Peter Rainer beim Theaterfestival in Pfossental 2015 - wobei er für Idee und Organisation der Veranstaltung verantwortlich war.
Der Schnalser bei einer Wanderung in Gröden

Ein Leben fürs Ehrenamt

Freiwilliges Engagement für die Gesellschaft: Der Schnalser Peter Rainer als positives Beispiel. Ein Porträt.

Publiziert in 3 / 2024 - Erschienen am 13. Februar 2024

SCHNALS - Wir leben in einer Welt, die von einem stetigen Streben nach Individualismus, Selfcare und Selbstvermarktung auf Social Media geprägt ist. Die Frage „Warum sich unentgeltlich einbringen?“ drängt sich auf. In Zeiten der globalen Krisen hat sich diese Tendenz verstärkt und viele Menschen haben sich in ihre eigenen vier Wände zurückgezogen, wo die virtuelle Welt scheinbar alle Bedürfnisse erfüllen kann.
Doch eigentlich ist der Mensch von Natur aus ein soziales Wesen. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft und sozialer Verbindung ist tief in uns verwurzelt. Wertschätzung vom Umfeld, das Gefühl, gebraucht zu werden, tut nicht nur gut, sondern ist essenziell für unser psychisches Wohlbefinden.
Das Ehrenamt bietet eine Gelegenheit, diesem Bedürfnis zu folgen. Es ermöglicht nicht nur, einen konkreten Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten, sondern stiftet auch Sinn und eröffnet die Chance, ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse anderer zu entwickeln. Es steigert unsere Empathie und unsere Sozialkompetenz: Fähigkeiten, die auch im wirtschaftlichen Kontext zunehmend bedeutsamer werden.
Sich für andere einzusetzen, ist auch ein Gegenmittel für die zunehmende Einsamkeit und Selbstzentriertheit, die unsere Zeit prägen. Es ist der Schlüssel zu einer lebendigen und mitfühlenden Gesellschaft, die auf Solidarität und gemeinsamem Handeln basiert. In einer Welt, die oft von „Ich zuerst“ geprägt ist, lehrt uns das Ehrenamt, dass das wahre Glück in einem „Wir gemeinsam“ liegt.

Vereinsleben in Schnals geprägt

Ein lebender Beweis dafür ist Peter Rainer – besser bekannt als „Popeye“ – aus Schnals. Der stets gut gelaunte Pensionist hat das Vereinsleben der Gemeinde wie kaum ein anderer geprägt.
Vor 36 Jahren hat er als damaliger Gemeinderat die öffentliche Bibliothek neu aufgebaut und lenkt seitdem die Geschicke dieser wichtigen kulturellen Einrichtung als Leiter mit Herzblut und Hingabe. Allein für die Bibliothek hat er in all diesen Jahren über 11.000 Stunden – dies entspricht ca. 6 Arbeitsjahren – unentgeltlich getätigt. Sein Engagement geht jedoch weit darüber hinaus. Bereits 1982 hatte er seinen ersten Bühnenauftritt im Haus der Gemeinschaft in Unser Frau und ist seitdem Mitglied der Heimatbühne Schnals. Fast zwei Jahrzehnte leitet er als Obmann den Theaterverein und seit 2012 sorgt er auch als Regisseur für begeisternde Theaterinszenierungen.  
Auch das sportliche Leben von Schnals verdankt Peter Rainer viel. Er war einer der beiden Ideatoren des Ötzi Alpin Marathons. 20 Jahre war er im Organisationskomitee vertreten, davon 15 Jahre als OK-Chef und Präsident des Amateurclub Ötzi Alpin Marathon. Über zwei Jahrzehnte prägte er gemeinsam mit einem gut eingespielten Team dieses bedeutende Sportereignis und trug dazu bei, dass diese Extremsportveranstaltung nicht nur ein sportlicher Wettbewerb, sondern auch ein gemeindeübergreifendes Gemeinschaftserlebnis wurde.
Ebenso war er auch an der Gründung des Sportkegelclubs Schnals vor fast vier Jahrzehnten maßgeblich beteiligt, dem er selbst 20 Jahre lang angehörte. Er hatte auch die Idee für die Schnalser Kegelmeisterschaft und das Mannschaftskegeln auf der Naturkegelbahn. Beides sind immer noch beliebte Kegelveranstaltungen, an denen sich alljährlich Jung und Alt aus dem ganzen Tal beteiligen.

Veranstaltungen, die den Menschen Freude bereiten

Doch das ist noch nicht alles. Peter Rainer hatte immer schon den großen Drang, Veranstaltungen zu organisieren und mitzugestalten, die den Menschen Freude bereiten. So war er sechs Jahre lang Mitorganisator und gesetzlicher Vertreter beim „Schnolser Summerfest“. Zudem übernahm er 2019 die Gesamtleitung für die Aufführung des orientalischen Märchen-Musicals „Perisade“ mit über 100 Mitwirkenden. Man könnte an dieser Stelle noch von vielen weiteren Events erzählen, doch das würde wohl den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Im gesellschaftlichen Leben von Schnals ist Peter Rainer als „Popeye“ bekannt, nicht nur wegen seiner positiven Ausstrahlung, sondern auch wegen seiner lustigen Sprüche. Er ist ein geselliger Mensch, der es versteht, Menschen zu vereinen und mit seiner Lebensfreude anzustecken. Sein Ruf als Genussmensch, leidenschaftlicher Wanderer und Liebhaber außergewöhnlicher Wetten macht ihn zu einer faszinierenden Persönlichkeit.
Es gibt Geschichten von Peter Rainer, wo er als Wetterlös sich auf allen Vieren auf die Mastaun Alm wagte, und den ganzen Weg von Unser Frau nach Vernagt im Rückwärtsschritt ging. Peter meint dazu: „Unser Leben ist ein Rätsel und jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen. Humor ist das wichtigste Werkzeug, um gut durch das Leben zu kommen und Humor ist gleichzeitig die Sprache, die jeder Mensch auf der Welt versteht.“
Ist das Ehrenamt in Not?

So denkt Peter Rainer

Peter Rainer ist nicht nur für seine Aktivitäten für die Vereine und die Gemeinschaft ein Vorbild, sondern auch für seine Haltung zum Leben. Sein Motto „Wer sich am Guten orientiert, braucht das Schlimme nicht zu fürchten“. Doch bei allem Optimismus stimmt auch ihn der fehlende Nachwuchs in den Vereinen nachdenklich. Vor allem sind es die immer mehr werdenden bürokratischen Hürden, welche die Vereinsarbeit immer mehr erschweren, man denke nur an den „Dritten Sektor“. Ein weiteres Problem sieht er auch in der großen Verantwortung der Vorsitzenden der ehrenamtlichen Vereine bei Veranstaltungen und anderen Vereinstätigkeiten. „Den politisch Verantwortlichen muss es gelingen, Hürden abzubauen und auf das absolut notwendige Maß zu beschränken. Ansonsten wird es immer weniger Freiwillige für die Vereinsarbeit geben“, so Peter Rainer. Und ohne Teamspirit kann Ehrenamt nicht funktionieren: „Auch wenn ich viel Zeit und Energie in das Ehrenamt investiert habe, ohne die richtigen Menschen zur richtigen Zeit an meiner Seite hätte ich das alles nicht bewirken können.“

Dominik Pazeller
Vinschger Sonderausgabe

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