Gustav Kofler beim Mikrophon-Test (stehend). Am Tisch Stephan Eschertzhuber, Ulrich Ortler, Gregorio Rungger, Sabine Gruber, Stefan Haumer, Paul Schwienbacher, Benno Cardini und Ulrich Seitz (von links)

Es geht immer um‘s Leben

Gegen Vorurteile und Informationsdefizite zum Thema Organspende

Publiziert in 37 / 2019 - Erschienen am 29. Oktober 2019

Schlanders - Um diese Vorurteile durch einen Informationsabend auszuräumen, hatte der Vorsitzende des Südtiroler Nierenkrankenvereins „Nierene“, Gustav Kofler, in die Aula der Mittelschule Schlanders geladen. Dazu habe er „die Elite der Transplant-Mediziner“ von weit her fahren lassen, teilte er der bescheidenen Gruppe der Zuhörer und der prominenten Riege der Ehrengäste mit. Dass Carabinieri-Kommandant Marco Issenmann, der Leiter des Landeszentrums Transplantation Peter Zanon, der ärztliche Leiter am KH Schlanders, Robert Rainer, der Kardiologe Helmut Weiss, der Intensivmediziner Kurt Habicher, beide Schlanders, und das Ausschussmitglied des nationalen Organspenderverbandes AIDO Annamaria Saviolo, mit großem Interesse den Fachvorträgen und Wortmeldungen lauschten, war ein eindrucksvoller Beweis für die Bedeutung des Informationsabends. Der erste Vortrag von Vizekoordinator im Landeszentrum Transplantation, Ulrich Ortler, behandelte die internationalen Netzwerke. Stephan Eschertzhuber vom Landeskrankenhaus Hall in Tirol blickte auf die Rolle der Angehörigen. Der Brunecker Neurologe Gregorio Rungger befasste sich mit dem „Hirntod“. Pfarrer Paul Schwienbacher nannte die Organspende einen Akt der Nächstenliebe. Der geschäftsführende Primar der Chirurgie im KH Schlanders, Stefan Haumer, blickte in die Geschichte der Hämodialyse zurück. Der Innsbrucker Transplant-Chirurg Benno Cardini stellte Techniken zum Erhalten von Organen außerhalb des menschlichen Körpers vor. 

Durch Betroffene sensibilisieren

Zum Höhepunkt des Abends führte Moderator Ulrich Seitz in die Bedeutung von „Testimonials“ ein. Er stellte die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin Sabine Gruber als „Betroffene“ vor und bat sie, über die Zeit vor und nach dem Empfang einer Niere zu sprechen. „Ich habe keine Kontakte zu Nierenkranken, aber ich habe 2 Bücher geschrieben, in dem die Nierentransplantation vorkommt. Das war aber kein Aufarbeiten meiner Krankheit. Erfunden habe ich die Geschichte Jahre, nachdem mir meiner Mutter die Niere gespendet hatte. Die Diagnose ‚beidseitige chronische Nierenentzündung‘ habe ich als 20-Jährige bekommen. Innerhalb von 10 Jahren führte dies zum Nierenversagen und zur Dialyse in Wien. Ich hatte vorher in Venedig gearbeitet, bin aber nach Österreich gezogen, weil ich mich informiert hatte und dort als Südtirolerin auf die Warteliste kam. Es ist ein Privileg, eine Niere zu bekommen.“ Zuhörer fragten nach der Vorgangsweise, wenn der Todesfall in einem fremden Land eintrete, ob man den Spender kennenlerne und ob die Familie befragt werde, wenn man im Krankenhaus Schlanders 85-jährig sterbe. Im Anschluss bildeten sich kleinere Gesprächsrunden am Buffet des Bildungsausschusses Schlanders. 

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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