Ein Naturnser Zeitzeugnis
„Das Dorf“ im eigenen Dorf: Das neueste Werk von Karl Prossliner wurde erstmals in Naturns aufgeführt.
Naturns - „Es ist unschwer zu erkennen, um welches Dorf es sich hier handelt“, eröffnete der Naturnser Gemeindereferent Michael Ganthaler und meinte das Filmplakat. Bis auf den letzten Platz besetzt war der Theatersaal in Naturns an jenem Freitagabend, 17. Mai. Erstmals wurde der Film „Das Dorf“ von Karl Prossliner in jenem Dorf aufgeführt, um welches es schließlich geht. Premiere gefeiert hatte der Film bereits im April in Meran, nun sollte das „Heimspiel“ stattfinden.
Die Bilder sprachen
„Ich war sehr aufgeregt, den Film in meinem Heimatdorf zu zeigen“, betonte Karl Prossliner nach dem Film. Prossliner, der in Naturns aufgewachsen ist, wollte vor dem Film nicht viele Worte darüber verlieren. „Die Bilder sprechen lassen“, meinte er. Und die Bilder sprachen. In dem über 80 Minuten dauernden Film geht es, wie sollte es auch anders sein, um das Dorf Naturns. Der Boom im Tourismus, immer höher, immer schneller, immer besser – die Landwirtschaft, die eine Grundsäule des Dorfes darstellt, Feierlichkeiten, Persönlichkeiten aus dem Dorf, Handwerk und vieles mehr werden im Film dargestellt. So wird man unter anderem Zeuge der Umbauarbeiten eines Naturnser 5-Sterne-Hotels. Der heimische Künstler Walter P. Auer lebt derweil seine Rolle als Freigeist.
Lorenzi-Acker als Ausgangspunkt
Der Ausgangspunkt des Films, der Lorenzi-Acker, der von fleißigen Einheimischen auf traditionelle Weise, passend zu den Jahreszeiten bewirtschaftet wird, zeigt die andere Seite, die traditionelle, historische des Tourismusdorfes – und steht sinnbildlich für die Entwicklung. „Viele Träume in Naturns haben sich erfüllt. Heute läuft hier alles gut“, so Prossliner. Er hatte bereits vor über 30 Jahren einen Film über sein Heimatdorf gedreht, „Naturns- Ein Dorf im Wandel der Zeit“ so der Titel damals. „Der Film ist ein wertvolles Zeitzeugnis. Eine Momentaufnahme unseres Dorfes. Wichtig für heute und wichtig für morgen“, resümierte Michael Ganthaler. Auch deshalb sei es der Gemeindeverwaltung ein wichtiges Anliegen gewesen, den Film mit rund 20.000 Euro zu unterstützen. Insgesamt wurde das Werk mit mehr als 150.000 Euro gefördert. Beiträge gab es neben der Gemeinde unter anderem auch vom Amt für Kultur, der Südtiroler Filmförderung seitens der IDM, der RAI sowie dem Touriseum.
Viel Material nicht verwendet
„Man hat die verschiedenen Richtungen gesehen“, kommentierte Ulrich Stampfer, Geschäftsführer des Tourismusvereins Naturns. Auch der Obervinschger wies auf das wichtige Zeitzeugnis hin. „Wie im Film dargestellt wird, ist hier jeder am Arbeiten. Manche schneller, manche gemütlicher“, so Stampfer. Doch blieben auch einige kritische Stimmen nicht aus. So ist für einige die Industrie zu kurz gekommen, der Film sei wenig ausgewogen. Auch die Naturnser selbst spielen im Film nur eine untergeordnete Rolle, meinten andere, zu sehr sei man auf den Tourismus und touristische Veranstaltungen fokussiert. Wie Prossliner nach dem Film aber auch erklärte, gebe es sehr viel Material, stundenlange Szenen, die im Film nicht Platz gefunden haben. Diese sollen im Rahmen einer Ausstellung im Touriseum gezeigt werden. Am Film selbst haben Prossliner und sein Team von etwa sechs Personen rund zwei Jahre lang gearbeitet.