Weltladen-Latsch-Obmann Richard Theiner, die frühere Geschäftsführerin und heutige Freiwillige Dolores Stecher sowie ihr Nachfolger Patrick Riedl (v.l.).

Fair sein, fair bleiben 

Die Welt etwas fairer machen: Das wollen der Weltladen Latsch und sein neuer Geschäftsführer. 

Publiziert in 14 / 2025 - Erschienen am 28. Juli 2025

Latsch -  Am 10. September 2015 wurde der Weltladen Latsch eröffnet. Auf den Tag genau, am 10. September 2025 um 18 Uhr, feiert der Weltladen sein 10-jähriges Jubiläum. Der erste und einzige Weltladen im Vinschgau fungiert seit seiner Gründung als Genossenschaft, Obmann ist seit jeher Richard Theiner. Vieles hat sich in den vergangenen Jahren getan, eines aber ist seit den Anfängen geblieben: Die Idee, die Welt ein bisschen fairer zu machen. Kundinnen und Kunden haben diese Möglichkeit jeden Tag, mit jedem Einkauf unterstützen sie nämlich den fairen Handel und die Produzierenden bzw. besser gesagt die Menschen, die hinter den Produkten stehen. „Man kann sich sicher sein, dass im Normalfall mehr dem Bauer zugutekommt und das System gerechter ist“, erklärt Patrick Riedl. Der 40-jährige Goldrainer ist seit Anfang des Jahres neuer Geschäftsführer im Weltladen Latsch. Er folgte auf Dolores Stecher, die neun Jahre lang den Weltladen leitete und nun als Freiwillige agiert. Die Fairtrade-Zertifizierung, zu Deutsch Bestätigung für den fairen Handel, sei streng und gehe über mehrere Ebenen, wie Riedl unterstreicht. Fairtrade zertifiziert alle Glieder der Lieferkette, sodass nur zertifizierte Unternehmen Fairtrade-Produkte handeln, verarbeiten oder importieren dürfen. Eine Möglichkeit, „die Welt und das Leben ein Stück weit gerechter zu gestalten“, so Riedl, der vor seiner Tätigkeit in Latsch rund eineinhalb Jahre als Freiwilliger im Weltladen in Neumarkt tätig war. Ohnehin sind es die Freiwilligen, die einen Weltladen ausmachen. „Ohne diese würde das Konzept nicht funktionieren“, erklärt er. Der Goldrainer, der in Teilzeit arbeitet, wird von etwa 15 regelmäßigen und gelegentlichen Freiwilligen unterstützt. Insbesondere in Zeiten wie zu Weihnachten, wo es stressiger zugeht, etwa aufgrund der Geschenkkörbe, die Firmen gerne über den Weltladen für ihre Mitarbeitenden sowie Kundinnen und Kunden beziehen, ist externe Hilfe gefragt. „Unser Weltladen ist ständig auf der Suche nach Freiwilligen“, ruft Riedl zur Hilfe auf. Als Genossenschaft ist der Laden nicht auf Gewinn ausgerichtet – wirtschaftliches Ziel ist die schwarze Null; auf diese kommt er auch. 

International und lokal 

Der Weltladen Latsch bezieht seine Produkte von zig kleineren Betrieben und bestellt bei über 40 Lieferanten. Mit den Fairtrade-Zertifizierten Produkten sagt der Weltladen Nein zu Kinderarbeit und Nein zu erpresserisch niedrigem Lohn für die Produzierenden bzw. deren Mitarbeitenden und Ja zu einer nachhaltigen Wirtschaft, in der der Mensch im Mittelpunkt steht. Die Partner/innen des Weltladens leben im Hochland Perus, an der Küste der Philippinen, in den Townships von Südafrika oder an vielen anderen Orten der Welt. Sie produzieren Kaffee, Kurkuma, Bananen und vieles mehr. „Das Sortiment ist umfangreich“, weiß Riedl. Seine Kundinnen und Kunden klärt er gerne über die Herkunft der Produkte und die Geschichten dahinter auf. Neben dem Fairtrade-Sortiment fährt der Weltladen Latsch auch eine zweite Schiene. So werden zahlreiche regionale Produkte angeboten. „Hier zählt vor allem die Nähe, etwa bei Käse- und Wurstwaren“, so der Geschäftsführer. Bio-Qualität sei ein Fokus, aber kein Muss. Produzierende können mit ihren Vorschlägen an den Weltladen herantreten. Auch mit Einrichtungen wie der Lebenshilfe in Schlanders oder der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Prad arbeitet der Weltladen eng zusammen. Diese kreieren verschiedene qualitativ hochwertige Produkte wie etwa Körbe, Taschen, Tonblumen, Leseknochen, Grabkerzen, Beileidskarten sowie zahlreiche weitere. Nicht zuletzt setzt der Weltladen auf eigene Projekte und Kooperationen. In den vergangenen Jahren entstanden das Kaffeeprojekt Juanita, das gemeinsam mit den Pech Indios aus Honduras und Alps Coffee umgesetzt wurde, sowie der Apfel-Mango-Saft Malaya, eine Kooperation von Irmi Oberhofer (Vinschger Bio-Äpfel) und Mango-Anbauern von den Philippinen (Bio-Mango). Ebenfalls zu diesen besonderen Projekten gehört die Aktion „Faire Fußbälle“. Mit Fairtrade-Bällen, die aus der Bad Boyz Ballfabrik in Deutschland kommen, will der Weltladen für Gerechtigkeit und soziale Verantwortung sensibilisieren. Die Fußbälle werden ohne Kinderarbeit, unter fairen Arbeitsbedingungen und bei angemessener Bezahlung in zertifizierten Unternehmen in Pakistan hergestellt.

Sensibilisierung als wichtiger Faktor 

Durch nachhaltige Innovationen und Produktvielfalt versucht der Weltladen Latsch auch junge Kundinnen und Kunden anzusprechen und ihnen den Wert fairer sowie regionaler, bestenfalls lokaler, Produkte näherzubringen. Dies soll unter anderem durch die zahlreichen Veranstaltungen, die der Weltladen schon seit Gründungszeiten organisiert, geschehen. Alljährlich im Frühjahr findet z. B. ein faires Frühstück in Latsch statt. „Es ist die ideale Möglichkeit, um die Produkte des Weltladens zu präsentieren“, betont Riedl. Vom Kakao, Kaffee und Tee über Zucker, Bananen, Müsli, Käse, Wurstwaren und Snacks bis hin zum Apfel-Mango-Saft werden faire und lokale Lebensmittel aufgetischt. Mit zahlreichen Vorträgen setzt der Weltladen außerdem seit jeher auf Sensibilisierung. „Das zählt schließlich auch zu unserem Bildungsauftrag“, unterstreicht Riedl. Immer wieder gelingt es, renommierte Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland nach Latsch zu holen. Dabei geht es häufig um Grundsätze des fairen Handels sowie einer sozial und nachhaltig ausgerichteten Wirtschaftsweise, aber auch um das faire Reisen, Naturschutz und vieles mehr. Kurzum: Einer breiten Öffentlichkeit soll aufgezeigt werden, dass eine bessere Welt möglich ist, auch im Kleinen. 

Josef Laner
Josef Laner

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