Es brennt vielerorts
Publiziert in 9 / 2017 - Erschienen am 15. März 2017
Umweltschützer halten Rück- und Vorschau.
Pestizid-Proben im ganzen Land.
Schluderns - Der Kampf gegen den Ausbau des Skigebietes in Kurzras, der Einsatz gegen eine Anbindung von Langtaufers an das Kaunertaler Gletscherskigebiet sowie die Themen Pestizide, Elektrosmog und Landschaftsschutz waren einige der Schwerpunkte des arbeitsreichen Jahres 2016 der Umweltschutzgruppe Vinschgau (USGV). Die 8 Pestizid-Proben des Vorjahres hätten laut der Vorsitzenden Eva Prantl gezeigt, dass die neuen Landesbestimmungen nicht für einen wirklichen Schutz vor der Abdrift ausreichen. Koen Hertoge (PAN-Italia und PAN-Europe) kündigte an, dass heuer in Zusammenarbeit mit dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz im April und Mai über 40 Pestizid-Proben auf Kinderspielplätzen in ganz Südtirol gezogen werden. Die Auswertung wird wieder im Labor für Lebensmittelanalysen der Landesagentur für Umwelt in Bozen vorgenommen. „Die Politik in Bozen wird handeln müssen“, gab sich Hertoge überzeugt. Auch in Rom und Brüssel werde man das Thema aufs Tapet bringen.
„Katastrophales Jahr“
Von einem „katastrophalen Jahr“ für die Umwelt in seiner Heimatgemeinde Prad sprach Rudi Maurer. Als Beispiele nannte er die Zerstörung des Palabirn-Angers in Lichtenberg als Ensemble, in Brand gesteckte Biotop-Flächen, das Entstehen neuer Obstbauwiesen, die konventionell bewirtschaftet werden, Planierungen und weitere Eingriffe in Natur und Landschaft. „Die Entwicklungen der letzten Jahren bereiten mir große Sorgen“, so Maurer. Seitens der Gemeindeverwaltung gebe es wenig Transparenz. Engagierte und mutige Bürger seien Mangelware. Gewarnt hat Maurer vor den Folgen der Hochspannungsleitung Nauders-Glurns. Bis Glurns werde die Leitung zwar unterirdisch verlegt, „über den Köpfen in der Gewerbezone in Prad und in Agums aber wird die Strahlenbelastung entlang der bestehenden Freileitung zunehmen.“ Auch bei diesem Thema stecke die Gemeinde den Kopf in den Sand, „anstatt alles offen zu legen und rechtzeitig aktiv zu werden.“ Florian Schöpf informierte darüber, wie es dank der Unterstützung vieler Organisationen und der Mithilfe der Politik gelungen ist, die unterirdische Trasse der Hochspannungsleitung so abzuändern, dass sie außerhalb des Dorfes Mals vorbeiführt und der größte Teil von Mals strahlungsfrei bleibt. 3 Höfe werden mit magnetischen Platten abgeschirmt. In Tartsch sei die Situation weniger zufriedenstellend.
Projekt Heckenverbund
Die bereits dritte Pflanzaktion im Zuge des auf 10 Jahre ausgelegten Projekts „Heckenverbund Malser Haide“ wird heuer im Frühjahr durchgeführt. Wenngleich nur auf öffentlichen Flächen gepflanzt wird, sind die Hecken laut Peter Gasser für viele Bauern leider ein rotes Tuch. Es gebe zum Teil massive Probleme. Von 35 auf 50 angewachsen ist 2016 die Zahl der Schutzgebiete, auf die 21 Patinnen und Paten ein besonderes Auge werfen. Auch auf Fortbildungen, Lehrfahrten, Podiumsdiskussionen und Vortragsabende wurde bei der gut besuchten Vollversammlung im Vintschger Museum in Schluderns zurückgeblickt. Als nächste größere Veranstaltung kündigte Eva Prantl einen Vortrags- und Diskussionsabend zum Thema „Integrierte, biologische und Low-Input Obstproduktion im Vergleich“ mit Lucius Tamm aus der Schweiz (Departementsleiter für Nutzpflanzenwissenschaften) an, der am 30. März um 20 Uhr im Kulturhaus in Schlanders stattfindet. Im Jahr 2017 will die USGV an bisherigen Themen dranbleiben und auch neue Akzente setzen.
„Bio“ immer mehr in
Der Schludernser Vizebürgermeister Andreas Hauser zeigte sich in seinen Grußworten beeindruckt von den vielen Aktivitäten der USGV. Er ist selbst seit 20 Jahren Bio-Bauer. Wer diesen Weg einschlägt, müsse hartnäckig und konsequent bleiben. Das Wort „Bio“ sei mittlerweile auch bei konventionellen Bauern nicht mehr so sehr ein Feindbild. Hauser informierte auch darüber, dass der Gemeindeausschuss ein Herbizid-Verbot beschlossen hat. Außerdem bemühe sich die Verwaltung, dass in öffentlichen Einrichtungen möglichst biologische Lebensmittel verwendet werden. Andreas Riedl, der Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, kritisierte das neue Landesgesetz „Raum und Landschaft“. Die Anregungen, Anliegen und Vorschläge des Dachverbandes hätten im Entwurf keinen Niederschlag gefunden. Eva Prantl überreichte Riedl für seine 10-jährige Tätigkeit als Geschäftsführer einen Geschenkkorb. Einen solchen gab sie ihm auch für Griseldis Dietl mit, die seit 20 Jahren beim Dachverband tätig ist. Abgeschlossen wurde die Versammlung mit einem biologischen Buffet vom „Dorflodn Trafoier“. Sepp
Josef Laner