Erstmals konnte am 4. Mai anlässlich des Jubiläums „20 Jahre Vinschger Bahn“ ein Elektrotriebzug des Typs Coradia Stream aus nächster Nähe besichtig werden. Im Gegensatz zu den bisherigen Zügen, die rund 40 Meter lang sind, bringen es die neuen Elektrotriebzüge auf fast 140 Meter.
Auch viele Ehrengäste feierten das Jubiläum „20 Jahre Vinschger Bahn“ mit.
René Zumtobel
Roselinde Gunsch
Joachim Dejaco
Daniel Alfreider

Ein Fest für die Bahn

Seit 20 Jahren rollt der Zug wieder durch das Tal. Ab dem Frühjahr 2026 Strom statt Diesel.

Publiziert in 9 / 2025 - Erschienen am 6. Mai 2025

Mals - Vor 20 Jahren, genau gesagt am 5. Mai 2005, rollte zum ersten Mal wieder die Vinschger Bahn durch das Tal. Dass die Bahnlinie Meran-Mals nach der Stilllegung im Jahr 1990 wiederbelebt wurde, war in erster Linie dem Druck aus der Bevölkerung zu verdanken und dem Einsatz und der Überzeugungsarbeit von Menschen, die von Beginn an für die Wiederinbetriebnahme kämpften und an die Bahn glaubten. Mit mittlerweile rund 2 Millionen Fahrgästen pro Jahr hat sich die Bahn längst zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Am 4. Mai wurde das Jubiläum „20 Jahre Vinschger Bahn“ am Bahnhof in Mals gebührend gefeiert.

Elektrifizierung noch im Gang

Die ersten Arbeiten zur Elektrifizierung der Bahn haben bereits 2016 begonnen. „Nun befinden wir uns in der Endphase der Elektrifizierung“, sagte STA-Generaldirektor Joachim Dejaco. Er erinnerte – mit einem Anflug von Neid – daran, dass die ursprüngliche Vinschgaubahn, die 1906 in Betrieb gegangen war, in einer Zeit von nur rund 3 Jahren von Grund auf neu errichtet wurde. Mit der Elektrifizierung werde nun ein neues Kapitel in der Geschichte der Vinschger Bahn aufgeschlagen. Wie berichtet, ist der Abschnitt Mals-Laas wegen der laufenden Arbeiten seit Mitte Februar gesperrt. Ab Ende Oktober 2025 bis voraussichtlich Ende März 2026 bleibt dann die gesamte Strecke Meran-Mals gesperrt, um die Zulassungs- und Testfahrten absolvieren zu können. Während der Sperrzeiten verkehren Schienenersatzbusse. Ab Mai 2026 sollen dann die Züge nicht mehr mit Diesel, sondern mit Strom betrieben werden. Laut Dejaco ist die Umstellung ein komplexes Verfahren, „denn es sind drei verschiedene Strom- und Signalsysteme aufeinander abzustimmen.“

Viel größere Fahrgastkapazität

Einer der neuen Elektrotriebzüge, hergestellt von der Firma Alstom, die überwiegend in der Herstellung von Schienenfahrzeugen und -systemen tätig ist, war wenige Tage vor der Jubiläumsfeier eigens von Turin bis nach Mals gebracht worden. Insgesamt wurden 21 Elektrotriebzüge des Typs Coradia Stream bestellt, 15 vom Land Südtirol und 6 von den Österreichischen Bundesbahnen. „Die neuen Züge werden nicht nur im Vinschgau, sondern im ganzen Land sowie auch im Trentino und im Bundesland Tirol verkehren“, freute sich Landesrat Daniel Alfreider. Die neuen Elektrotriebzüge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometer pro Stunde. Jeder Zug bietet 381 Sitzplätze und kann somit pro Fahrt im Vergleich zu den bisherigen Zügen bis zu 200 Prozent mehr Fahrgäste transportieren. Auch mit größeren Fahrradabteilen sind die neuen, fast 130 Meter langen Züge - die derzeitigen sind ca. 40 Meter lang - ausgestattet. Auch Tirols Mobilitätslandesrat René Zumtobel freute sich über den neuen Meilenstein und die „grenzüberschreitende Regionalverbindung im Halbstundentakt.“

Was ist mit Alpenbahnkreuz?

Zum Ansinnen, im Dreiländereck ein Alpenbahnkreuz zu schaffen, um die Vinschger Bahn an das internationale Bahnnetz anzubinden, meinte Alfreider, dass derzeit noch geologische Untersuchungen zur Ermittlung der idealsten Trasse laufen. „Wir warten seit rund 2 Jahren auf einen Trassenvorschlag und hoffen, dass uns heuer Ergebnisse vorgestellt werden“, sagte die Bezirkspräsidentin Roselinde Gunsch. Am Vorhaben einer Weiterführung der Bahnlinie in Richtung Schweiz bzw. Österreich sei festzuhalten. Die Künstlerin Carmen Müller stellte im Rahmen der Jubiläumsfeier das Buch „Vinschger Bahnjournal“ vor, das sie anlässlich der Wiederinbetriebnahme der Bahn vor 20 Jahren geschrieben hatte. David Frank umrahmte den Festakt mit Musik, die Freiwillige Feuerwehr Tartsch sorgte dafür, dass niemand der vielen Gäste die besondere Geburtstagsfeier hungrig oder durstig verlassen musste. 

Erinnerung an Zugunglück

Auch an das Zugunglück, bei dem am 12. April 2010 in der „Latschander“ zwischen Latsch und Kastelbell 9 Menschen das Leben verloren hatten, wurde in Mals erinnert.

Josef Laner
Josef Laner

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