Manuel Gluderer und seine Africa Twin beim Vortrag in Latsch.
Zahlreiche Interessierte waren mit dabei: unter Einhaltung der Corona-Sicherheitsabstände, versteht sich.

Ein Abenteurer erzählt 

In Latsch berichtete Manuel Gluderer unlängst über seine großen Abenteuer. 

Publiziert in 26 / 2020 - Erschienen am 30. Juli 2020

LATSCH - Der 36-jährige Goldrainer Manuel Gluderer hat so einiges zu erzählen. Über seine Reisen, seine Abenteuer und fremde Länder. Seine Geschichten waren bereits Thema im der Vinschger (Nr. 38/2019). In Zusammenarbeit mit dem Weltladen Latsch berichtete er am Abend des 9. Juli am neu gestalteten Platz zwischen Bahnhof und CulturForum Latsch über „Die Welt auf zwei Rädern“. Richard Theiner, der Obmann der Genossenschaft, die den Weltladen führt, freute sich: „Eine der ersten Veranstaltungen in der Coronavirus-Krise hier in Latsch und wohl die erste auf diesem neuen schönen Platz“. 
Gluderer und das Weltladen-Team konnten zahlreiche Freunde, Bekannte und Interessierte begrüßen. Diese bekamen so einiges zu hören. Über eine Reise, die acht Monate andauerte und durch 25 Länder führte. Das Kuriose: Gluderer bewältige die Reise mit einem Motorrad. Mit seiner Maschine, einer rund 30-jährigen Africa Twin, legte der Goldrainer insgesamt 30.000 Kilometer zurück. Und immer mit dabei: Ein Bild seines Freundes Eugene. Dieser war allzu früh im Jahre 2016 gestorben und mit ein Grund für die Reise. Aber der Reihe nach: Bei einer Australien-Reise im Jahre 2009 hatte Gluderer Eugene kennengelernt. Gegenseitige Besuche waren die Folge. Eugene war unter anderem beim heimischen Betrieb von Manuel Gluderer, dem Kräuterschlössl in Goldrain, zu Gast. Dabei wuchs eine Idee. Eugene wollte die Arbeit mit Kräutern am Hof erlernen, um in Australien genau so etwas in dieser Form aufzuziehen. Manuel Gluderer wollte hingegen die Welt erkunden. Der Plan: Eugene arbeitet für ein Jahr beim Kräuterschlössl in Goldrain, Gluderer geht mit dem Motorrad auf Reisen. Doch im Dezember 2016 die traurige Nachricht: Eugene wurde tot in seiner Wohnung in New York aufgefunden. 

Startschuss im Jänner 2017

Die Reise sollte dennoch stattfinden. „Mit einem Foto von Eugene auf dem Motorrad ging es im Jänner 2017 los“, betonte Gluderer. Dabei galt es erst eine „etwas längere Testfahrt“ zu absolvieren. So machte sich Gluderer auf den Weg von Goldrain über Genua, die französische Cote d’Azur, über Andorra, weiter die spanische Küste entlang, quer durch Portugal und Frankreich und schließlich über die Schweiz wieder zurück nach Goldrain. Dann sollte das „große Abenteuer“ beginnen. 
Durch Österreich ging es den Balkan entlang. Dabei hatte Gluderer so einige Anekdoten zu erzählen. Von gastfreundlichen Menschen, Feierlichkeiten mit Einheimischen, abenteuerlichen Straßen und vielem mehr. Städte wie Sarajevo, welche die Schrecken des Krieges verdeutlichten, faszinierten den Vinschger. Geschlafen habe er meist im Freien neben seiner Africa Twin. Unter anderem ging es durch den Kosovo, durch Serbien und Griechenland. Nach Bulgarien und Rumänien, die Küste des Schwarzen Meeres entlang durch die Türkei bis nach Georgien, hinauf bis zur russischen Grenze, in den Kaukasus. Dann weiter nach Armenien, zurück nach Georgien und von dort über Aserbaidschan in den Iran.

Iranische Hochzeit 

Im Iran lernte er Paria kennen - seine heutige Lebensgefährtin. Und im Iran endete seine Reise schließlich auch. Nach über acht Monaten ging es dann mit dem Flugzeug und dem Motorrad im Gepäck von Teheran nach Mailand und zurück nach Hause. Zwei Jahre später kehrte Gluderer in den Iran zurück, ging mit Paria eine iranische Hochzeit auf Zeit ein. „Das war nötig, um unproblematisch für einige Monate mit ihr dort zu leben. Die Gesetze sind streng“, weiß der Goldrainer. Eine Beziehung zweier nicht verheirateter Personen, die zudem einer anderen Glaubensrichtung angehören, sei eine Straftat. „Darauf steht gar die Todesstrafe“, so Gluderer. Zwei Monate blieb er 2019 im Iran, heute lebt Paria bei Gluderer im Kräuterschlössl. Die Zuhörer zeigten sich begeistert von den Erzählungen des Goldrainers. Und für ihn steht eines schon jetzt fest: Auch in Zukunft wolle er weiter auf Reisen gehen – damit es noch viele weitere Anekdoten aus fernen Ländern zu erzählen gibt. 
Auch das nächste Abenteuer ist schon geplant: Mit einer „Ape“ wollen Manuel Gluderer und seine Paria ab Jänner 2021 an den Nordkap reisen. Dann steht eine Tour von rund 10.000 Kilometern auf dem Programm. 

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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