, dieses „Zeugnis der Geschichte“ zu bewahren und möglicherweise einer teilweise öffentlichen Nutzung zuzuführen. Die Freundeskreis-Mitglieder sind der Ansicht, dass sich die alte Hofstellte, die Burg und die unmittelbare Umgebung weitere Forschungen und Untersuchungen verdienen. Laut Luise Ruatti, die im Keller und an weiteren Stellen eigenhändig Grabungen durchgeführt und dabei alte Keramikstücke, Scherben, Knochen und vieles mehr gefunden hat, kamen Mauerstrukturen mit Lehm zutage, die vom Amt für Bodendenkmäler in das frühe/hohe Mittelalter datiert wurden. Diese Bauweise kannte man aber bereits in der Eisenzeit und das würde bedeuten, dass die Ursprünge des „Saumoar“-Hofes viel älter sind als die Burg. Auch schriftliches Material hat Ruatti zusammengetragen, so etwa die Masterarbeit „Das Schlossarchiv Dornsberg – Die Urkunden der Herren von Annenberg bis 1335“ von David Fliri. Der Freundeskreis werde sich weiterhin darum bemühen, „dass der geschichtliche und kulturelle Wert des alten Hofes anerkannt wird und diese besondere Kulturgut nicht sang- und klanglos für immer verschwindet.“ Und falls es trotzdem soweit kommt, „werden wir dafür sorgen, dass die breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht wird. Wir wollen uns im Nachhinein nicht vorwerfen lassen, nichts getan zu haben.“ Der „Freundeskreis Tarantsberg“ sei bereit, kulturell interessierte Personen näher über das Thema zu informieren (E-Mail: lr.777@outlook.de). 

Josef Laner
Josef Laner

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